Bei Kaufhof könnte jede zweite Filiale schließen
Beim Handelskonzern droht der Kahlschlag. In Städten und Gemeinden fürchtet man um die Zukunft der Innenstädte.
BERLIN/ ESSEN(dpa) Beider angeschlagenen Warenhaus ketteGaleria Karstadt Kaufhof droht die Schließung von bis zu 80 der gut 170 Filialen. Das geht aus einem ersten Sa nie rungskonzepth er vor, das am Freitag dem Gesamt betriebsrat und anderen Gremien vorgelegt wurde, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Unternehmens um felderfuhr. Die Zahl der bedrohten Filialen könne sich allerdings noch reduzieren, wenn die Vermieter und andere Beteiligte zu Zugeständnissen bereit seien. Nach Informationen der „Wirtschaftswoche“rechnen Insider mit dem Abbau von insgesamt rund 5000 Vollzeitstellen bei dem Unternehmen.
ESSEN(dpa) Beider angeschlagenen Warenhaus ketteGaleria Karstadt Kaufhof droht der Kahlschlag: Bis zu 80 der derzeit noch gut 170 Filialen des Konzerns könnten bei der anstehenden Sanierung geschlossen werden. Dassiehtd er ersteEntwur feines Sa nie rungs konzeptes für den kränkelnden Handelsriesen vor, der am Freitag dem Gesamt betriebsrat und Gläubiger vertretern vorgelegt wurde, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Unternehmens umfeld erfuhr.
Allerdings gibt es noch einen Hoffnungs schimmer: Die Zahld erbedrohten Filialen könne sich reduzieren, wenn die Vermieter und andere Beteiligte zu Zugeständnissen bereit seien, hieß es in informierten Kreisen. Welche Häuser genau von der Schließung bedroht sind, dazu gab es zunächst keine Angaben.
Zuvor hatten die „Wirtschaftswoche“und der „Spiegel“über die Schließungspläne berichtet. Nach Informationen der „Wirtschaftwoche“rechnen Insider mit dem Abbau von insgesamt rund 5000 Vollzeitstellen bei dem Unternehmen. Aktuell beschäftigt Galeria Karstadt Kaufhof noch rund 28.000 Mitarbeiter. Ein Sprecher des Warenhaus konzerns betonte, das Unternehmen wolle Spekulationen nicht kommentieren.
Beider Gewerkschaft Verdi sorgten diePlän eder Wa ren haus-Sani er er für Empörung. Verdi- Vorstandsmitglied Stefanie Nutzen berg er warf dem Konzern vor, einen„Kahlschlag auf Kosten der Beschäftigten“zu planen. „Das ist brutal. Es hat den Anschein, dass die Unternehmensleitung und der Eigentümer die Corona-Krise missbrauchen, um ihre ursprünglichen Planungen von Standortschließungen und Entlassungen doch noch umzusetzen“, sagte die Gewerkschafterin.
Noch kurz vorWeihnachten hatte die Gewerkschaft mit dem Konzern einen Sanierungstarifvertrag abgeschlossen, der unter anderem eine Standort- und Beschäftigungssicherung enthielt. Seitdem Galeria Karstadt Kaufhof unter dem Eindruck der Corona-Krise Anfang April seine Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchte, ist der Vertrag jedoch Makulatur.
Bereits zu Wochenbeginn hatte der Warenhausriese die Beschäftigten auf harte Einschnitte vorbereitet.
In einem Brief an die Mitarbeiter berichtete die Unternehmensführung am Montag, der gerichtlich bestellte Sachwalter Frank Kebekus und der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz hätten klar gemacht, dass es angesichts der Corona-Krise „leider auch zu Standortschließungen und dementsprechend auch zu einem Arbeitsplatzabbau kommen muss“.
Galeria Karstadt Kaufhof kämpfte schon vor der Corona-Krise mit roten Zahlen. Umso härter trafen die Warenhauskette die Auswirkungen der Pandemie. Der Konzern habe während der Zeit der Komplettschließungen mehr als eine halbe Milliarde Euro an Umsatz verloren, berichtete die Konzernführung in ihrem Mitarbeiterbrief. Aufgrund der anhaltenden Kaufzurückhaltung werde sich der Umsatzverlust wahrscheinlich sogar noch auf bis zu eine Milliarde Euro erhöhen.
Norbert Portz vom Deutschen Städte- und Gemeindebund warnte angesichts der Schließungspläne vor der Gefahr einerVerödung vieler Innenstädte. „Galeria Kaufhof Karstadt ist nicht irgendwer. Die Warenhäuser sind für viele Innenstädte systemrelevant“, sagte er. Gerade für viele strukturschwächere Innenstädte wäre ein Verlust der Warenhäuser nach seiner Einschätzung kaum auszugleichen.
Die Gewerkschaft Verdi warnte, eine solch dramatische Schließungswelle werde Auswirkungen weit über das Unternehmen hinaus haben. Mittelfristig seien dadurch auch Zehntausende von Arbeitsplätzen bei anderen Einzelhändlern und die Attraktivität ganzer Innenstädte bedroht. „Denn die Warenhäuser in den Städten sind Ankerstandorte. Sie sind der Schlüssel für Frequenz und für die Ansiedlung von weiteren Einzelhandelsbetrieben“, sagte Stefanie Nutzenberger. Sie kündigte harten Widerstand gegen die Schließungspläne an und verlangte dabei Unterstützung von der Politik.