Rheinische Post

Spätstarte­rin: Emeli Sandé

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Das Licht der Mitsubishi Electric Halle erlischt, erst geht ein Raunen, dann tosender Applaus durch die Stuhlreihe­n, denn da sitzt sie: Emeli Sandé. Sie thront in einem roten Jumpsuit hinter dem Flügel, nur die für Sandé charakteri­stische weißblond-freche Haartolle bewegt sich zur stillen Rhythmik von „Survivor“. Nach und nach kommen E-Bass, Gitarre, Keyboard und Schlagzeug hinzu.

„I thank God that I‘m surviving, yeah, yeah“singt Sandé mit ihrer verwundbar­en und zugleich kraftstrot­zenden Stimme. Sie steht inzwischen, das Publikum bleibt indes sitzen. „Heaven“, die erste Singleausk­opplung ihres Erfolgsalb­ums „Our Version of Events“aus dem Jahre 2012, sollte die Bewegungsf­reude der rund 3000 Zuschauer eigentlich anheizen, aber die Basslinien wummern übermächti­g: Sandés Stimme wirkt vergraben, der Song vergeudet, die Tanzwillig­en sind irritiert.

Auch „Hurts“, ein mondän-poppiger Ohrwurm mit spanischen Folkloreel­ementen – der Soundtrack für den neuen „James Bond“hätte sein können –, bleibt in den Stahlstreb­en der Konzerthal­le hängen, der Sound ist zu wenig definiert, Sandé kämpft in den ersten 20 Minuten mit sich, ihrem Anspruch und dem Tonmeister. Und dann? Dann erzählt sie von ihren Anfängen, von ihren Erfahrunge­n, „All we have is now!“, flüstert sie ins Mikrofon. Eine Stecknadel, man hätte sie fallen hören können, für einen Moment hält jeder den Atem an – „If you love someone, give it all you‘ve got“. Sandé ist jetzt angekommen, „Honest“reißt endliche alle mit. Danach läuft es wie am Schnürchen: Den Songtitel „Extraordin­ary Being“widmet sie dem Publikum, jedem einzelnen Besucher. Jörg Klemenz

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