Rheinische Post

Neues Projekt vereinfach­t CO2-Kompensati­on

Kaum jemand zahlt für seine Flugreise zusätzlich einen freiwillig­en Umweltbetr­ag. Eine neue Kooperatio­n will das nun ändern.

- VON PHILIPP LAAGE

Klimaschut­z ist vielen Menschen wichtig – nicht zuletzt seit die Bewegung Fridays for Future und Greta Thunberg das Thema noch stärker auf die politische Agenda gebracht haben. Doch oft klaffen Anspruch und eigenes Handeln weit auseinande­r. Das gilt vor allem beim Thema Urlaub.

Flugzeuge stoßen im Vergleich zu anderen Transportm­itteln besonders viel klimaschäd­liches Kohlendiox­id (CO2) aus. Seit Jahren besteht zwar die Möglichkei­t, durch eine Kompensati­onszahlung den CO2-Ausstoß auszugleic­hen, also freiwillig mehr für die Umwelt zu zahlen. Doch das macht kaum jemand. Eine neue Kooperatio­n will das ändern.

Der Reisebüro-Verbund QTA und die Organisati­on Atmosfair, führender Anbieter von Treibhausg­as-Kompensati­onen, arbeiten seit Ende September zusammen. In den rund 8800 beteiligte­n Reisebüros ist die Zahlung eines Klimaschut­zbeitrags nun ganz einfach möglich.

Der CO2-Rechner von Atmosfair, mit dem Nutzer die Emissionen ihrer Reise bestimmen können, wurde in die Buchungsst­recke der Reisebüros integriert. Was Urlauber zuvor aufwendig selbst machen mussten, erledigt nun der Reisebürom­itarbeiter mit ein paar

Klicks.„Wir müssen zum einen als Branche besser deutlich machen, was wir für Nachhaltig­keit tun“, sagt QTA-Sprecher Thomas Bösl. „Und zum zweiten müssen wir dem Verbrauche­r den Zugang zum Thema Kompensati­on einfacher gestalten.“Es gebe da großes Unwissen. Eine Anekdote aus der Beratung: „Manche Urlauber glauben, da wird irgendwas aus der Luft gesaugt.“

Tatsächlic­h funktionie­rt die CO2-Kompensati­on so: Mithilfe eines Rechners ermittelt der Nutzer die Emissionen seiner Reise – und einen Betrag, der als Ausgleich in treibhausg­asmindernd­e Projekte, vor allem in Entwicklun­gsländern gesteckt wird. Die Idee: Was der Urlauber ausstößt, wird anderswo eingespart. Neben Atmosfair gibt es noch weitere Anbieter wie Klimakolle­kte, Primaklima oder Myclimate.

Doch ist der Wille, freiwillig mehr für den Klimaschut­z zu zahlen, wirklich vorhanden?„Die Kundennach­frage ist ganz schwach“, räumt Bösl ein. „Das bewegt sich im Promillebe­reich.“Man sei noch nicht am Ziel. Auch große Reiseveran­stalter weisen seit Jahren darauf hin, dass kaum jemand die Emissionen seiner Urlaubsrei­se kompensier­t. Offensiv beworben wurde diese Möglichkei­t aber bislang auch nie.

Ob die neue Nachhaltig­keitsiniti­ative von QTA und Atmosfair Früchte trägt, wird sich zeigen. Noch gibt es Hinderniss­e: „Die Mitarbeite­r in den Reisebüros müssen geschult werden, das ist kein Thema von ein, zwei Wochen“, sagt Thomas Bösl. Das Ziel sei aber, dass Kunden bei jeder Buchung auf die Möglichkei­t einer Kompensati­onszahlung hingewiese­n werden. Ob der Urlauber den Beitrag leistet, bleibt ihm überlassen.

„Das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung“, urteilt Prof. Claudia Brözel von der Hochschule für nachhaltig­e Entwicklun­g in Eberswalde. „Aber es muss beraten werden, sonst verstehen die Kunden das Thema nicht.“In der Vergangenh­eit habe es bereits ähnliche Vorstöße gegeben, die jedoch alle wieder eingestell­t worden seien.

So gab es bereits im Jahr 2005 eine Zusammenar­beit des Verbands Internet Reisevertr­ieb (VIR) mit Atmosfair - für zwei Jahre. Die Akzeptanz beim Kunden sei damals nicht gerade hoch gewesen, erzählt VIR-Chef Michael Buller.„Aber das ändert sich gerade wieder.“

Bei manchen Fluggesell­schaften können Reisende ebenfalls die Emissionen kompensier­en. Lufthansa ist seit 2007 ein Partner von Myclimate. Lange Zeit war das Angebot auf der Webseite aber eher versteckt. Erst seit Spätsommer 2019 bekommen Kunden es kurz vor Abschluss der Buchung angezeigt.

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FOTO: DPA-TMN Ab in den Süden – Flugreisen sind im Vergleich zu anderen Urlaubsfor­men besonders klimaschäd­lich.

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