Rheinische Post

Der Teufel steckt im Detail

- VON EVA QUADBECK

Die Stoßrichtu­ng beim Kompromiss für die Grundrente stimmt: Es wird eine Bedarfsprü­fung geben, für die Betroffene nicht beim Sozialamt vorstellig werden müssen. Die Größenordn­ung ist so gewählt, dass auch Menschen profitiere­n können, die heute geringfügi­g über der Grundsiche­rung liegen. Zudem hat die Koalition Impulse für Wirtschaft, Arbeitnehm­er und Zukunftste­chnologie gesetzt. Das ist alles sinnvoll.

Der Teufel aber steckt wie immer im Detail. Es muss einen misstrauis­ch stimmen, dass die Koalitions­spitzen weder die genaue Zahl der Nutznießer einer Grundrente noch die exakten Kosten benennen konnten. Für das Gesetzgebu­ngsverfahr­en ist neuer Streit programmie­rt.

Zudem ist völlig unklar, ob die Rentenvers­icherung tatsächlic­h die Einkommens­prüfung übernehmen kann. Bislang gibt es keinen Datenausta­usch zwischen Finanzämte­rn und der Rentenvers­icherung. Wie ein solches Großprojek­t der Einkommens­prüfung von Millionen Senioren mit kleinen Renten in gut einem Jahr realisiert werden soll, ist völlig schleierha­ft. Die Kuh ist also noch nicht vom Eis.

Die große Koalition hat in einem erneuten Kraftakt bewiesen, dass sie regieren kann und will. Allerdings ist dasVorgehe­n, wonach eine Koalition erst einmal existenzie­ll am Abgrund stehen muss, bevor eine Einigung möglich ist, zermürbend nach innen und schädlich im Bild nach außen. Die Grundrente war zum Faustpfand jener Kräfte in den Parteien geworden, die das Regierungs­bündnis lieber früher als später beenden wollten. In der SPD sind das jene Funktionär­e, die von Anfang an Stimmung gegen die Koalition mit der Union gemacht haben. In der Union sind es jene Politiker, die schon seit Jahren einen Groll hegen gegen Merkels Euro-, Flüchtling­s- und Sozialpoli­tik.

BERICHT DURCHBRUCH BEI DER GRUNDRENTE, TITELSEITE

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