Eine zweite Chance für alte Geräte
Mitarbeiter der Berner Group schraubten in Benrath an Toastern, einem Thermomix – und dem Wasserkocher der RP-Redaktion.
BENRATH Christian Eck ist Logistiker und arbeitet bei der Berner Group in Köln. Seit er 15 Jahre alt ist, ist das Schrauben sein Hobby: an Mofas, Autos, Musikanlagen – und gestern auch am defekten Wasserkocher der RP-Redaktion. Viele Informationen bekam er nicht:„Er kocht kein Wasser mehr“, war der einzige Hinweis, mit dem sich Eck an die Arbeit machte.
Eck und sechs seiner Kollegen halfen gestern ehrenamtlich im Repair Café des Zentrum plus in Benrath aus. Für das Unternehmen war es eine Teambuilding-Maßnahme und eine Bestrebung, das soziale Engagement der Mitarbeiter des Technikunternehmens zu fördern.
Zustande gekommen ist der Kontakt zwischen Berner Group und Zentrum plus auf dem persönlichen Weg: Dieter Hilgenstock tüftelt seit drei Jahren im Repair Café, sein Sohn Martin arbeitet bei Berner.
Das Repair Café im Benrather Zentrum plus findet einmal im Monat statt. Ehrenamtliche Schrauber versuchen dort, defekte technische Geräte zu retten – kostenlos, aber ohne Garantie auf Erfolg.
„Im Grunde gibt es zwei mögliche Fehlerquellen: die Platte oder das Heizelement“, erklärt Christian Eck mit Blick auf den kaputten Wasserkocher aus dem Büro. „Wenn es die Platte ist, kriege ich das hin. Beim Heizelement wird es schwierig.“Zum Repair Café haben die Mitarbeiter der Berner Gruppe eine Werkzeugspende für das Zentrum plus mitgebracht, Eck hat außerdem seinen eigenen Lötkolben dabei. Den braucht er diesmal nicht: Mit dem Schraubendreher öffnet er die beiden Komponenten des Wasserkochers, mit Elektroden misst er, wo es hakt. Glücklich sieht er nicht aus, als er die Bodenplatte zur Seite legt. „Hier scheint alles in Ordnung zu sein“, sagt der Schrauber.
Die Idee des Repair Cafés stammt aus den Niederlanden, 2000 solcher Treffs gibt es inzwischen in Europa. „Es geht darum, etwas gegen die Wegwerf-Mentalität der Gesellschaft zu tun“, erklärt Margit Risthaus, Leiterin des Benrather Zentrum plus, in dem das Repair Café stattfindet. „Es geht um Nachhaltigkeit, aber auch um sozialen Austausch“, sagt Varinia Pauli, Sprecherin der Berner Group. Die Mitarbeiter sollen in Kontakt mit den Menschen kommen, arbeiten mit den oft älteren Technikern vom Repair Café zusammen.„Solche persönlichen Begegnungen werden oft unterschätzt“, sagt Pauli.
Inzwischen hat Christian Eck die Fehlerquelle des Wasserkochers weiter eingegrenzt. „Alle Kabel und Kontakte sind intakt“, sagt er, schaltet das Gerät an und hält die Hand vorsichtig gegen die Heizspirale. „Aber hier wird nichts warm. Da kann ich nichts machen.“Auch ein zweiter hinzugerufener Tüftler gab zu, von der Heizeinrichtung lieber die Finger lassen zu wollen.
Der Aktionstag der Berner Gruppe im Repair Café war ein voller Erfolg. 60 Geräte wurden abgegeben, 30 davon konnten die Schrauber reparieren. Vier sind noch übrig und werden im nächsten Repair Café drankommen. „Wir sind sehr zufrieden und können uns vorstellen, so einen Aktionstag zu wiederholen – vielleicht auch am Wochenende, damit Berufstätige vorbeikommen können“, sagt Margit Risthaus. Auch denen, die ihr Gerät kaputt mitnehmen mussten, hat der Tag etwas gebracht. „Jetzt kann man es immerhin mit gutem Gewissen wegwerfen“, sagt eine Dame. Dennoch scheint Christian Eck frustriert, dass er den RP-Wasserkocher nicht zum Laufen bekommen hat. „Es ist eben nichts für die Ewigkeit gebaut“, sagt er zum Abschied.