Rheinische Post

Enkelson macht seinen Balkon zur Bühne

Schon dreimal hat der Sänger Solokonzer­te gegeben, die auf Facebook massenhaft angeklickt werden. Fortsetzun­g folgt.

- VON MARC INGEL Kontakt

PEMPELFORT Es war am vergangene­n Dienstag, als sich Enkelson, der bürgerlich eigentlich André Degiorgio heißt, auf den Weg begab, um an den Rheinterra­ssen Musik zu machen. Das Thema Corona war da zwar schon allgegenwä­rtig, von Kontaktspe­rre oder gar Ausgangsve­rbot sprach jedoch niemand. Aber der Appell „Bleibt zu Hause!“, der machte schon die Runde. „Da habe ich mich unwohl gefühlt, die Leute saßen eng zusammen, das wollte ich nicht womöglich noch weiter anfeuern. Und da habe ich umdisponie­rt“, sagt der Sänger.

Auf der Dachterras­se seiner Wohnung an der Parkstraße, die auf einen unscheinba­ren Garagenhof hin ausgericht­et ist, baute er drei Stunden später sein Keyboard auf – und begann zu spielen, drei, vier Lieder, natürlich war sein „Düsseldorf-Song“dabei, eine Hymne, die seiner Heimatstad­t gewidmet ist. Zwischendu­rch bellte ein Hund, Menschen standen plötzlich auf ihren Balkonen, hörten andächtig zu und applaudier­ten anschließe­nd euphorisch.

Er ließ das Mini-Konzert aufVideo aufnehmen und stellte es auf Facebook. „Die Reaktion war überwältig­end“, sagt der gebürtige Gerresheim­er. Fast 7000 Likes, mehr als 1000 Kommentare kamen, „und fast alle waren positiv“, so Enkelson. „Einer war dabei, der sich darüber mokierte, ich würde ihm seine Musik aufzwingen, aber der wurde von den anderen mundtot gemacht. Er solle halt eine Viertelstu­nde sein Fenster zumachen.“Auch auf Instagram konnte man sich den Auftritt noch mal ansehen, dort war die Resonanz ähnlich positiv. Auf Youtube wurde der Mitschnitt mehr als 2300 Mal aufgerufen. Die Nutzer bedankten sich bei dem Sänger: „Was für ein Geschenk – wir waren genau gegenüber und haben kräftig mitgemacht“, heißt es da zum Beispiel. Oder: „Eine schöne Hymne, ich liebe diese Stadt und es wird immer meine Heimat sein egal wo ich bin.“Und: „Gänsehaut! Danke für diesen tollen Song.“

Enkelson wiederholt­e seinen Dachterras­sen-Auftritt, am Mittwoch, am Sonntag noch mal, „und das soll noch lange nicht das Ende sein. Ich glaube, das ist aktuell der einzige Weg für Musiker, die Menschen zu erreichen: Konzerte im Privaten spielen und die Fans über die sozialen Medien daran teilhaben lassen. Und wenn die Menschen mal 15 Minuten Corona vergessen, habe ich mein Ziel schon erreicht“, sagt Enkelson, der bereits darüber nachgedach­t hat, bei Bedarf eine kleine

Hinterhof-Tour zu veranstalt­en. „Natürlich nur, wenn sichergest­ellt ist, dass sich nicht Menschen versammeln, sondern sie sich nur online zuschalten“, betont der Songwriter.

Enkelson hat parallel gerade sein neues Musikvideo zu dem Song „Ganz normal“veröffentl­icht. Gedreht wurde in kultigen Düsseldorf­er Locations wie der Bar Petit Punch oder dem Barre-Workout-Studio Youpila. Seine Beziehung zu Düsseldorf ist eng, daher liegt ihm auch viel daran, die Menschen zu berühren und ihnen über die Krise hinwegzuhe­lfen.„Auch wenn das natürlich nicht viel ist, was ich beitragen kann, andere leisten da bedeutend mehr“, betont André Degiorgio.

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FOTO: SOTIRIS CHRISTOU Enkelson spielt auf seiner Dachterras­se ein Konzert für die Nachbarn. Und viele Fans nehmen über die sozialen Medien Anteil.

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