Unis erproben Antikörper-Therapie
Mit dem Blut genesener Covid-19-Patienten könnten Erkrankte behandelt werden.
KÖLN/MÜNSTER
Beim Kampf gegen das Coronavirus gibt es ermutigende Botschaften. Die deutsche Intensivmedizin kann jetzt auf viele Betten zurückgreifen, die noch nicht durch den Ruf nach Bettenabbau vernichtet wurden. In Remdesivir (einem Ebola-Medikament) gibt es eine ernste medikamentöse Option, allerdings in der Testphase.
Daneben erinnert sich dieWelt einer alten Methode, die auch schon bei der Spanischen Grippe, bei der Sars-Epidemie und bei Ebola angewendet wurde: Aus dem Blutplasma genesener Covid-19-Patienten können hochkonzentrierte Antikörper gewonnen werden und schwer erkrankten Patienten wie eine Passivimpfung verabreicht werden. Einige Unikliniken (darunter Köln und Münster) beginnen jetzt mit diesem Verfahren. Sie suchen Menschen, die nach einer Covid-19 Erkrankung wieder genesen sind und Blutplasma spenden möchten.
Chinesische Ärzte haben die Methode bei Covid-19-Patienten ausprobiert und die Ergebnisse soeben in der Fachzeitschrift „Jama“publiziert. Von fünf sehr schwer erkrankten Patienten in Shenzhen wurden drei bereits nach wenigen Tagen besser, beispielsweise sank ihr Fieber deutlich. Die beiden anderen waren noch länger intensivpflichtig, überlebten die Krankheit aber auch.
Die Infusionen sind nicht nur als mögliche Behandlung gedacht. Solange es keinen Impfstoff gibt, könnten sie zumindest vorübergehend auch als Schutz wirken; er ist allerdings nur von begrenzter Dauer.
Wie funktioniert das Verfahren? Wenn ein Mensch mit einem Virus oder einem Bakterium infiziert wird, bildet der Organismus nach einer gewissen Zeit Antikörper, die die Infektion bekämpfen. Ist die Erkrankung überstanden, verbleiben die Antikörper im flüssigen Teil des Blutes, dem Plasma – oft für Monate oder gar für mehrere Jahre. Im Idealfall könnte die Behandlung mit Antikörpern wie eine Impfung wirken. Bei einem „echten“Impfstoff wird das Immunsystem gezielt aktiviert, um Antikörper selbst herzustellen.