Eine Niederlage als Mutmacher
Es liegt im Wesen des Sports, aus einer Niederlage das Positive zu ziehen. Die nächste Aufgabe lässt schließlich nie lange auf sich warten. So ist es auch mit den deutschen Handballern nach ihrem so bitteren 24:25 gegen Kroatien im vorentscheidenden Hauptrundenspiel dieser EM. Ja, die Niederlage war unnötig. Ja, das Halbfinale ist passé. Ja, die EM an sich ist ein Dämpfer im Olympiajahr – aber es gilt eben auch: Ja, die Leistung in diesem mitreißenden Spiel in einer mitreißenden Atmosphäre in Wien macht Mut. Sie muss der Mannschaft und den Anhängern Zuversicht geben, dass das seit Jahren ausgegebene Ziel des Verbandes, im August um die Goldmedaille in Tokio mitspielen zu können, nicht zu Größenwahn verkommen ist.
Gegen abgezockte Kroaten zeigte die DHB-Auswahl endlich eine Leistung, wie sie es braucht, um auf internationalem Top-Niveau mithalten zu können und in einem Turnier in einen Lauf zu kommen. Auch frühere Nationalteams haben bei EM, WM und Olympia nicht in jedem Spiel ein Feuerwerk abgebrannt, aber wenn es in einem Turnier weit ging, war meist ein Spiel dabei, das rückblickend als Initialzündung durchging. Für eine Initialzündung fehlten am Samstagabend eine Portion Cleverness, ein bisschen Spielglück und hier und da Konzentration. Es war knapp, und das ist es, was von dieser Partie am nachhaltigsten hängen bleiben sollte.
Teams wie Frankreich und Dänemark, die bei der EM in der Vorrunde scheiterten, müssen schauen, wo sie sich ihre breite Brust für Olympia herholen, die Deutschen können nach einer mauen Vorrunde nun immerhin auf das Kroatien-Spiel bauen. Und sie sollten als nicht zu unterschätzendes Zwischenziel auf dem Schirm haben, die restlichen EM-Aufgaben ebenso eindrucksvoll anzugehen. Der Weg zum Traum von Olympia-God hat am Samstag an einer neuen Abzweigung im Prinzip noch einmal neu begonnen und wird nun über ein Qualifkationsturnier im Frühjahr weitergehen.
Für Trauer ist also keine Zeit. Auch das ist typisch im Sport.