Das Geschäft mit den Schutzmasken
Apotheken rufen bis zu 50 Euro für Atemschutzmasken auf. Das ist überteuert. Doch 15 Euro sind mittlerweile ein normaler Preis.
DÜSSELDORF Anja Seilweich ist empört. Dass eine Atemschutzmaske in der aktuellen Corona-Krise etwas teurer als normal ist, hatte sich die Düsseltalerin schon gedacht. Aber als sie den Preis in einer Apotheke in ihrer Gegend hört, klingeln die Ohren. 50 Euro möchte die Dame hinter der Theke für eine so genannte FFP2-Maske, die obendrein noch unverpackt ist. Nach einer Beschwerde verschwindet die Verkäuferin in einem Hinterzimmer, ehe sie den Preis schließlich auf 25 Euro senkt. Doch auch diese Summe ist noch überteuert. „Wenn es einzelne Apotheker gibt, die sich bereichern wollen, kann man als Kunde nur mit den Füßen abstimmen und dort einfach nicht mehr hingehen“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein. Doch wo liegt in der aktuellen Zeit überhaupt ein gerechter Preis für eine Atemschutzmaske?
„Die Vorlieferanten diktieren den Markt, nicht wir. Wir verdienen an den Masken teilweise noch weniger als vorher. Es gibt einfach viel zu viele schwarze Schafe im Markt der Vorlieferanten. Es sind Preissteigerungen von oft mehreren 100 Prozent zu verzeichnen“, sagt Preis. Auch Recherchen bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, die die niedergelassenen Ärzte unter anderem mit Masken versorgt, ergeben, dass wohl in den meisten Fällen die klassischen marktwirtschaftlichen Regeln für den Preisanstieg verantwortlich sind.
Das gilt sowohl für einen normalen OP-Mund-Nasenschutz als auch für die FFP-Masken, die prinzipiell nur für den Gebrauch im Krankenhaus bestimmt sind. Die FFP2-Masken kosteten vor der Corona-Krise im Schnitt 1,25 Euro im Einkauf, wurden für maximal 2,50 Euro in der Apotheke verkauft. „Die Preise im Einkauf sind derzeit horrend hoch. Es tut richtig weh, obwohl man damit doch nur Leben retten möchte. Wir kaufen die Masken nun für bis zu acht Euro ein. Wir nehmen aber auch sechs- bis siebenstellige Stückzahlen ab“, sagt Dirk Skalla von der KV Nordrhein. Bei geringeren Bestellmengen rufen einige Händler auch 15 Euro und mehr pro Maske auf. Auch der Einkaufspreis des normalen OP-Mund-Nasenschutzes ist gestiegen: von sieben Cent auf rund zwei Euro.
Jörg Müller-Behrendt, Inhaber der Schadow-Apotheke, erntete zuletzt einen Shitstorm in den sozialen Medien, weil er die FFP2-Masken für 20 Euro verkaufte. „Ich habe Verständnis dafür, dass Leute sich aufregen, es ist ja auch ein teurer Preis“, sagte er dem Online-Portal Apotheke Adhoc und führt aus: „Der Preis ist nicht gerechtfertigt, sondern orientiert sich an unserem Einkaufspreis. Irgendjemand wird daran sicherlich verdienen – aber ich bin es nicht.“
Mit Unverständnis reagieren einige Bürger auch darauf, dass Masken überhaupt in der Apotheke verkauft werden, obwohl sie doch in Kliniken und Krankenhäusern viel nötiger gebraucht würden. Apothekerverbands-Vorsitzender Preis erklärt: „Wir haben auch einen Versorgungsauftrag. Wenn Apotheken Masken bekommen, gehen sie zunächst an Arztpraxen, Pflegedienste oder Mitarbeiter in Altenheimen.“
Noch ist die Lage in den Düsseldorfer Krankenhäusern in dieser Hinsicht relativ entspannt. „Der Bestand ist aktuell ausreichend, um unsere Mitarbeiter zu versorgen.Wir wissen aber nicht, wie es mit Lieferungen in der Zukunft aussieht. Deshalb achten wir darauf, mit unseren Ressourcen sparsam umzugehen“,
sagt Tobias Pott, Pressesprecher der Düsseldorfer Uniklinik.
Doch weitere Lieferengpässe werden befüchtet. „Der Bestand ist extrem kritisch. Die Masken sind eindeutig Mangelware“, sagt Skalla. „Zudem ist der Transport das Problem. In China gibt es die FFP-Masken für 40 Cent im Einkauf, aber die Logistik kostet derzeit zu viel, so dass es sich nicht lohnt, dort zu bestellen.“Die gestiegenen Transportkosten treffen natürlich auch die Händler.
Um das Geschäft mit den Masken zu verhindern, fordert der Apothekerverband die Bundesregierung auf, die FFP-Masken vom freien Markt zu nehmen. „Bei Arzneimitteln sind die Preise geregelt. Das sollte für die Zeit der Pandemie auch für Schutzmasken und Desinfektionsmittel gelten“, sagt Preis. In Frankreich ist das bereits der Fall. Dann würde es auch in Düsseltal keine 50-Euro-Masken mehr geben.
CORONA-TICKER
Autokino Ausgehen ist nicht in der Corona-Krise – aber ausfahren: Am Mittwoch hat das Autokino auf dem Messe-Parkplatz 1 Premiere – und die erste Woche ist schon ausverkauft. Danach sind noch Karten zu haben, aber man muss flott sein. Zu Ostern werden jeweils um 11 Uhr auch Gottesdienste übertragen, ein ökumenischer am Karfreitag, ein katholischer am Ostersonntag und ein evangelischer am Ostermontag. Mehr Infos unter autokino-duesseldorf.de
Gesichtsmasken Textilunternehmer Christian Filusch, der über seine Plattform anzugshop.com jetzt auch Gesichtsmasken vertreibt, betont aus rechtlichen Gründen, dass es sich nicht um medizinischen Mundschutz, sondern um textile Gesichtsmasken handelt. 500 davon möchte er einer sozialen oder Altenpflegeeinrichtung schenken. Interessenten können sich bei info@christianfilusch.de melden.
Blumen-Kette Gärtner Werner Schnitzler aus Hamm wünscht sich zu Ostern eine Art blühenden Kettenbrief. „Stellen Sie Ihrem Nachbarn ein paar Blumen vor die Tür“, sagt er und macht den Anfang, indem er in der Gärtnerei und im Geschäft an der Duisburger Straße 100 Sträußchene kostenlos zur Verfügung stellt.
Gesichtsmasken II Das Melanchthon-Haus hat so viel Material für Masken bekommen, die Risikopatienten im Stadtviertel zugute kommen sollen, dass am Ende die Näher fehlten. Jetzt ist Änderungsschneider Azami am Staufenplatz eingesprungen, näht mit seinem Profi-Team Dutzende Masken gegen eine Spende.
Großeinkauf Wer für Nachbarn und Angehörige das Einkaufen übernimmt, fällt nicht unter die Verfügung der Stadt gegen Hamsterkäufe. Entsprechende Bescheinigungen erteilt das OB Büro nach formlosem Antrag an helma.wassenhoven@duesseldorf. de, aber auch die Familienkarte gilt als Nachweis für nötige Großeinkäufe.
Sorgentelefon Die Zentren Plus der Awo sind ab sofort telefonisch für Senioren da, die in der aktuellen Lage Hilfe brauchen oder Probleme haben. Montags bis freitags sind Mitarbeiter unter 0211 600251779 von 9 bis 11 und von 12 bis 14 Uhr erreichbar.