Strafzinsen und Gebührensteigerung – was tun?
Die anhaltende Niedrigzinsphase macht Anlegern das Leben schwer. Und die Preise für Bankdienstleistungen steigen weiter.
DÜSSELDORF Die Niedrigzinsphase ist ein hochgradig ärgerliches Phänomen. Für sicherheitsorientiere Anleger, die kein attraktives Zinsangebot bei Banken und Sparkassen mehr finden, und für die Geldhäuser, weil sie für jede Kundeneinlage, die sie selbst bei der Europäischen Zentralbank parken, einen Strafzins von 0,5 Prozent bezahlen müssen. Sparer müssen sich womöglich noch mehrere Jahre gedulden, ehe sie wieder nennenswert Zinsen auf ihr Erspartes bekommen. Manche Banker nennen hinter vorgehaltener Hand das Beispiel Japan und sagen voraus, die Niedrigzinsphase würde noch zehn Jahre dauern. Bis dahin frisst die Inflation Teile des realen Geldvermögens auf, und die Gebühren der Banken steigen weiter. Was tun?
Bargeld kostet keine Gebühren. Also kommt so mancher auf die Idee, das Ersparte oder Teile davon als Haufen von Scheinen zu Hause oder in einem Safe zu horten, um den Negativzinsen zu entgehen. Hört sich sinnvoll an, weil Bares keine Strafzinsen kostet. Ist aber gefährlich, weil es auch in der Bank beispielsweise einen Wasserschaden oder ein Feuer geben kann. „Bargeld im Schließfach ist bei den Geldhäusern nur begrenzt versichert“, warnt Stephanie Heise, Bereichsleiterin Verbraucherfinanzen bei der Verbraucherzentrale NRW. Beispiel: Sind 10.000 Euro versichert, und es waren 50.000 Euro im Safe, sind 40.000 verloren. Da wäre ein Strafzins günstiger. Außerdem steigen auch die Preise für Schließfächer. Eines von vielen Beispielen: Die Sparkasse Mönchengladbach hat zum 1. Dezember 2019 den jährlichen Preis für ein kleines Standard-Schließfach von 50 auf 60 Euro erhöht. Ein Plus von 20 Prozent.
Tagesgeld/Festgeld Manche bieten das gar nicht mehr an. Aber es gibt durchaus noch Angebote mit einer Verzinsung von einem Prozent, die zumindest einen Teil der Inflation wieder wettmachen. Auf einem Tagesgeldkonto kann man dann auch die Notfallreserve parken, die man immer haben sollte – wenn die Waschmaschine oder der Kühlschrank kaputtgeht. „Drei bis sechs Nettomonatsgehälter, je nach Größe der Familie“, empfiehlt Verbraucherschützerin Heise. Darauf entfallen ohnehin nirgendwo Strafzinsen.
Referenzkonto Wer ein Tages- oder Festgeldkonto eröffnen möchte, braucht ein Referenzkonto. Viele Banken knüpfen die Eröffnung solcher Sparkonten jedoch beispielsweise an die Existenz eines bereits bei ihrem Institut bestehenden Girokontos. Die Sparkasse Leverkusen etwa begründet dies neben Sicherheitsaspekten unter anderem damit, das Produkt im Sinne der Kunden „einfach und bequem zu halten“. Dafür kassiert die Sparkasse aber auch Gebühren.
Preisvergleich Konditionen zu vergleichen, ist ein mühsames Geschäft, weil die Angebote der Banken stark variieren. Aber es lohnt. Besonders aufmerksam sollte man sein, wenn die Preise für Bankdienstleistungen eklatant steigen. Beispiel: Die Sparkasse Leverkusen verlangt für Bargeldeinzahlungen von Nicht-Kunden seit dem vergangenen Jahr 20
Euro. Vorher kostete die Einzahlung nur 7,50 Euro. Ein anderes Beispiel: Schickt ein Kunde seine von der Sparda-Bank West angeforderten Unterlagen nicht rechtzeitig ein, erhebt die Bank ab dem zweiten Erinnerungsschreiben seit September 2019 eine Gebühr von zehn Euro, doppelt so viel wie vorher.
ETFs Die börsengehandelten Produkte gelten bei vielen Bankern mittlerweile als Standardempfehlung. Auch hier wird wie bei Aktein und und Aktienfonds in Wertpapiere investiert, aber die Kosten sind deutlich geringer als bei anderen Fonds. ETF-Sparpläne bieten auch die Möglichkeit, regelmäßig zu sparen, anstatt auf einen Schlag eine größere Summe zu investieren.
Immobilien Haus oder Wohnung sollte man nicht allein wegen niedriger Bauzinsen oder wegen Strafzinsen bei den Spareinlagen kaufen. Wer doch will, bekommt den Kredit zu günstigen Konditionen. „Andererseits sind die Preise teilweise enorm gestiegen“, warnt Heise. Und in den Metropolen könnte das Niveau noch weiter nach oben gehen. Das liegt auch daran, dass das Angebot zu klein ist. Kleines Trostpflaster für Kapitalanleger: Sie können die Zinskosten für einen Immobilienkredit immerhin von der Steuer absetzen.
Gold bleibt eine rein spekulative Geldanlage. Faustregel: Je mehr Krisenherde es auf dieser Welt gibt, umso teurer wird Gold. Kehrt Entspannung ein, fällt der Preis. Also sind starke Schwankungen an der Tagesordnung. „Außerdem wirft Gold anders als Aktien keine Dividende ab“, gibt Stephanie Heise zu bedenken. Außerdem ist der Preis zuletzt deutlich gestiegen. Der Zeitpunkt für einen Einstieg ist also gerade nicht günstig.