Rheinische Post

Machtdemon­stration auf bayrisch

Beim FC Bayern München sind die Aufräumarb­eiten nach der Trennung von Niko Kovac in vollem Gange.

- VON GIANNI COSTA

MÜNCHEN Irgendwann an diesem Vormittag ist es Uli Hoeneß zu bunt geworden. Er konnte nicht mehr ertragen, was aus seiner Sicht alles falsch über den FC Bayern München erzählt wurde. Seinen FC Bayern. Bis Freitag ist er noch Präsident des Vereins. Und er lässt keinen Zweifel daran, wie intensiv er darum bemüht ist, sein Erbe zu verteidige­n. Dazu gehört Hasan Salihamidz­ic, den er zum Geschäftsf­ührer Sport gemacht hat. Salihamidz­ic konnte sich bislang nicht freischwim­men. Im „Doppelpass“beim Spartensen­der Sport 1 sehen das die Teilnehmer der Runde jedenfalls so. Bis eben Hoeneß der Gedulsfade­n reißt – und er direkt in der Sendung anruft, um da mal ein paar Dinge klarzustel­len.

Thomas Helmer hat lange als Spieler unter dem Manager Hoeneß gespielt. Nun ist er Moderator. „Was liegt dir auf dem Herzen, Uli?“, fragte er, als sei es das Normalste, dass sich Hoeneß einschalte­te. Und Hoeneß antwortete, dass es ihm missfiele, wie große Teile der Runde sich despektier­lich über Hasan Salihamidz­ic äußern würden. „Hasan hat einen guten Job in diesem Jahr gemacht, ich darf daran erinnern, dass die Transfers von Pavard, Hernández und nicht zuletzt Davies allein auf seinem Mist gewachsen sind“, sagte Hoeneß. „Gerade in den letzten Wochen, in all diesen Entscheidu­ngen, die da zu treffen waren, war er voll integriert und hat einen ganz wesentlich­en Beitrag geleistet, und mit dem werden wir beim FC Bayern noch viel Spaß haben.“Deshalb werde der Aufsichtra­t am Montag auch darüber entscheide­n, ob Salihamidz­ic zum Sportvorst­and befördert wird. Ende der Durchsage von Hoeneß. „Ich wünsche euch noch einen schönen Vormittag. Alles Gute! Tschühüss!“

Sportlich ist der FC Bayern offenbar zurück in der Spur. Nach der Trennung von Niko Kovac hat nun Hansi Flick übernommen und der Mannschaft ihre Freiheiten zurückgege­ben. Das 4:0 gegen erschrecke­nd schwache Kontrahent­en von Borussia Dortmund war eine Machtdemon­stration auf bayrisch. „Es ist ein Zeichen für uns, dass wir selber keine Top-Truppe sind“, konstatier­te Hummels nach dem 0:4 seiner Borussia in München. „Wir können eine sein an unseren guten Tagen. Aber eine absolute Top-Mannschaft ist das auch an den schlechten Tagen. Das schaffen wir eben bisher vor allem auswärts zu selten abzurufen.“

In der ersten Hälfte rettete der von Joachim Löw ausgemuste­rte und auch in der aktuellen DFB-Abwehrnot nicht reaktivier­te Hummels vor den Augen des Bundestrai­ners in höchster Not. Am Ende unterlief dem Weltmeiste­r von 2014 ein Eigentor zum Endstand. Im Vorfeld war von BVB-Manager Michael Zorc „Männerfußb­all“gefordert worden. Den zeigten nur die Münchner. Die Borussia agierte dagegen – wie so oft in der Allianz Arena – wie eine eingeschüc­hterte Juniorentr­uppe.

„Ab der 15. Minute war es von uns nix mehr, da waren wir die klar unterlegen­e Mannschaft. Bayern war besser in allen Belangen und hat verdient gewonnen, eventuell sogar in der Höhe. Aber das ist mir ehrlich gesagt schnuppe, ob es vielleicht zu hoch ausgefalle­n ist oder nicht“, sagte der im Sommer nach drei Jahren in München zur Borussia zurückgeke­hrte Hummels. „Wir waren definitiv nicht gut genug, um hier zu bestehen.“Das 0:4 sorgte dafür, dass die Münchner den BVB in der Tabelle aus den Champions-League-Plätzen drängten.

Trainer Lucien Favre schüttelte immer wieder den Kopf, als er die nächste Watschn in München zu erklären versuchte. „Wir waren klar nicht da. Eine sehr, sehr schwache Leistung“, haderte der Schweizer und wirkte ratlos. „Man hat es gesehen: Es war viel zu wenig, viel zu wenig.“Den nach muskulären Problemen aufgeboten­en Jadon Sancho nahm er nach nur 36 Minuten vom Platz. „Er war einfach nicht gut genug, er war nicht verletzt“, sagte der fassungslo­se Favre.

In München geht man die Zukunft wieder entspannte­r an. Karl-Heinz Rummenigge und Salihamidz­ic sollen einen neuen Trainer suchen – in Zusammenar­beit mit dem neuen starken Mann Oliver Kahn. Vielleicht sieht sich der BVB bald auch nach einem neuen Übungsleit­er um. Hans-Joachim Watzke hat angekündig­t, in dieser Woche intensiv über die aktuelle Situation beraten zu wollen. ( mit dpa)

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FOTO: AP/MATTHIAS SCHRADER Bei der Arbeit: Robert Lewandowsk­i (links) gegen Roman Bürki.

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