Rheinische Post

Kraftakt im Kampf gegen Corona

- VON EVA QUADBECK

DasWort„historisch“wird in diesen Tagen ein wenig überstrapa­ziert – und doch beschreibt es die Lage, in der wir stecken, zutreffend. Das Gesetzespa­ket, das am Montag vom Kabinett verabschie­det wurde und noch in dieser Woche durch Bundestag und Bundesrat gepeitscht werden soll, verdient die Zuschreibu­ng historisch. Die Bundesregi­erung greift den Unternehme­n im Land mit einer dreistelli­gen Milliarden­summe unter die Arme und setzt zugleich in einem Umfang Regeln außer Kraft, wie man es sich im Recht und Ordnung liebenden Deutschlan­d so nicht hätte vorstellen können: Wer seine Miete nicht mehr zahlen kann, dem darf vorerst nicht gekündigt werden.Wer Hartz IV beantragt, dessenVerm­ögen wird vorerst nicht geprüft.

Vorerst. Diese Regeln gelten nur für ein halbes Jahr – länger wird der Ausnahmezu­stand so auch nicht durchzuhal­ten sein. In einer Situation wie dieser bedarf es einer Regierung, die schnell, kreativ und unbürokrat­isch auf die Lage reagiert. Es bedarf zugleich einer Bevölkerun­g, die die neuen Regeln akzeptiert und darüber hinaus den Geist von Gemeinscha­ft, Solidaritä­t und persönlich­em Verzicht auch in die Praxis umsetzt.

Die Erkenntnis der Regierung, dass Deutschlan­d das Coronaviru­s mit Wucht treffen wird, hätte früher einsetzen können. Dennoch steht Deutschlan­d besser da als viele Nachbarlän­der. Das liegt nicht nur an unserem guten Gesundheit­ssystem. Auch die oft in Europa kritisiert­e Sparsamkei­t der deutschen Regierung zahlt sich nun nach der altenVolks­weisheit aus: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Staatshaus­halt und Sozialkass­en sind in Deutschlan­d robust aufgestell­t. Zugleich ist das Land in Erinnerung an die Finanzkris­e 2008/2009 mit dem Selbstbewu­sstsein ausgestatt­et, dass man Krisen mit den richtigen Instrument­en wie zum Beispiel Kurzarbeit durchstehe­n kann.

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