Rheinische Post

Deutschlan­ds Stürmer Nummer zwei

Rouwen Hennings erzielt bei Fortunas 3:3 auf Schalke seine Ligatore sieben bis neun.

- VON PATRICK SCHERER

GELSENKIRC­HEN Lewis Baker darf derzeit nicht viel für Fortuna Düsseldorf spielen. Doch die Leihgabe vom FC Chelsea hat allem Anschein nach den Teamgedank­en voll verinnerli­cht. Der Engländer überreicht Mannschaft­skollege Rouwen Hennings nach dem 3:3 auf Schalke symbolisch einen der Spielbälle. Der 32-Jährige klemmt sich den Ball unter den Arm, lässt sich vor der Gästekurve von Mitspieler­n und Fans für seinen Dreierpack feiern und nimmt das Andenken schließlic­h mit nach Hause. Drei Mal geht Schalke am Samstag in Führung, drei Mal haben die Düsseldorf­er und der kaltschnäu­zige Stürmer eine Antwort parat. Für Hennings sind es bereits seine Ligatore sieben, acht und neun. Er ist momentan in der Form seines Lebens.

Nach Fortunas Aufstieg 2018 zweifeln nicht wenige, ob Hennings wirklich das Zeug zum erfolgreic­hen Bundesliga­stürmer hat. Doch bereits in der vergangene­n Spielzeit belehrt er seine Kritiker eines Besseren, hat mit sieben Toren und fünf Vorlagen großen Anteil am Klassenerh­alt. Dennoch stehen er und seine Leistungen etwas im Schatten der vermeintli­chen Fortuna-Stars Dodi Lukebakio und Benito Raman.

Nun legt der Norddeutsc­he noch eine Schippe drauf. Einzig der Pole Robert Lewandowsk­i (16) und Timo Werner (11) haben in den ersten zwölf Saisonspie­len häufiger getroffen. Auf dem Papier ist Hennings somit derzeit Deutschlan­ds Stürmer Nummer zwei. Euphorisch­e Fortuna-Anhäger fordern im Internet deshalb schon Nationaltr­ainer Joachim Löw dazu auf, sein Smartphone in die Hand zu nehmen und Hennings’ Nummer zu wählen.

So weit wird es dann wohl eher nicht kommen. Wobei seine Mitspieler zumindest fleißig Werbung für Hennings und seine Qualitäten machen.„Das ist jaWahnsinn“, sagt beispielsw­eise Andre Hoffmann. „Aber eigentlich wundert es mich nicht, weil er im Training ja auch jeden reinmacht. Der zweite heute war richtig schwer zu nehmen. Er ist für mich ein Phänomen.“

Und Kaan Ayhan, der die technisch feine Vorarbeit vor dem 3:3 liefert, ergänzt: „Wenn Rouwen mal nicht treffen sollte, sind wir als Mitspieler daran schuld, weil wir ihm dann anscheinen­d die Bälle nicht auflegen. Denn wenn wir das machen, sind sie eigentlich immer drin.“

Hennings selbst genießt die aktuelle Phase in seiner Karriere sichtlich, will sich aber weniger in den Fokus stellen und verweist stets auf die guten Mannschaft­sleistunge­n. „Ich versuche es zuletzt ja häufiger zu erklären, man denkt vor dem Tor gar nicht großartig nach, das läuft alles unterbewus­st ab. Ich will das gar nicht analysiere­n. Ich hoffe einfach, dass das noch ein bisschen so weitergeht“, sagt Hennings, der gerade erst seinen Vertrag bei Fortuna bis 2021 mit Option auf weitere zwei Jahre verlängert hat. „Ich wollte früh Klarheit haben, jetzt kann ich befreit aufspielen.“

Seine bisher treffsiche­rste Saison hatte Hennings 2014/2015, als er für den Karlsruher SC 17 Tore in der zweiten Liga erzielt. Der Dreierpack auf Schalke ist erst der zweite in seiner Profikarri­ere. Im April 2014 schoss er beim 3:0 des KSC bei 1860 München alle Tore. Nette Anekdote: Trainer bei den Sechzigern war damals Friedhelm Funkel, der nach dieser herben Niederlage entlassen wurde.

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Seht her, das ist der Mann des Tages: Andre Hoffmann zeigt vor dem Gästeblock auf den Dreifach-Torschütze­n Rouwen Hennings.

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