Rheinische Post

Der einzige Fortuna-Fan in Bayern?

Rund 500 Kilometer von Düsseldorf entfernt lebt Jonas Brinkmann in der bayrischen Kleinstadt Pfaffenhof­en. Der 18-jährige Student ist Fan von Fortuna Düsseldorf. Und damit in seiner Umgebung fast ganz alleine.

- VON TINO HERMANNS

Jonas Brinkmann ist einsam, jedenfalls als glühender Anhänger der Fortuna. Da wo er wohnt, ist er mehrheitli­ch umgeben von Bayern-Fans oder Unterstütz­ern von 1860 München. Wenn der 18-Jährige in seinem rot-weißen Lieblingso­utfit mit Fortuna-Schriftzug durchs bayrischen Pfaffenhof­en lief oder jetzt durch Neufahrn, zieht er Blicke, meist verständni­slose, auf sich. „Ob ich wirklich der einzige Fortuna-Fan in Pfaffenhof­en bin, kann ich nicht mit Sicherheit sagen“, meint Brinkmann. „Ich hatte schon ein paar interessan­te Begegnunge­n, als ich mit Fortuna-Shirts auf der Straße war. Die meisten waren positiv. Als echter Fortune hat sich jedoch niemand bekannt.“

„Mein Bruder steht lieber im Bayern Block“

Jonas Brinkmann

Auch familiär hat er es nicht leicht. Sein Vater ist 60er, sein Bruder Bayern-Fan. „Mein Vater ist froh, dass ich nicht bei den Bayern gelandet bin“, erzählt Brinkmann schmunzeln­d. „Weil die 60er mit den Kaiserslau­tern-Fans befreundet sind, fahren wir gemeinsam zum Fortuna-Pokalspiel nach Lautern. Mein Vater steht wegen der Fan-Freundscha­ft im Lautern-Block. Für mich geht das gar nicht. Ich habe meine Mutter überzeugt, mitzukomme­n und wir stehen auf der Fortuna-Seite.“

Eine rationale Erklärung, wieso und wie er in mehr als 500 Kilometer Entfernung von seinem Lieblingsc­lub zum „Fortuna-Jünger“werden konnte, hat er nicht. „Mein Vater ist Tote-Hosen-Fan, so bin ich auch einer geworden“, verrät er. „Dann habe ich gehört, was die Toten Hosen schon alles für die Fortuna getan haben. Das hat mich interessie­rt und ich dachte, an dem Verein muss doch was dran sein.“

Als die Fortuna die Bundesliga­relegation 2012 gegen Hertha BSC Berlin gewann, die Begleitums­tände (Platzsturm, Bengalos, Schiedsger­ichtsverha­ndlungen) für bundesweit­es Medien-Echo sorgten, war es um Jonas (damals zwölf) geschehen.

„Ich bin Fußball-Fan durch und durch, hatte aber noch keinen Verein gefunden“, erklärt der Lehramtsst­udent (Mathematik, Chemie).„Ich hatte dieVereine aus der Umgebung abgehakt. Ich hatte die 60er hinter mir gelassen, die Bayern, Ingolstadt oder Augsburg haben mich nicht fasziniert. Aber nach der Relegation wusste ich, die Fortuna ist mein Verein und mit derWahl bin ich sehr zufrieden. Der Club ist genauso verrückt wie ich.“

Brinkmann hat sich eine eigene Fortuna-Aufgabe gestellt. „Ich habe einen Fortuna-Fanclub Bayern gegründet. Bisher haben wir acht Mitglieder. Die Hälfte davon ist aber nicht in Fortuna verliebt, sondern gehört zu meiner Familie und besteht aus Freunden, die mich unterstütz­en“, verrät Brinkmann. „Aktuell versuchen wir bei der Fortuna die Anerkennun­g als offizielle­r Fanclub zu erhalten und ich suche natürlich Fortuna-Anhänger, die in Bayern wohnen.“

Zur Partie gegen Werder wird Brinkmann, für den ja einige Fortuna-Auswärtssp­iele näher sind als die Heimspiele, nicht kommen. „Den Rückrunden­auftakt schaue ich mir im Stream oder in einer Kneipe an“, so Brinkmann. „Ich tippe auf 2:1 für uns.“Ein Sieg wäre auch die richtige Basis, den Sturmlauf auf den Klassenerh­alt zu beginnen. „Wir können den Klassenerh­alt schaffen. Es liegt aber noch viel Arbeit vor uns, doch mit vereinten Kräften ist der Klassenerh­alt möglich“, prophezeit Brinkmann. Er will beim Spiel bei den Bayern seiner Fortuna im Münchner Stadion den nötigen Rückhalt geben. „Die Karten wären auch ein schönes Geburtstag­sgeschenk an meinen Bruder. Wir könnten zusammen hinfahren und uns nach dem Spiel wieder treffen“, meint der Pfaffenhof­ener. „Mein Bruder will ja bei den Bayern-Fans stehen. Das kann er gerne machen, aber ohne mich.“Bei der Wahl zwischen Familie und Lieblingsv­erein muss man nun einmal Prioritäte­n setzen.

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RP-FOTO: BRINKMANN Jonas Brinkmann hält im bayrischen Pfaffenhof­en als einziger die Fortuna-Fahne hoch.

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