Fischtreppen werden zur Falle für Schwäne
Wenn große Wasservögel zwischen die Steine am Düssel-Durchbruch geraten, kommen sie oft nicht aus eigener Kraft wieder heraus.
STADTMITTE Die Fischtreppen in der Düssel zwischen Goltsteinbrücke und Landskrone sind für Spaziergänger ein Hingucker, für die Tiere des Hofgartens können sie jedoch zu einem Problem werden. Mehr als einmal musste Tierschützerin und „Entenmutter“Margarete Bonmariage schon eingreifen, wenn vor allem große Wasservögel zwischen den Steinreihen festsaßen.
Einen weiteren Vorfall dieser Art gab es in dieser Woche. Zwei Trauerschwäne waren von einem Höckerschwan gehetzt worden und hatten sich in die Fischtreppen geflüchtet und kamen nicht mehr weg. Spaziergänger erkannten die Not der Tiere: „Die Steine stehen zu eng beieinander, als dass Schwäne dazwischen hindurch kämen, und sie sind zu hoch, um aus dem Wasser darauf zu springen“, erklärt Entenmutter Bonmariage, die von den Passanten verständigt wurde. Zudem seien die einzelnen Teiche zwischen den Steinreihen zu klein, als dass ein Schwan von dort aus zum Flug starten können. „Große Wasservögel brauchen Anlauf“, weiß die Tierschützerin.
Einen der Schwäne, die in der Fischtreppe festsaßen, konnte sie mit Salat anfüttern, packen und in Sicherheit bringen. Das zweite Tier war jedoch verschreckt. Einer der Beobachter brachte ein Brett, mit dem das Tier ans Ufer hätte steigen können. „Doch in der stressigen Situation war der Schwan zu ängstlich“, so Bonmariage. Erst nach mehreren Versuchen gelang es, den Schwan mit einem Kescher an Land zu scheuchen.„Das ist nochmal gutgegangen, aber ohne die Hilfe von Menschen hätten es die Schwäne vielleicht nicht daraus geschafft“, sagt die Entenmutter. Die Rettungsaktion sei nicht zum ersten Mal nötig gewesen: Vor allem während der Brutzeit im Frühjahr reagieren die weißen Höckerschwäne sehr aggressive auf alles, was sich ihrem Nest nähert – und greifen gelegentlich sogar Menschen an. Während dieser Zeit kommt es häufig zu Verfolgungsjagden zwischen den Wasservögeln, bei denen einzelne Tiere in die Fischtreppen getrieben werden können. Der seltene schwarze Trauerschwan ist friedfertiger und kleiner als der Höckerschwan und wird daher häufig von diesem gehetzt. Trauerschwäne stammen ursprünglich aus Ozeanien, die kleine Population in Deutschland geht aufVögel zurück, die aus Gefangenschaft entflohen sind.
Doch nicht nur für die Schwäne kann der im Dezember 2018 freigelegte Durchgang zwischen altem und neuem Hofgarten am Jrönen Jong zu einer Falle werden: Dort wurden auch schon ertrunkene Kaninchen beobachtet, die ins Wasser gefallen sind und wegen der Stufe zum Ufer nicht mehr an Land kamen.
Margarete Bonmariage fordert von der Stadt, etwas gegen diese potenziell tödliche Falle für Tiere zu unternehmen: „Eine Möglichkeit wäre es, den Abstand zwischen den Steinen zu vergrößern, damit auch größere Tiere einen Weg hindurch finden.“Alternativ könnten Ententreppen angebracht werden. Diese Stege gibt es in der Nördlichen Düssel im Hofgarten, wo das Ufer ebenfalls seine Stufe zum Wasser hat. Dort können die Vögel über diese kleinen Rampen aus demWasser steigen, ohne fliegen zu müssen.
Sollten Passanten in den Fischtreppen Tiere in Not beobachten, könne es helfen, ein Brett vom Ufer aus insWasser zu legen.„Dann brauchen die Tiere aber Ruhe und Abstand, damit sie sich trauen, an Land zu kommen“, rät Bonmariage. Auch, wenn die neu gestaltete Düssel-Verbindung schön aussieht, beklagt sie, wie wenig natürlich die Anlage gestaltet wurde. „Früher war der Hofgarten eine Oase, ein Stück Natur mitten in der Stadt. Heute gib es immer weniger Rückzugsraum für die Tiere“, sagt die Entenmutter, die sich seit den 1960er Jahren vor allem um die Wasservögel des Parks kümmert.
Ob sich die Situation an den Fischtreppen der Düssel in Zukunft ändern wird, ist allerdings fraglich. Den entsprechenden Stellen bei der Stadtverwaltung ist Bonmariages Anliegen zwar seit längerem bekannt, bisher hat die Stadt jedoch keine klaren Aussagen getroffen, ob sie entsprechende Umbaumaßnahmen an dieser Stelle für sinnvoll und nötig hält.