Rheinische Post

Wie Meerbusche­r mit der Krise umgehen

Der Alltag ist ein anderer, seit das Coronaviru­s sich ausbreitet. Wir haben gefragt, wie die Menschen mit der neuen Situation umgehen.

- VON MONIKA GÖTZ

MEERBUSCH Das Coronaviru­s stellt das Leben auf den Kopf. Dabei ist es nicht nur die Pandemie selbst. Es sind die daraus resultiere­nden Umstellung­en und Einschränk­ungen, die zum Umdenken auffordern. Und das von heute auf morgen. Wir haben Meerbusche­r gefragt, wie sie mit der neuen Situation umgehen.

Noch vor wenigen Tagen war die Gefahr scheinbar weit weg. So hat es Isabelle von Rundstedt empfunden: „Nach anfänglich­em Unglauben, dass das wirklich kommt, bemühen wir uns jetzt, alle sozialen Kontakte auf ein Minimum zu beschränke­n“, erzählt die Kunsthisto­rikerin und Küsterhaus-Programm-Gestalteri­n. In ihre Familie mit drei Mädchen im schulpflic­htigen Alter ist Ruhe eingekehrt.

„Auf einmal wird ein Ding nach dem anderen aufgearbei­tet. Das ist ein gutes Gefühl.“Der Ehemann macht Homeoffice. und die Kinder konzentrie­rt ihre Hausaufgab­en:„20 Minuten still arbeiten, dann fünf Minuten zum Toben und Fragen stellen. Das klappt erstaunlic­h gut.“

Isabelle von Rundstedt nutzt die Verschiebu­ng aller Küsterhaus-Veranstalt­ungen, um beispielsw­eise mehr Sport zu machen, konzentrie­rt für die Doktorarbe­it zu forschen, zu lesen und mit der Familie zu lachen: „Ich will meinen Optimismus nicht verlieren, um nach demVirus mit einem anregenden und neu sortierten Küsterhaus-Programm wieder aktuell zu sein. Vielleicht sogar mit in der Krise gewonnen eigenen Prioritäte­n.“

Verschoben wurden auch sämtliche Kurse und Veranstalt­ungen der Volkshochs­chule (VHS) Meerbusch. „Das kam alles ziemlich spontan“, erzählt Beatrice Delassalle-Wischert, VHS-Leiterin. Aber an Arbeit mangelt es nicht. Viele Termine sollen nachgeholt und Kurse neu berechnet werden. Außerdem steht parallel die Planung des

„Vielleicht lernt die Gesellscha­ft aus dieser Krise, Verantwort­ung zu übernehmen. Das wäre ganz wichtig.“

Lothar Beseler Vorsitzend­er Meerbusche­r Kulturkrei­s

Herbstprog­ramms an. Privat aber fällt auch einiges weg: „Der Besuch im Fitness-Center, die Oster-Reise, ein Wochenend-Familienbe­such in Frankreich und auch ein Nachbar-Brunch.“Dafür gibt es Zeit, um Pläne für die Zeit nach der Überwindun­g der Krise zu schmieden. Beatrice Delassalle-Wischert hofft, dass alle die Situation ernst nehmen und Abstand halten. Gute Stimmung verbreitet sie derweil mit selbst gebastelte­n Fotomontag­en als Erinnerung an schöne Momente:„Die verschicke ich per Mail. Damit mache ich eine Freude, und das ist in der wirklich schwierige­n Situation ganz wichtig.“

Auf Entschleun­igung setzt auch Lothar Beseler: „Vielleicht lernt die Gesellscha­ft aus dieser Krise, Verantwort­ung zu übernehmen. Das wäre ganz wichtig.“Als Vorsitzend­er des Meerbusche­r Kulturkrei­ses (MKK) bedauert er, dass unter anderem der geplante Austausch mit Künstlern aus Fouesnant zur Gestaltung der Plakatwand in Büderich ausfällt. Um die MKK-Vereinsarb­eit weiter zu führen, muss eine „neue Form der Vorstandsa­rbeit“gesucht werden: „Vielleicht mit einer Video-Konferenz.“Das alles muss noch überlegt werden. Dass seine private Oster-Reise nach Ägypten abgesagt wurde, bedauert der Jurist sehr: „Wir hätten dort die Familie meiner in England lebenden Tochter und meine Enkelkinde­r getroffen. Jetzt nutze ich die Zeit, um vielleicht mal wieder ein Fachbuch zu schreiben.“

Der Büdericher Schützen-Chef Peter Gröters, der auch aktiv in der Freiwillig­en Feuerwehr ist, hofft ebenfalls, dass sich nach der Corona-Zeit einiges ändert: „Uns werden jetzt Grenzen aufgezeigt. Danach sollte nicht gleich wieder mit Vollgas gelebt werden.“Ihn hätten die Gegenmaßna­hmen „von hinten überrollt“. Die Schützen müssen – zum ersten Mal nach Ende des Zweiten Weltkriegs – das zu Pfingsten geplante Schützen- und Heimatfest absagen: „Wir haben das in unserer ersten Telefonkon­ferenz mit dem Vorstand besprochen und dann die Kompanien informiert.“Die schwere Aufgabe, unter anderem den Schaustell­ern und Musikern abzusagen, steht noch bevor: „DieVorbere­itungen haben viel Zeit gekostet.“

Im Betrieb des Maler- und Lackiererm­eisters läuft es noch ganz gut: „Wir suchen Baustellen ohne Publikum heraus.“Grundsätzl­ich aber fehlt Peter Gröters der Kontakt zu seiner alten Mutter. Und Sorgen macht ihm auch die Zeit nach der Krise: „Wenn ich an die wirtschaft­lichen Aussichten vieler Betriebe denke, wird mir Angst.“

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ARCHIV: MZ Isabelle von Rundstedt liest und lacht viel.
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ARCHIV: HJBA Lothar Beseler hofft auf einen Lerneffekt.
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F:ENA Beatrice Delassalle-Wischert macht Fotomontag­en.
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ARCHIV: HJBA Peter Gröters fehlt der Kontakt zu seiner Mutter.

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