LOKALE WIRTSCHAFT
Die Jury der „Aktion Plagiarius“hat einem italienischen Produzenten ihren Schmähpreis verliehen, weil dieser unter der Marke der Düsseldorfer Caffè Cultura GmbH Plagiate verkaufte.
Produkte einer Düsseldorfer Firma dreist kopiert
„Man könnte einen Krimi darüber drehen“, sagt Cevdet Emeç, der Geschäftsführer der Caffè Cultura GmbH von der Graf-Adolf-Straße. Das jüngste Kapitel fürs Drehbuch hat jetzt die Jury der „Aktion Plagiarius“geschrieben: Sie brühte einen seit 2006/2007 währenden Streit frisch auf und brandmarkte eine italienische Kaffeerösterei als Plagiator. Für das kopierte Verpackungsdesign gab es eine „Auszeichnung“, also einen Negativpreis.
Die Vorgeschichte ist lang; die handelnden Personen kennen sich gut. Es geht um den Espresso-Kaffee „MariaSole“, dessen Vertriebs- und Markenrechte seit 2016/18 bei Caffè Cultura liegen. Darum hat sich eine Rösterei aus Umbrien aber nicht die Bohne geschert: Sie vertrieb Plagiate unter den Marken „MariaSole“und „MariaGrazia“. „Um eine
Abgrenzung zu den Plagiaten vorzunehmen“, erläutert die Jury die Preisvergabe, „musste Caffè Cultura sein Verpackungsdesign ändern, obwohl es alle gewerblichen Schutzrechte für das bekannte Design besitzt.“
Nicht nur das: Die Düsseldorfer GmbH, die nur an Gewerbetreibende liefert, musste vor allem die Händler überzeugen. Sie seien durch die Plagiate hinters Licht geführt worden und hätten zum Teil sehr viel Ware auf Vorrat gekauft, da die Nachahmung pro Kilo vier bis fünf Euro günstiger angeboten wurde, berichtet Cevdet Emeç.„Der Anwalt empfiehlt: ,Nehmen Sie die Kelle und hauen Sie auf jeden drauf.'“Das sei bei großen Kunden, mit denen man schließlich im Geschäft bleiben wolle, aber eine Gratwanderung.
Schadenersatzklagen, bedauert Emeç, dauerten sehr lange. „Die ganzen Gerichte sind überfüllt mit Klagen. Anderthalb Jahre sind weg, und Sie haben Ihren Fall nicht einmal vortragen können.“Komme es zu einer Verurteilung, würden Strafen verhängt, die nicht abschrecken: „Wir haben manchmal das Gefühl, dass die Richter auf der Seite des Täters sind.“
„Die Fälscher werden über die
Jahre immer raffinierter“, klagt der Geschäftsführer. „Sie brauchen nur ein paar Händler, die bereit sind mitzuspielen.“Die Plagiate seien weltweit verkauft worden. Was den Fall besonders macht: Die Fälschungen trugen sogar die Produktkennungen der Originalpackungen. „Sie haben den EAN-Code eins zu eins übernommen“, erklärt Emeç. „Stellen Sie sich vor, mir wäre das nicht aufgefallen: Der Zoll hätte geglaubt, dass die Kaffeesteuer nicht bezahlt wurde.“Also habe man eine Selbstanzeige erstattet. „Die Behörden sind nach einer gewissen Zeit aktiv geworden.“
Selbst wehrte sich die Caffè Cultura GmbH mit einer Webseite: Unter www.kaffeemarken-plagiate.com schildert Cevdet Emeç brühwarm seine Sicht der Dinge – auch die Unterschiede bei der Röstung der abgefüllten Bohnen, um die es bei der „Auszeichnung“durch die Aktion Plagiarius nicht ging. Die Düsseldorfer arbeiten mit einem Unternehmen in Sizilien zusammen, das neben der Marke MariaSole noch zwei weitere „Premiumprodukte“für Caffè Cultura herstellt. Emeç: „Wir haben weltweit viele Goldmedaillen geholt.“Der Plagiator aus Umbrien, der ebenfalls mit Sizilien warb, habe dagegen auch „Kaffee minderer Qualität“verarbeitet und so den Ruf der Düsseldorfer geschädigt. „Ohne jeglichen Skrupel werden Produkte in der EU und nicht, wie häufig vermutet, nur in Fernost kopiert“, ärgert sich Cevdet Emeç. Deshalb habe man sich auch in Italien an die Presse gewandt. „Wir können nur durch Qualität Marken schaffen“, betont er. Darum ist er der Aktion Plagiarius dankbar, die Trittbrettfahrern und Abkupferern den Zwerg mit der goldenen Nase verleiht: „Der Fälscher sollte unbedingt ,berühmt` werden.“