Diese Frau will Düsseldorf essbar machen
Die Umweltdezernentin zieht Bilanz ihres Projekts „Essbare Stadt“, das Eigenanbau fördert.
Von Helga Stulgies’ Büro am Burgplatz ist es nicht weit zum Carlsplatz. Bei einem Spaziergang über den Markt erklärt die Umweltdezernentin, warum es eine gute Idee ist, dass Bürger sogar in einer eng bebauten Stadt wie Düsseldorf Obst, Gemüse und Kräuter anbauen.
Frau Stulgies, mit Ihrem Projekt haben Sie in diesem Sommer den Markthändlern hier auf dem Carlsplatz ein bisschen Konkurrenz gemacht.
Helga Stulgies Ach, wenn Kinder Beeren auf dem Spielplatz pflücken, ist das nicht gleich Konkurrenz zum Handel. Stattdessen lernen sie, wo Obst eigentlich herkommt und bekommen einen ganz anderen Zugang zu Nahrungsmitteln.
Das hat auch etwas mit Wertschätzung zu tun, oder?
Stulgies Ja, genau. Das Obst, das im Projekt „Essbare Stadt“angebaut wird, ist nicht gespritzt. Und natürlich regional. Wir haben sehr positive Rückmeldungen erhalten.
Sollen wir ein bisschen über den Markt gehen?
Stulgies Sehr gerne. Schauen Sie mal hier, die Kräuter – die kann man wunderbar in Hochbeeten selbst ziehen. Auch das gibt es im Projekt „Essbare Stadt“. Da konnten Vereine, Kirchengemeinden, Kleingärtner, aber auch Privatpersonen solche urbanen Gärten selbst bestellen. Der Kasten wird dann mit Erde und bio-zertifiziertem Saatgut geliefert.
Vollservice?
Stulgies Genau. Dafür muss man sich allerdings verpflichten, dieses Hochbeet mindestens für ein Jahr zu pflegen.
Und es muss öffentlich zugänglich sein, richtig?
Stulgies Auf privatem Grund, aber öffentlich zugänglich. Ein Schild weist darauf hin, dass Leute sich bedienen dürfen.
Das ist nicht überall zu bewerkstelligen.
Stulgies Das ist sicher richtig. Aber es gibt solche Flächen. Zum Beispiel in Vorgärten. Auch die Schulen waren sehr dankbar für das Angebot. Man kann das Thema ja auch prima in den Unterricht integrieren.
Gibt es genug Schulgärten in Düsseldorf?
Stulgies Das Thema ist gut verankert. Das Umweltamt unterstützt Lehrerinnen und Lehrer auch mit entsprechendem Material.
Haben Sie selbst den Grünen Daumen?
Stulgies Ja. Ich habe zwar keinen Garten, aber Balkone – und da wächst so einiges. Ein bisschen Salat, Tomaten und Kräuter.
Sind Sie ein Salat-Genießer? Stulgies Im Sommer auf jeden Fall. Ein frischer Salat schmeckt fantastisch. Und Tomaten liebe ich über alles.
Haben Sie ein Lieblingskraut? Stulgies Rosmarin finde ich ganz toll, der riecht so intensiv.
Und er ist nicht totzukriegen. Stulgies Ja, das ist das Praktische dabei. Thymian ist ein bisschen empfindlicher, blüht aber auch sehr schön. Und wenn eine große Majoranstaude blüht, sieht das bezaubernd aus. Die Bienen und Hummeln freuen sich auch darüber.
Ein weiterer Faktor des Projekts? Stulgies Der Insektenschutz? Ist sehr wichtig. Es geht darum, dass wir in unserer Stadt mehr Nahrungsquellen für Insekten schaffen. Sie müssten mal sehen, wie sich Hummeln an blühenden Kräutern ergötzen.
Warum sollen denn Ihrer Meinung nach überhaupt Menschen in der Stadt Gemüse anbauen? Eigentlich ist dafür ja der ländliche Raum da. Stulgies Für kleinere Mengen eignet sich auch der Anbau auf Balkonen oder Fensterbänken sehr gut. Beispielsweise für Kräuter, Tomatenpflanzen und Salat. Es ist schön zu sehen, wenn eine Pflanze sich von einem Setzling weiterentwickelt und letztlich Früchte trägt. Städter sollten sich mit Pflanzen umgeben – es macht bessere Laune!
Gute Laune – ist das der Grund, warum die Umweltdezernentin sich das Thema auf die Fahne geschrieben hat?
Stulgies Es gibt viele Gründe. „Essbare Stadt“heißt für mich auch, dass Menschen einen Zugang zu Gemüse und Obst vor Ort bekommen.
Gärtnern liegt im Trend.
Stulgies Wir fördern auch gerne Kleingartenanlagen. In die öffentlichen Bereiche solcher Anlagen würden wir zum Beispiel auch ein Hochbeet liefern.
Sie haben die Lieferfrist im Sommer verlängert. Wie ist das Projekt angenommen worden?
Stulgies Wir sind Anfang Mai gestartet, 20 Hochbeete wurden bestellt und ausgeliefert.
Und wie geht es weiter? Wird das Projekt fortgeführt?
Stulgies Ja, auf jeden Fall!
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