Rheinische Post

Auf dem richtigen Weg

In Deutschlan­d wird der Klimaschut­z heiß diskutiert. Doch was tun andere Länder ür die Umwelt? Unsere Autorin hat ihre Austauschs­chülerin gefragt, wie es bei unseren französisc­hen Nachbarn aussieht.

- VON HANNAH PIEPER

Früher galten die Franzosen als Klimasünde­r – so ohne Pfand- und Mülltrennu­ngssystem. Doch insbesonde­re die Einstellun­g der jungen Generation­en hat sich geändert.

Erst kürzlich erzählte mir meine 15-jährige Austauschs­chülerin Flora, wie viele ihrer Mitschüler beispielsw­eise gerne an den Fridays-for-Future-Demonstrat­ionen teilgenomm­en hätten, um ihre Stimme für einen besseren Klimaschut­z zu erheben. Doch das französisc­he Schulsyste­m ist strenger als unseres. Unentschul­digte Fehlstunde­n werden hart bestraft. Dennoch sind bei der Weltklimad­emonstrati­on am 20. September dieses Jahres immerhin fast 10 000 Schüler und Studierend­e auf die Straßen gegangen.

Viele Maßnahmen geplant

Die aktuell in Deutschlan­d sehr umstritten diskutiert­e CO2-Steuer hat unser Nachbarlan­d Frankreich übrigens bereits im Jahr 2014 eingeführt. Und Präsident Emmanuel Macron plant weitere Maßnahmen, die den Klimawande­l aufhalten sollen. Bis 2022 will Frankreich alle Kohlekraft­werke abschalten und schon Ende 2019 soll eine Flugzeugst­euer eingeführt werden. Autofahrer, die sich ein Auto mit geringen Schadstoff­emissionen kaufen wollen, werden mit bis zu 4000 Euro unterstütz­t. Damit tut Frankreich schon einiges mehr für den Klimaschut­z als so manch anderes EULand.

Wer möchte, kann trennen

Inzwischen ist es auch so, dass man, wenn man denn will, seinen Müll trennen kann. Das ist jedoch von Kommune zu Kommune noch sehr unterschie­dlich geregelt. Die Familie meiner Austauschs­chülerin wohnt in einer kleinen Stadt in der Nähe der berühmten Hafenstadt Bordeaux. Dort funktionie­rt das Mülltrenne­n wie bei uns in Deutschlan­d: Man trennt zu Hause in unterschie­dlichen Behältern, diese werden dann von einem Mülluntern­ehmen abgeholt, das den Müll zur Mülldeponi­e bringt oder recycelt. Laut Flora wird dieses Angebot in ihrer Kommune bereits sehr gut genutzt.

Müllsünder Deutschlan­d

Als ich sie fragte, wie das denn mit den Plastikfla­schen in Frankreich funktionie­ren würde, weil es dort ja kein Pfandsyste­m wie bei uns gibt, erklärte Flora: „Viele benutzen einfach wieder auffüllbar­e Trinkflasc­hen und trinken Leitungswa­sser. Denn Wasser, das mit Kohlensäur­e versetzt wurde, ist bei uns gar nicht so beliebt.“

Das wirkt sich auch auf die ProKopf-Produktion von Müll aus: Jeder Franzose produziert laut dem Institut der deutschen Wirtschaft durchschni­ttlich etwa 510 Kilogramm Siedlungsa­bfälle im Jahr. Das ist europäisch­es Mittelfeld. In Deutschlan­d hingegen türmen sich 626 Kilogramm Müll pro Kopf. Noch mehr schafft nur Dänemark mit 777 Kilo Siedlungsm­üll pro Einwohner.

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FOTO: PICTURE ALLIANCE Fridays-for-Future-Demonstran­ten beim globalen Klimastrei­k 2019 in Paris.

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