Streit über Sommerferien
Bundestagspräsident Schäuble schlägt eine Verkürzung vor. NRW winkt ab.
Bundes- und Landespolitiker streiten über eine Verkürzung der Sommerferien. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) brachte diesen Vorschlag ins Gespräch, um Nachteile für Schüler auszugleichen: „Bis auf Ausnahmen bleiben die Schulen noch einige Zeit geschlossen. Daher frage ich mich, ob die Verantwortlichen in den Ländern darüber nachdenken, die Schulferien in der Sommerzeit etwas zu verkürzen“, sagte Schäuble der„Augsburger Allgemeinen“. Ein solcher Schritt böte Schülern die Gelegenheit, den durch die Corona-Pandemie versäumten Stoff nachzuholen.
In Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern kassierte der Bundestagspräsident umgehend eine Absage. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte unserer Redaktion: „Das Ministerium für Schule und Bildung erwägt nicht, die Sommerferien wegen des derzeit ruhenden Schulbetriebs zu verkürzen.“In NRW gebe es ein ordentliches Abitur und termingerechte Ferien. Das sei die Rückkehr zur verantwortungsvollen Normalität. Eine Änderung der bestehenden Regelung zu den Sommerferien sei ohnehin nicht ohne Weiteres möglich. Diese müsse von den Ländern in der Kultusministerkonferenz (KMK) vereinbart werden.
Sommerferienregelungen werden immer sehr lange im Voraus festgelegt. So hatte die KMK bereits am 12. Juni 2014 die langfristige Sommerferienregelung 2018 bis 2024 fixiert. Sie könnte nur im Konsens der 16 Länder verändert werden.
„Mich irritiert, warum angesichts dieser großen Herausforderungen jetzt eine Debatte über die Sommerferien vom Zaun gebrochen wird“, sagte Felix Banaszak, Co-Vorsitzender der NRW-Grünen. Dies könne „maximal der x-te Schritt“sein, andere seien dringlicher. „Schulen brauchen jetzt die Unterstützung des Landes für eine digitale Offensive, kluge pädagogische Konzepte sowie geeignete Geräte für alle Schüler – denn mindestens bis zu den Sommerferien wird kein gewöhnlicher Unterricht für alle stattfinden können“, so der Grünen-Politiker.
Die GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern schlägt stattdessen vor, die Betreuung in den Sommerferien auszuweiten. Viele Eltern hätten ihren Jahresurlaub bereits nahezu aufgebraucht und bekämen im Sommer ein Betreuungsproblem. „Fünf Monate Schulausfall können drei Wochen Zusatzunterricht in den Sommerferien ohnehin nicht ausgleichen“, so Finnern. Zudem sei die aktuelle schulfreie Zeit nicht mit Ferien gleichzusetzen. Auch Lehrer würden zurzeit stark beansprucht und bräuchten ihre Sommerferien.