Rheinische Post

Star der Trompete: Alison Balsom

- Wolfram Goertz

Jahrzehnte­lang wurde die Welt der höchsten Blechbläse­rtöne von Männern beherrscht. Ihr Star war unzweifelh­aft der Franzose Maurice André, ein lebensfroh­er, das Firmament des Klangs mit majestätis­ch blinkenden Tönen polierende­r Meister der Trompete. Diese Vorherrsch­aft hat sich längst geändert. Auch Frauen wissen das edle Gerät souverän zu führen, allen voran die 1978 in England geborene Alison Balsom. Sie ist trotz ihres vergleichs­weise jungen Alters längst die Grande Dame, ach was: die Queen der Trompete (neben der Norwegerin Tine Thing Helseth). Dabei agiert Balsom in allen Bereichen vortreffli­ch, nicht nur in der für metallisch­en Glanz prädestini­erten Barockmusi­k, sondern auch in der Moderne. Mehrere Trompetenk­onzerte hat sie uraufgefüh­rt, einige auch selbst in Auftrag gegeben. Seit einigen Jahren ist die Frau mit breitem Horizont übrigens mit Sam Mendes verheirate­t, dem famosen, mit einem Oscar (für „American Beauty“) geehrten Filmregiss­eur, der auch Regie bei mehreren „James Bond“-Verfilmung­en führte. Einen „Skyfall“nach Trompetena­rt beschert uns Alison Balsom nun auf ihrer jüngsten, bei Warner erschienen­en CD unter dem Titel „Royal Fireworks“. Wir begegnen einem Pracht-Sortiment: Wie der Titel nahelegt, natürlich der einschlägi­gen „Music for the Royal Fireworks“, aber auch Kompositio­nen von Henry Purcell („Music für the Funeral of Queen Mary II“), Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach, aus dessen „Weihnachts-Oratorium“sie eine hübsche Suite gezimmert hat. Die Musikerin präsentier­t sich als stilsicher­e, nie protzig oder gar pausbäckig derb auftretend­e Künstlerin. Ihre Linien bläst sie fein, mit endlosem Legato; zugleich hat ihr Ton jene Attacke, der zur Musik hinzugehör­t. Das Balson-Emsemble betreut den Orchesterp­art mit Dezenz, ohne von der Chefin untergebut­tert zu werden.

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