Stabhochsprung im Autokino
Um Fans Wettkämpfe vor Ort zu bieten, müssen Veranstalter kreativ werden. So entstehen neue Sportstätten.
DÜSSELDORF Der Sport hat das Autokino für sich entdeckt. Die Handballer von TuSEM Essen wollen sich ihre Freude über den Aufstieg und die gemeinsame Feier mit den Fans trotz der Coronakrise nicht nehmen lassen. Die Saison hatte der dreifache Deutsche Meister durch den Abbruch der Saison als Zweiter beendet und kehrt nach sieben Jahren in die erste Bundesliga zurück. Nun laden die Handballer ihre Anhänger für den 3. Juni unter dem Motto„TuSEM goes 1. Liga“zu einer Party ins Essener Autokino ein. Dann soll mit Abstand aber dennoch gemeinsam gefeiert und gejubelt werden. Die Essener Mannschaft darf sich also auf ein Hupkonzert freuen.
Noch sportlicher wird es im Düsseldorfer Autokino am Arena-Sportpark. Dort wird am 12. Juni ab 21 Uhr die „PSD Bank Flight Night“veranstaltet – ein Stabhochsprung-Wettkampf vor Zuschauern. Der Wettkampf wurde kurzfristig von der Sportstadt Düsseldorf organisiert. Wenn der gebürtige Düsseldorfer und Deutsche Meister Bo Kanda Lita Baehre sowie Torben Blech aus Leverkusen und Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe aus Zweibrücken an dem Freitagabend an den Start gehen, dann ist das in Deutschland die erste professionelle Sportveranstaltung mit Zuschauern seit dem Corona-Lockdown Mitte März. Ob noch weitere Weltklasse-Springer dabei sind, ist noch nicht klar.
Die Fans sollen den Wettkampf sowohl auf der Anlage als auch auf einer Leinwand verfolgen können. Den Ton von Moderation und Musik empfangen die Besucher in ihren Fahrzeugen wie bei den Filmvorführungen über eine UKW-Frequenz des Autoradios. „Das wird für die Zuschauer ein spektakuläres Ereignis, das es so noch nie gegeben hat“, sagt Lars Wismer von der veranstaltenden Agentur D.LIVE. „Mit der Durchführung des Stabhochspringens im Autokino können wir den großen Durst nach einem Spitzensport-Event mit Publikum stillen.“
Und weil auch die Athleten es kaum erwarten können, sich wieder im Wettkampf messen zu können, haben direkt die drei aktuell besten deutschen Stabhochspringer zugesagt. „Ich fiebere dem ersten Showdown nach dem Lockdown sehr entgegen“, sagt Lokalmatador Lita Baehre. „Die Wettkampfatmosphäre, die großartige Stimmung, für die das Düsseldorfer Publikum bekannt ist – ich bin mir sicher, dass dieses Event auch aufgrund der besonderen Location ein echtes Highlight wird. Ich glaube nicht, dass überhaupt schon mal ein Stabhochspringer in einem Autokino gesprungen ist.“
Das Autokino werden auch die Fußballer der dänischen Superliga Ende Mai zum Neustart in die entscheidende Saisonphase nutzen. Weil die Zuschauer nicht ins Stadion kommen dürfen, wollen die Vereine ihren Anhängern ermöglichen, im Fußball-Autokino vor dem Stadion Platz nehmen zu können. Am weitesten will dabei der FC Midtjylland gehen, der die Superliga derzeit mit zwölf Punkten vor Titelverteidiger FC Kopenhagen anführt. Der Tabellenfüher verspricht seinen Fans eine Art Fußball-Autokino auf dem Stadionparkplatz. Beim „Drive In Fußball“sollen insgesamt etwa 10.000 Fans auf 2000 Parkplätzen vor der Arena die erste Partie aus dem Auto heraus auf Großbildschirmen verfolgen können. Die Vereinshymne soll vor der Partie für die FCM-Anhänger über das Autoradio gespielt werden.
Eine andere Idee hat der Gastgeber des jütländischen Derby zwischen Aarhus GF und Randers FC. Damit bei der Nachholpartie am 28. Mai trotz leerer Ränge ein wenig Derbystimmung aufkommt, werden die Fans in Aarhus virtuell auf die Tribüne geholt: Heim- wie
Auswärtsfans sowie neutrale Fußballfreunde können die Begegnung per Live-Übertragung aus 22 verschiedenen Blocks verfolgen, die der Klub in Zusammenarbeit mit der Videoplattform Zoom auf die Beine stellt. Damit auch die Spieler auf dem Rasen etwas davon haben, sollen einige der Fans auf Großbildschirmen zu sehen sein. Laut Vereinsangaben wird Aarhus somit der erste Klub weltweit sein, der seine Fans digital ins Stadion holt.
Ein Autokino reicht für einen Marathon hingegen nicht aus. Trotzdem wollten die Veranstalter des Rhein-Ruhr Marathons in Duisburg den Lauf am 7. Juni nicht einfach ersatzlos streichen. Also wurde man beim Stadtsportbund Duisburg kreativ und rief den „RRMHomerun“ins Leben. An diesem kann man entweder virtuell teilnehmen, oder individuell auf einer Strecke seiner Wahl laufen – zum Beispiel der des eigentlichen Rhein-Ruhr Marathons. Die Startgebühr beträgt 30 Euro. Dafür gibt es dann auch eine Finisher Medaille und ein Marathon-Shirt. Mit den Einnahmen soll auch ein Teil der Kosten gedeckt werden, die schon vor der Absage für die Organisatoren angefallen sind. Für die Zuschauer, die die Läufer normalerweise an der Strecke anfeuern, gibt es in dem Fall allerdings keinen Ersatz.