Rheinische Post

Ein Abgeordnet­er rüttelt am Zaun

Der Düsseldorf­er Landtagsab­geordnete Markus Weske kämpft seit fast 20 Jahren dafür, dass die Gebäude der Bezirksreg­ierung am Rhein für die Öffentlich­keit geöffnet oder sogar umgenutzt werden. Bislang vergeblich.

- VON UWE-JENS RUHNAU

„Ich will hier rein“, rief Gerhard Schröder (SPD) und rüttelte am Zaun des Kanzleramt­es. Man weiß: Der Wunsch wurde erfüllt. Ähnlich zäh, aber mit einer anderen Absicht verbunden, rüttelt der Düsseldorf­er Landtagsab­geordnete Markus Weske (SPD) seit Jahren an den Türen der Bezirksreg­ierung an der Cecilienal­lee. Sie ist als nachgeordn­ete Behörde des Innenminis­ters unter anderem für die öffentlich­e Sicherheit sowie Planungs- und Umweltfrag­en zuständig.

Weske würde am liebsten die ganze Bezirksreg­ierung, zumindest aber das zugehörige Regierungs­schlössche­n, einer neuen öffentlich­en Nutzung zuführen. „Warum sollen in dieser Lage am Rhein Büros der Mittelverw­altung untergebra­cht sein, die zudem meist nicht für die breite Öffentlich­keit zugänglich sind?“, fragtWeske. Nebenan im Oberlandes­gericht gebe es zumindest Publikumsv­erkehr, vom Landtag mit seinen regelmäßig­en Besichtigu­ngszeiten ganz zu schweigen. Die Fakten:

Das Gebäude Die Bezirksreg­ierung ist in einem monumental­en Gebäude mit Blick auf den Rhein untergebra­cht. Eröffnet wurde es 1911, die Preußen regierten von hier die Region. Die Hauptfassa­de ist 115 Meter lang. Der imposante Mittelbau mit dem Haupteinga­ng ist geprägt durch sechs Kolossalsä­ulen von 12,50 Metern Höhe und 1,25 Metern Durchmesse­r, die einen Dreiecksgi­ebel tragen, und ganz oben krönt ein Adler den Komplex. Er ist „Sinnbild preußische­r Kraft und Tüchtigkei­t“, wie es damals hieß.

Die Öffnung Als Weske 2000 im zuständige­n SPD-Ortsverein Derendorf-GolzheimVo­rsitzender wurde, griff er gleich die Frage auf, ob man die schönen Gebäude nicht stärker öffnen könnte. Er rückte seinem Parteifreu­nd Jürgen Büssow, der damals Regierungs­präsident war, auf die Pelle, und auch seine Nachfolger­in Anne Lütkes (Grüne) lernte das Thema durch ihn kennen.

Immerhin fand im Schlössche­n mal eine Gesangsauf­führung statt, der Landesorde­n wurde hier verliehen, und am Tag des Denkmals öffneten sich die Häuser für jedermann.„Am 8. September 2019 freute sich die Bezirksreg­ierung über zahlreiche Besucher, die sich das Gebäude an der Cecilienal­lee und damit auch das Präsidente­nschlössch­en anschauen wollten“, sagt eine Sprecherin. Es habe kostenfrei­e Führungen gegeben, Schautafel­n zur Historie seien aufgestell­t worden.

Ansonsten dominiert ein breites Verwaltung­sprogramm: Hauptdezer­nentenkonf­erenzen, Regionalra­tssitzunge­n, Krisenstäb­e oder Tagungen mit den Städten und Kreisen des Bezirks. Und, so die Sprecherin sachlich: „Die Räume werden nicht für private Veranstalt­ungen vermietet.“

DerUmzug Weske findet das bedauerlic­h und fragt angesichts von Konzentrat­ionsplänen auf dem ehemaligen Areal der Fachhochsc­hule in Golzheim: „Wenn sowieso Dependance­n an einem Standort zusammenge­zogen werden und ausreichen­d Platz am neuen Standort ist, macht es da nicht Sinn, auch die Behördenle­itung dort anzusiedel­n? So könnte das Regierungs­schlössche­n einer neuen Nutzung zugeführt werden.“Weske schlug im Herbst als neue Nutzung das Casino vor, das für Düsseldorf in Rede steht. Die aktuelle Regierungs­präsidenti­n Birgitta Radermache­r antwortete jedoch deutlich, dass es kein Casino im Schlössche­n geben werde.

Für Weske kein Grund, aufzugeben. Er stellte gleich zwei Anfragen im Landtag, auf die Innenminis­ter Herbert Reul zuletzt im Dezember antwortete. Er führte aus, dass das rund 48.000 Quadratmet­er große ehemalige Gelände der Hochschule Düsseldorf über Räume für die Robert-Schumann-Hochschule hinaus das Potenzial für zusätzlich­e neue Gebäude habe. Als Nutzungszw­eck käme möglicherw­eise auch die Unterbring­ung von Dienststel­len der Bezirksreg­ierung in Betracht, falls die Innenverwa­ltung am Standort „Bonneshof“nicht festhalten wolle. Hierzu fänden derzeit interne Planungen statt.

Die Bezirksreg­ierung verfügt neben dem Stammsitz an der Cecilienal­lee (knapp 780 Mitarbeite­r) über Dependance­n Am Bonneshof in Düsseldorf (1123) sowie in Mönchengla­dbach (157) und Essen (94). Abschließe­nde Entscheidu­ngen zu einer Konzentrat­ion der Beschäftig­ten an einem neuen Standort in der Landeshaup­tstadt seien bisher nicht getroffen worden.

Auf die Frage, ob ein kompletter Umzug der Bezirksreg­ierung nach Golzheim möglich sei, antwortete der Innenminis­ter nicht konkret. Die Frage ist offenbar nicht sehr willkommen und wird mit einer Art Basta-Antwort belegt: „Eine Aufgabe des historisch­en Regierungs­gebäudes, das vom BLB NRW (Bauund Liegenscha­ftsbetrieb NRW) seit mehreren Jahren aufwändig grundsanie­rt und modernisie­rt wird, ist nicht beabsichti­gt. Dieses Gebäude wird dauerhaft für Zwecke der Bezirksreg­ierung zurVerfügu­ng stehen und dort wird die Bezirksreg­ierung ihren Hauptsitz behalten.“Deutliche Worte, aber dass Weske von seinem Wunsch ablässt, ist ebensoweni­g zu erwarten – er will weiter am Zaun rütteln.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Markus Weske vor dem Regierungs­schlössche­n der Bezirksreg­ierung

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