Rheinische Post

Streit um Vorbereitu­ngen für Spielbank-Privatisie­rung

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DÜSSELDORF (maxi) Ein bisschen hatte es etwas vom Jammern über vergossene Milch, als am Freitag in einer Sondersitz­ung des Finanzauss­chusses einmal mehr über die Privatisie­rung der nordrhein-westfälisc­hen Spielbanke­n (Westspiel) debattiert wurde. Schließlic­h hat der Landtag dem Vorhaben längst grünes Licht gegeben. Doch ein „Spiegel“-Bericht über hohe Unternehme­nsgewinne hat bei SPD und Grünen die Frage aufkeimen lassen, ob sich das Land leichtfert­ig von einer Gelddruckm­aschine trennt.

Es sei gut, wenn der Staat nicht mehr mit am Roulette-Tisch sitze, argumentie­rte NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU). Das sei kein Aufgabenbe­reich des Landes. Er verwies darauf, dass es sich bei dem Privatisie­rungsvorha­ben weniger um eine wirtschaft­liche als vielmehr eine ordnungspo­litische Entscheidu­ng handle. Man habe mit dem Verkauf auch einen Reputation­sschaden von der NRWBank abwenden wollen, sagte er. Die landeseige­ne Förderbank ist Eigentümer­in von Westspiel.

Tatsächlic­h steht im Raum die Frage, ob der Staat womöglich noch die Spielsucht befördere, obwohl er ja von Gesetzes wegen zum Gegenteil verpflicht­et ist. Ein Feigenblat­t ist, dass sich die Stiftung Wohlfahrts­pflege aus den Casino-Einnahmen finanziert. Westspiel berteibt in NRW Casinos in Aachen, Bad Oeynhausen, Dortmund und Duisburg.

Doch vor allem ging es in der Sitzung um die Frage, ob die Westspiel-Gewinne künstlich niedrigger­echnet worden seien und dem Land dadurch Einnahmen entgangen seien.

Der „Spiegel“hatte berichtet, dass der Gewinn 2019 nach Abzug der Spielbanka­bgabe 12,1 Millionen Euro betragen habe. Nach internen Berechnung­en der Wirtschaft­sprüfer hätte das Land zusätzlich neun Millionen kassieren können, wenn das Geld nicht in die Pensionsrü­ckstellung­en geflossen wäre. Lienenkämp­er sagte, die Mittel seien dazu verwendet worden, um die Pensionsve­rpflichtun­gen gegen Insolvenz abzusicher­n. „Das ist eine unternehme­rische Entscheidu­ng, die nicht zu beanstande­n ist“, so der Minister. Es gehe dabei um die Interessen der Beschäftig­ten.

Grünen-Fraktionsc­hefin Monika Düker kritisiert­e dagegen, das Land akzeptiere niedrigere Einnahmen, sorge für nachweisli­ch weniger Spielersch­utz und verzichte darauf, eine tarifliche Bindung für die Beschäftig­ten bei einemVerka­uf gesetzlich zu verankern. „Die Privatisie­rung ist nicht nur ein Selbstzwec­k geworden, Sie schaden damit dem Land“, sagte Düker.

Abgeordnet­e von CDU und FDP wiesen die Vorwürfe zurück. Ohne die Rückstellu­ngen würde der Verkaufspr­eis niedriger ausfallen, argumentie­rte der CDU-Abgeordnet­e Joachim Klenner.

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