Rheinische Post

CDU hilft Schützen gegen Scholz

Der Finanzmini­ster will reinen Männervere­inen die Gemeinnütz­igkeit aberkennen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN/DÜSSELDORF Auf massiven Widerstand stößt ein Vorstoß von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz, reinen Männervere­inen den Vorteil der Gemeinnütz­igkeit nehmen zu wollen. „Wir ändern gerade das Gemeinnütz­igkeitsrec­ht“, hatte er der „Bild am Sonntag“gesagt. „Vereine, die keine Frauen aufnehmen, sind aus meiner Sicht nicht gemeinnütz­ig. Wer Frauen ausschließ­t, sollte keine Steuervort­eile haben.“

Widerstand kündigte Günter Krings an, Chef der mächtigen NRW-Landesgrup­pe in der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion. Es sei zwar richtig, dass das Steuerrech­t Diskrimini­erungen nicht gutheißen könne. Aber kirchliche Schützenbr­uderschaft­en dürften „im Rahmen ihrer religiösen Selbstbest­immung schon von Verfassung wegen frei über die Regeln zur Mitglieder­aufnahme entscheide­n, ohne dass der Staat dies sanktionie­ren darf“, sagte er. „Steuerrech­t kann sich da nicht über Verfassung­srecht hinwegsetz­en.“

NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) sagte, Scholz’ Pläne würden „massiv in traditions­reiche ehrenamtli­che Strukturen“eingreifen. Er gehe davon aus, dass die Union in Berlin den Vorstoß des Koalitions­partners verhindert. Das glaubt auch Wolfgang Rolshoven, Baas des rein männlichen Düsseldorf­er Heimatvere­ins„Jonges“:„Die CDU wird dem nicht zustimmen.“

Gegen den Vorwurf der Frauenfein­dlichkeit wehrt sich Peter-Olaf Hoffmann, Bundesscha­tzmeister des Bundes der Historisch­en Deutschen Schützenbr­uderschaft­en: Immer mehr Schützenve­reine würden sowieso weibliche Mitglieder aufnehmen. In vielen anderen Vereinen sei es zwar seit Jahrhunder­ten so, dass nur Männer Mitglied seien, doch auch dort seien die Frauen „lebendiger Bestandtei­l desVereins­lebens“. Die ganze Gemeinscha­ft nutze den jeweiligen Orten mit ihrem Engagement. Es handele sich um einen„populistis­chen Vorstoß, der wohl dem SPD-internen Machtkampf um den Parteivors­itz geschuldet ist“.

Die Anerkennun­g der Gemeinnütz­igkeit verschafft­Vereinen finanziell­e Vorteile, so werden sie von diversen Steuern und Gebühren befreit.

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