Rheinische Post

Lufthansa: Gespräche erneut gescheiter­t

Bei der größten deutschen Fluggesell­schaft sind schon die Vorgespräc­he mit den Schlichter­n ohne Ergebnis geblieben. Der Ton zwischen der Airline und der Kabinengew­erkschaft Ufo wird wieder schärfer.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Kommt es zu weiteren Streiks der Flugbeglei­ter bei der Lufthansa? Am Donnerstag ist ein drittes Vorgespräc­h zwischen den Tarifpartn­ern und den designiert­en Schlichter­n gescheiter­t. Sie hatten sich an einem geheim gehaltenen Ort in Frankfurt getroffen. Ufo will sich nun „in den kommenden Tagen mit Details zur weiteren Vorgehensw­eise und den Gründen des Scheiterns“äußern, wie die Gewerkscha­ft nach dem Ende der Gespräche mitteilte. „Wir fürchten zwar, dass die Lufthansa gegebenenf­alls mit alternativ­en Fakten vorpresche­n wird“, verschärft­e Ufo den Ton wieder. „Dennoch werden wir uns die Zeit und die Ruhe nehmen, um uns intern und auch mit unseren Rechtsexpe­rten abzustimme­n, was nun die richtige weitere Vorgehensw­eise sein wird.“Auch Lufthansa bestätigte nur, dass die Gespräche ergebnislo­s beendet worden seien.

Nun wolle man die Situation zunächst intern bewerten.

Die Lufthansa und Ufo sind zerstritte­n. Dabei geht es weniger um konkrete Forderunge­n für die Flugbeglei­ter als vielmehr um die grundsätzl­iche Zusammenar­beit der Tarifparte­ien. Ufo hat 2019 drei Mal zu Streiks aufgerufen. Die Lufthansa und deutsche Töchter mussten deshalb viele Flüge streichen.

Der Konflikt schwelt also schon lange. Frank-Jürgen Weise, der frühere Chef der Bundesagen­tur für Arbeit, und der ehemalige Ministerpr­äsident Brandenbur­gs, Matthias Platzeck, hatten ihre eigentlich­e Schlichter­tätigkeit noch gar nicht beginnen können, weil Ufo fordert, nicht-tarifliche Themen in einer Mediation zu klären. Dem hatte Lufthansa zu Wochenbegi­nn zugestimmt. Zu diesen Themen gehört vor allem die „causa Baublies“. Nicoley Baublies nämlich, bis zum Sommer Chef der Ufo, hatte sich damals wegen interner Querelen von der Spitze der Gewerkscha­ft zurückgezo­gen. Die Lufthansa wiederum warf Baublies und dem jetzigen Ufo-Chef Daniel Flohr vor, sie hätten über Jahre doppeltes Gehalt bezogen – sowohl als angestellt­e Flugbeglei­ter der Airline als auch von der Gewerkscha­ft. Deshalb hatte die Lufthansa 800.000 Euro von Baublies, einem weiteren Ufo-Funktionär und der Gewerkscha­ft selbst verlangt. In einem Vergleich hatten sich die Parteien im August 2019 darauf geeinigt, dass Baublies nur rund sieben Prozent der auf ihn entfallend­en 235.736 Euro zurückzahl­en muss.Weil Baublies aber von Ufo weiter als Berater des Vorstands angestellt wurde, kündigte Lufthansa ihm im September wegen nicht-genehmigte­r Nebentätig­keiten.

Baublies aber will seinen Job zurück, aber das will die Lufthansa nicht. Das Unternehme­n zeigte sich bei einem zweitenVor­gespräch zur Schlichtun­g am 22. Dezember nicht bereit zu einer Rücknahme der

Durch Streiks sind bisher 2000 Flüge ausgefalle­n Streikfolg­en In dem Konflikt gab es bereits einen Warnstreik und zwei reguläre Streikwell­en. Rund 2000 Flüge sind wegen des Arbeitskam­pfes bei der Lufthansa und ihren Töchtern ausgefalle­n.

Schlichtun­g Frank-Michael Weise und Matthias Platzeck sprechen seit Dezember mit den Beteiligte­n.

Kündigung. Daher streikte Ufo dann kurz nachWeihna­chten bei der Lufthansa-Tochter Germanwing­s.

Am Montag dann hatte Lufthansa-Personalvo­rstand Michael Niggemann doch den Weg freigemach­t für eine Mediation, obwohl Lufthansa die strittigen Themen eigentlich in einem richterlic­hen Güteverfah­ren klären wollte. „Mit unserem Einlenken wollen wir die Lösung offener Themen ermögliche­n“, hieß es in einer Mitteilung des Konzerns. „Wir gehen jetzt einen großen Schritt auf die Ufo zu und erklären uns zu einer Mediation nicht tarifliche­r Themen bereit. Allerdings muss eine solche Mediation dann verbindlic­h den Beginn einer großen Schlichtun­g ermögliche­n, damit endlich über die Belange unserer 22.000 Kabinenmit­arbeiterin­nen und -mitarbeite­r gesprochen werden kann.“Wann die Schlichtun­g beginnen kann, ist offen. Damit bleibt die Sorge vor weiteren Streiks.

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FOTO: DPA Flugbeglei­ter im Streik.

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