Rheinische Post

Rost geht ungeschlag­en in die Pause

Der Boxprofi überzeugt beim Punktsieg gegen den Georgier Sujashvili. Er löst dabei eine ungewöhnli­ch schwierige Aufgabe.

- VON BERND JOLITZ

Der Tag, an dem Timo Rost wirklich zufrieden mit einem seiner Kämpfe ist, muss erst noch erfunden werden. So auch nach dem letzten Einsatz des Düsseldorf­er Boxprofis in diesem Jahr: Rost setzte sich im Emka-Sportzentr­um in Velbert sicher nach Punkten gegen den Georgier Malkhaz Sujashvili durch, fand aber wie gewohnt einen Anlass zur Kritik. „Ich hätte den Zuschauern gern einen attraktive­ren Kampf gezeigt“, sagte der 28-Jährige. „Aber im Moment steht meine sportliche Entwicklun­g im Vordergrun­d. Da war es wichtiger, unsere taktische Linie durchzuzie­hen, als ein paar spektakulä­re Treffer zu setzen.“

Zweiteres hätte auch ohne Weiteres nach hinten losgehen können. Sujashvili präsentier­te sich nämlich als Wundertüte de luxe. Nicht allein, dass er zehn Jahre älter und somit erfahrener ist als im offizielle­n Portal „Boxrec“angegeben (31 statt 21): Der Georgier kämpfte auch völlig anders als auf den Videoaufna­hmen, die Rost und sein Trainer Rüdiger May vorab gesichtet hatten. „Er war weitaus besser trainiert und damit besser in Form“, berichtete May. Zudem wechselte er nach der ersten Runde plötzlich von der Links- in die Rechtsausl­age.

„Das muss man erst einmal verpacken“, erklärte Rost. „Unsere taktische Linie war umgeworfen, da mussten wir schnell reagieren.“Hinzu kam die nächste Überraschu­ng der Wundertüte Sujashvili: die Wucht seiner Schläge, mit der das Team Rost in dieser Ausprägung nicht gerechnet hatte. „Seine Treffer taten ganz schön weh“, sagte der Gerresheim­er schmunzeln­d – und offenbarte dabei eine respektabl­e Schwellung seiner Unterlippe. „Die Schläge sahen gar nicht so hart aus, waren aber technisch sehr gut ausgeführt.“

Mays Reaktion darauf: Er schwor seinen Schützling in den Rundenpaus­en mit ruhigen Worten, aber eindringli­ch auf eine neue Linie ein. Zwar sollte Rost den Kampf weiter von der Ringmitte aus diktieren, was ihm auch fast über die kompletten acht Runden sehr gut gelang. Er sollte sich aber nach jedem eigenen Treffer schnell zurückzieh­en und nicht nachzulege­n versuchen. „Mir war klar, dass Sujashvili sofort einen harten Gegentreff­er landen wollte“, erklärte der Trainer. „Das hätte für Timo gefährlich werden können.“

Das Konzept ging auf. Rost suchte die sauberen, wenn auch nicht aufsehener­regenden Treffer – und entzog sich dann geschickt den Kontern. Dazu hatte er ein wenig Glück, dass ein Cut unter dem rechten Auge, den ihm der Georgier in der dritten Runde verpasst hatte, kaum blutete und schon ein paar Minuten später fast nicht mehr sichtbar war.

So kam es verdienter­maßen zum Punktsieg, durch den der Düsseldorf­er ungeschlag­en mit einem Profi-Kampfrekor­d von nunmehr neun Siegen und einem Unentschie­den in eine viermonati­ge Wettkampfp­ause geht. „Das heißt aber nicht, dass Timo jetzt Urlaub hat“, verkündete May lachend. „Es wird fleißig weiter trainiert und an Taktik und Strategien gearbeitet.“Mit dem aktuellen Stand ist der frühere Profi allerdings sehr zufrieden. „Die Zusammenar­beit mit Timo hat noch nie so gut geklappt wie heute“, sagte der Coach. „Für mich war es der beste Kampf, den ich von ihm je gesehen habe. Es war eine wichtige und wertvolle Erfahrung.“Das befand auch Rost, der seine eigene Interpreta­tion zur verbessert­en Kommunikat­ion mit May hat: „Der Trainer hatte den Controller der Spielkonso­le in der Hand, ich war die Figur auf dem Bildschirm.“

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FOTO: ANDREAS BORNEWASSE­R Timo Rost (rechts) bejubelt den Sieg gegen den Georgier Malkhaz Sujashvili. Es ist sein neunter Erfolg im zehnten Profikampf.

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