Radverkehr wird Unifach
Radeln lernt man im Studium nicht – vielmehr geht es darum, Fahrradfahrer in den Straßenverkehr zu integrieren. An sieben Hochschulen in Deutschland wurden dafür Professuren eingerichtet, eine davon in Wuppertal.
WUPPERTAL In Sachen Fahrradfreundlichkeit hat Deutschland noch einiges aufzuholen. Zu wenig Platz, zu wenig Sicherheit und zu wenig Infrastruktur — den größten Raum im Straßenverkehr nehmen Autos ein. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern. Der amtierende Bundesverkehrs- und selbsternannte Fahrradminister Andreas Scheuer möchte aus dem Autoland Deutschland eine Radnation machen - und das Thema in die Hörsäle der Universitäten holen. Zu Beginn des Jahres hat der CSU-Politiker sieben Hochschulen ihre Schecks für die „Stiftungsprofessuren Radverkehr“übergeben.
Studien haben ergeben, dass die
Zahl derer stetig zunimmt, die bei Distanzen bis zu 15 Kilometer aufs Auto verzichten und stattdessen das Fahrrad nehmen. 8,3 Millionen Euro stellt das Verkehrsministerium nun bereit, damit Radverkehr zum UniFach wird. Gefördert werden Professuren zu Radverkehrsthemen aus den Fachrichtungen Ökonomie,Verkehrsplanung, Politikwissenschaft, Psychologie, Rechtswissenschaften sowie Technik und Digitalisierung.
Die Professuren, für die sich deutschlandweit 35 Hochschulen beworben haben, gingen nach Frankfurt, Karlsruhe, Wiesbaden, Wolfenbüttel, Wildau und Kassel, und als einzige Uni in NRW nach Wuppertal.
Mit rund einer Million Euro hat die Bergische Uni nun bis zum Jahr 2023 Zeit, den Fahrrad-Studiengang, oder offiziell auch „Planungswerkzeuge für den Radverkehr der Zukunft“, auszubauen. GroßesVorbild ist dabei Dänemark: Dort sind die Radwege so attraktiv, „dass man lieber Fahrrad als Auto fährt“, sagt Felix Huber, Dekan der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen an der Universität Wuppertal.
Angedockt wird das Studium an die Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen, mit dem Ziel, „in sich geschlossene Radwegenetze mit hoher Leistungsfähigkeit zu entwickeln und städtebaulich zu integrieren“, so Ulrike Reutter, Leiterin des Forschungsgebiets Öffentliche Verkehrssysteme und Mobilitätsmanagement.
Die Schwerpunkte des Fahrrad-Studiums liegen auf den Bereichen Simulation, Reallabor und Transformation.„Im Reallabor können wir uns anschauen, wie es in der Praxis läuft“, so Reutter. Zum Beispiel, wenn ein Fahrradfahrer sehr viel langsamer fährt als ein anderer – wie sollte dann der Straßenraum aufgeteilt werden, damit derVerkehr konfliktfrei verläuft?
„Man könnte eine Spur für langsame und schnelle Radfahrer einrichten, oder eine insgesamt breitere Fahrradspur, auf der beide Platz finden. Beide Szenarien können im Reallabor durchgespielt werden, um die bestmögliche Lösung zu finden“, erklärt sie. Dazu werden die Aktionen der Fahrradfahrer aufVideo aufgezeichnet.
Für die Simulation werden diese Beobachtungen anschließend in einen Rechner eingegeben und die Bedingungen verändert: Etwa wie sich eine Zunahme des Straßenverkehrs in Stoßzeiten darauf auswirken würde, wenn langsame und schnelle Fahrradfahrer unterwegs sind. „Wir spielen die Szenarien erst am Rechner durch, um so zu sicheren Ergebnissen zu kommen“, erklärt Reutter. „Aber unser Labor ist nicht zuletzt die Straße, wir wollen das alltägliche Leben erforschen.“Es müsse viel im Stadtumfeld ausprobiert werden; durch Modellprojekte mit Kommunen, Gemeinden, Vereinen, und vor allem der Bevölkerung, um Lösungen zu finden, die allen gerecht werden.
Interdisziplinarität ist wichtig, vor allem, weil das Verhalten der Menschen einen entscheidenden Teil
Ein Biker vom Künstler Gerard
Was Nicht nur für passionierte Radler hat der Künstler Gerard die Skulptur geschaffen, die Freude an der Fortbewegung symbolisiert. Das Kunstwerk aus Metallguss mit bronzierter Oberfläche steht auf einem Marmorsockel. Es ist 18 cm hoch, 12 cm breit und 6 cm tief. Wo Erhältlich ist die Skulptur im RP-Shop (Artikelnummer: 811364) zum Preis von 138 Euro. Sie kann im RP-Shop unter 0211 505 2255 (zzgl. Versandkosten) bestellt werden oder online: www.rp-shop.de/ radsaison
der Forschung ausmache. Die Universität Wuppertal kooperiert dafür mit vielen verschiedenen Einrichtungen, zum Beispiel mit dem Forschungszentrum Jülich, dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie sowie mit niederländischen und dänischen Partnern, auf deren Erfahrungen die Forschung und Lehre in Wuppertal aufgebaut werden soll.
Auch das niederländisch-deutsche Projekt „Fresh Brains“, das in diesem Jahr den Deutschen Fahrradpreis erhalten hat, soll eingebaut werden: In dem internationalen Workshop tragen Studierende schon seit einigen Jahren neue Ideen für den Radverkehr in die Kommunen.