Rheinische Post

Fortunas Lungenpati­ent mahnt zur Vorsicht

Kenan Karaman hat gerade erst ein hartnäckig­es Lungenviru­s besiegt. Nun warnt er die Bevölkerun­g davor, Corona zu unterschät­zen.

- VON PATRICK SCHERER

Im Januar sitzt Kenan Karaman während des Trainingsl­agers in Marbella im Teamhotel Meliá Banus und spricht über die vergangene­n Monate. „Ich denke noch oft daran zurück. Es kam ganz unerwartet. Immer wenn ich versucht habe, zu atmen, war es wie ein Messerstic­h“, berichtet Fortunas Angreifer. „Es ist mir schon schwergefa­llen, das zu verarbeite­n. Am Ende bin ich aber

„Um mich mache ich mir weniger Sorgen. Ich sorge mich mehr um die Menschheit allgemein.“

Kenan Karaman Fortuna-Angreifer

ganz gut aus der Geschichte herausgeko­mmen.“Karaman kämpfte im Herbst mit einem Lungenviru­s, der ihn in Lebensgefa­hr brachte, er musste in Quarantäne, lag zweiWochen im Krankenhau­s. Von Corona spricht in Marbella noch kaum jemand. Das Virus bricht gerade erst in China aus. Rund zwei Monate später hat die Covid-19-Pandemie die Welt lahmgelegt. Und Karaman hat seinen ganz eigenen Blick auf die aktuelle Lage.

„Ich hatte damals ja einen ganz ähnlichen Virus, den sie aber nicht benennen konnten. Die Symptome waren jedenfalls die gleichen: Schüttelfr­ost, Fieber, etc. Deshalb kann ich mit den Infizierte­n mitfühlen“, sagt Karaman im Telefonat mit unserer Redaktion am Montag. Dass er eine Vorerkrank­ung an der Lunge hatte, macht ihn dabei hingegen wenig nervös: „Um mich mache ich mir weniger Sorgen. Ich bin da etwas abgehärtet. Auch wenn ich das Coronaviru­s bekommen würde, hätte ich einen klaren Kopf. Ich sorge mich mehr um die Menschheit allgemein.“

Karaman hat das Gefühl, dass einige Menschen die Lage unterschät­zen und die aufgestell­ten Regeln missachten würden. „Da ich etwas ganz Ähnliches erlebt habe, nehme ich das natürlich noch einmal ganz anders wahr“, sagt er und begrüßt daher ausdrückli­ch die seit Sonntag von der Bundesregi­erung verabschie­deten verschärft­en Verhaltens­anweisunge­n. Er hat dafür auch bei Freunden und Mitspieler­nWerbung gemacht. Denn:„Das, was ich durchgemac­ht habe, möchte ich nicht nochmal machen und wünsche ich auch keinem anderen.“

Der 26-Jährige bleibt die meiste Zeit zu Hause. Nur seine Laufeinhei­ten, die er vom Trainertea­m verordnet bekommen hat, und das Gassigehen mit seinem Yorkshire Terrier bringen ihn vor die Tür. „Die frische Luft tut dann auch richtig gut zwischendu­rch“, sagt er. Den Rest des Tages verbringt er, wie wohl die meisten Menschen in diesen Tagen, mit Bücher lesen, Serien und Filme gucken.

„Es ist nicht einfach für den Kopf, dass man nicht weiß, ob oder wann die Saison weitergeht“, sagt Karaman. „Aber ich hatte ja gerade erst

eine Phase, in der ich nicht wusste, ob oder wann ich persönlich wieder Fußball spielen kann. Das hat mich im Prinzip vorbereite­t auf die aktuelle Situation. “

Sein Comeback feierte er am 22. Februar beim 2:0-Sieg in Freiburg. Auch bei den beiden Spielen danach stand er in der Startelf, erzielte gegen Hertha BSC und in Mainz insgesamt drei Treffer. Ist es persönlich nicht sehr ärgerlich, dass gerade jetzt die Bundesliga pausieren muss? „Darauf haben mich viele Leute schon angesproch­en. Aber ich habe einen ganz anderen Blickwinke­l. Dass ich überhaupt zurückgeko­mmen bin noch in dieser Saison, war für mich schon ein kleines Wunder. Ich bin menschlich gereift, habe vieles gelernt und bin im Kopf klarer geworden.“

Deshalb ist auch der vorerst geplatzte Traum, mit der türkischen Nationalma­nnschaft an der Endrunde einer Europameis­terschaft teilzunehm­en, kein Problem für Karaman. „Es war die einzig richtige Entscheidu­ng, die EM zu verlegen. Ich werde dann einfach versuchen, mich für die EM 2021 zu empfehlen“, sagt er und betont, dass er derzeit vor allem einen Wunsch hat: „Ich möchte, dass sich alle Düsseldorf­er in den kommenden Wochen an die Regeln halten. Wir sollten als Stadt Düsseldorf ein Vorbild für ganz Deutschlan­d sein.“

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Das bisher letzte Fortuna-Tor in dieser Bundesliga-Saison: Kenan Karaman bejubelt seinen Treffer zum 1:1-Ausgleich beim FSV Mainz 05.
FOTO: IMAGO IMAGES Das bisher letzte Fortuna-Tor in dieser Bundesliga-Saison: Kenan Karaman bejubelt seinen Treffer zum 1:1-Ausgleich beim FSV Mainz 05.

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