Kritik an Hilfsplänen von Top-Stars
Die besten Tennisspieler der Welt wollen schlechter platzierten Kollegen helfen. Überfällig – sagen einige.
DÜSSELDORF (dpa) Die geplante Initiative der Top-Stars Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer für Hilfen zugunsten unterklassiger Tennisprofis ist aus Sicht des australischen Tennisprofis John Millman grundsätzlich überfällig. Der Weltranglisten-43. fragte via Twitter am Sonntag, warum die Spieler auf den hinteren Rängen nicht schon früher mehr unterstützt worden seien.
„Wenn die Sorge ist, den Rängen 250 bis 700 zu helfen, warum war eine weltweite Pandemie nötig, um das zu verstehen?“, schrieb Millman. Der 30-Jährige fügte hinzu, über all die Jahre, in denen die Preisgelder am oberen Ende gestiegen seien, hätte insgesamt etwas mehr verteilt werden müssen. Allerdings sind vor allem bei den großen Turnieren die Preisgelder für die Verlierer der ersten Runden zuletzt prozentual stärker angehoben worden.
Der Serbe Djokovic, der auch Präsident des ATP-Spielerrates ist, hat in einem Brief, aus dem die französische Sportzeitung „L`Equipe“am Samstag zitierte, die Top 100 im Einzel um Hilfe gebeten. Die Höhe ist nach Weltranglistenplatz abgestuft, die Top fünf sollen jeweils 30.000 Dollar geben, die Profis ab Platz 50 jeweils 5000 Dollar. Millman soll demnach 10.000 Dollar spenden.
Von den Spielern würde damit gut eine Million Dollar fließen, von den vier Grand-Slam-Turnieren könnte jeweils eine halbe Million kommen, von den ATP-Finals in London die Hälfte des Preisgeldes. Ziel ist, jeden Spieler von Platz 250 bis Platz 700 mit 10 000 Dollar zu unterstützen. Dafür wären 4,5 Millionen Dollar nötig. Viele schlechter platzierte Spieler würden darüber nachdenken, das Tennis zu verlassen, weil sie finanziell ganz einfach nicht überleben könnten, schrieb Djokovic.
Angesichts der Turnierpause im Profi-Tennis laufen offenbar Planungen für Veranstaltungen auf privater Basis. Nicht nur in den Tennis-Akademien von Rafael Nadal und Serena Williams` französischem Trainer Patrick Mouratoglou soll es hinter verschlossenen Türen kleine Turniere geben, sondern auch in Deutschland. Wie die englische Zeitung „Telegraph“am Sonntag berichtete, sei in Rheinland-Pfalz ein Event mit 32 Spielern geplant.