Falscher Zeitpunkt für Recht auf Homeoffice
In der Corona-Krise beweisen Hunderttausende Arbeitskräfte, dass Homeoffice funktionieren kann. Sie erledigen Aufgaben zuverlässig und pünktlich, regeln im Idealfall die Zeiten für Arbeit, Kinderbetreuung und den Haushalt selbstbestimmter und haben nach ein paar Übungsversuchen auch gelernt, wie sich die Ton- und Bildqualität in Videokonferenzen optimieren lässt. So weit, wie gesagt, der Idealfall. Doch auch die Nachteile werden in diesen Krisenzeiten offenbar. Die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit verschwimmen, die Kinder können und wollen ihre Bedürfnisse nicht nach Konferenzterminen der Eltern planen, und wer über den Laptoprand auf Wäsche- oder Geschirrberge schauen muss, kann sich nur schlecht konzentrieren.
Homeoffice, das ist die Lehre aus dieser Notsituation, funktioniert in manchen Jobs für manche Arbeitnehmer und Arbeitgeber hervorragend, für andere ist es untauglich oder kaum zu ertragen. Es wäre falsch, die Erfahrungen aus der Corona-Krise als Maßstab für ein generelles Recht auf Homeoffice abzuleiten. Verantwortungsbewusste Arbeitgeber, die den Wert ihrer gut ausgebildeten Mitarbeiter zu schätzen wissen, haben schon vor der Corona-Krise alles daran gesetzt, die eigenen Interessen und die der Angestellten beim Thema Homeoffice zu vereinbaren. Flexible Lösungen, die tage- oder wochenweise gelten, sind bereits möglich und gelebter Alltag seit Jahren.
Dass die SPD-Minister Heil und Scholz einen Rechtsanspruch schaffen wollen, nützt ihrem sozialdemokratischen Profil. Und würden freiwillige Vereinbarungen zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern versagen, ließe sich darüber noch streiten. Zum jetzigen Zeitpunkt aber sendet der Vorstoß das falsche Signal. Unternehmen müssen Beschäftigung nach der Krise sichern, das Gesetz brauchen sie dafür nicht.
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