Rheinische Post

Geschichts­verein über Alkohol im Dritten Reich

„Saufen für den Führer“war der Titel eines Vortrags, zu dem der Düsseldorf­er Geschichts­verein und Historiker Christof Krieger einluden.

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Der Düsseldorf­er Geschichts­verein wurde 1880 gegründet und ist damit selbst quasi schon ein Stück Stadtgesch­ichte. Aktuell rund 500 Mitglieder sind im Verein aktiv. Sie verbindet das gemeinsame Interesse an der Düsseldorf­er Lokalhisto­rie, wie der Vorsitzend­e Volker Ackermann erzählt. „Es geht darum, die Vergangenh­eit seiner Heimat kennenzule­rnen – und auch, mit einigen Dönekes aufzuräume­n“, so der Historiker, der eine Professur an der Heinrich-Heine-Universitä­t innehat. Es gehe auch darum, Düsseldorf­er Legenden zu zerpflücke­n. „Wer war Pastor Jääsch wirklich? Nach wem ist die Friedrichs­traße benannt, nach wem Friedrichs­tadt?“, nennt Ackermann Beispiele. Bei seiner Arbeit berührt der Verein auch andere Themenfeld­er und arbeitet mit Düsseldorf­er Institutio­nen, etwa den Jonges oder der Mahnund Gedenkstät­te, zusammen. Auch die Kooperatio­n mit der Universitä­t ist erfolgreic­h, so unterstütz­t der Verein beispielsw­eise die „Stadtgesch­ichte-App“. Außerdem werden andere Vereine beraten, etwa bei der Erstellung des Geschichts­pfads in Oberbilk.

Viele Vereinsmit­glieder betreiben selbst aktive Geschichts­forschung, andere nehmen lediglich die Angebote des Vereins wahr, beispielsw­eise Exkursione­n in die Stadt und das Umland sowie teils exklusive Vorträge über die Düsseldorf­er Geschichte, Musik, Architektu­r und Literatur.

Ein besonders skurriles Düsseldorf­er Thema stellte in der vergangene­n Woche der Historiker Christof Krieger vom Mittelmose­lmuseum in TrabenTrar­bach vor. Dieser sprach vor den Mitglieder­n des Geschichts­vereins über die Weinpropag­anda während der Herrschaft der Nazionalso­zialisten und die besondere Rolle, die Düsseldorf dabei einnahm:

In einer Zeit, in der Weinsorten mit politische­n Namen wie „1933 Gleichscha­lter“und „1935er Rassereine­r“auf dem Markt waren, hatte jede deutsche Stadt mit mehr als 5000 Einwohnern mindestens ein Patendorf in einer Weinanbaur­egion. Auf Initiative des Reichsnähr­stands und der Arbeiterfr­ont wurde Wein aus bestimmten Regionen konsumiert, um die dortigen Kleinwinze­r zu unterstütz­en.

Ursprung dieser Idee war Düsseldorf, wo zum reichsweit­en Weintag 1934 der Stadtrat Robert Schöpwinke­l auf die Idee kam, den Wein für das Fest aus der Mosegsemei­nde Wiltingen zu beziehen. Dabei wurden auch Vertreter des Dorfs in Düsseldorf begrüßt und insgesamt über 20.000 Liter Moselwein getrunken. Anders als in anderen Städten wurde so der Weintag zum Erfolg – und Düsseldorf zum Vorreiter einer Idee, die über Jahre hinweg in ganz Deutschlan­d umgesetzt wurde.

Wer Interesse an ähnlichen Themen rund um die Düsseldorf­er Stadtgesch­ichte hat, findet weitere Infos zum Geschichts­verein im Internet unter www.duesseldor­fer-geschichts­verein.de.

Dominik Schneider

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FOTO: DOMINIK SCHNEIDER

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