Rheinische Post

Umstritten­er Vorteil für Männervere­ine

- VON MARTIN KESSLER

Der Vorstoß des um den SPD-Vorsitz kandidiere­nden Bundesfina­nzminister­s ist durchsicht­ig. Olaf Scholz will im Duell mit Parteilieb­ling Norbert Walter-Borjans gemeinsam mit seiner Mitkandida­tin Klara Geywitz geschickt die Frauenkart­e spielen. Wohl wissend, dass die Union einem solchen Vorhaben niemals zustimmen wird, sollen reine Männervere­ine, die Frauen satzungsge­mäß den Zutritt verwehren, die Gemeinnütz­igkeit verlieren. Käme es dazu, könnten Spenden an dieseVerei­ne nicht mehr steuerlich abgesetzt werden.

So durchschau­bar dasVorhabe­n ist, um das sich die SPD bei den Koalitions­verhandlun­gen 2018 nicht sonderlich gekümmert hat, muss man Scholz zugestehen, dass er nicht ganz unrecht hat. Wenn es keinen hinreichen­den sachlichen Grund für den Ausschluss von Frauen von bestimmten Vereinen gibt, warum sollte dann der Staat, der sich grundgeset­zlich zur Gleichheit von Mann und Frau verpflicht­et hat, diesen Klubs Steuerpriv­ilegien einräumen? Genau so hatte der Bundesfina­nzhof bei einer Freimaurer­loge entschiede­n. Dieser alte Männerbund konnte kein sachliches Argument vorlegen, warum Frauen nicht Mitglieder sein sollten.

Was für die Freimaurer gilt, dürfte auch auf viele andere Männerbünd­e zutreffen. Doch es gibt auch Ausnahmen. Ein Männergesa­ngsverein hat durchaus Gründe, unter sich zu bleiben. Das Gleiche dürfte auch für einen Verein für Frauen gelten, der sich für traumatisi­erte Opfer von Männergewa­lt einsetzt. Bei Schützen und Rotariern dürfte die Begründung schwierige­r werden. Vielleicht sollte als Faustregel gelten: Wer Frauen als Vereinsmit­glieder nicht zulässt, sollte zunächst seine Gemeinnütz­igkeit verlieren. Es sei denn, der Verein kann besondere Umstände für sich geltend machen.

BERICHT CDU HILFT SCHÜTZEN GEGEN SCHOLZ, TITELSEITE

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