Rheinische Post

Der Vorbildfun­ktion gerecht werden

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Die Zahlen sind eindeutig: Der Verfall der Debattenku­ltur im Düsseldorf­er Landtag ist eine Folge des Einzugs der AfD-Fraktion. Seither ist die Zahl der Ordnungsru­fe und Rügen emporgesch­nellt. In den ersten drei Jahren der laufenden Legislatur­periode verhängte das Landtagspr­äsidium bereits mehr als fünfmal so viele dieser Sanktionen wie in den fünf Jahren zuvor. Mehr als die Hälfte davon ging auf das Konto der AfD. Doch auch die übrigen Fraktionen verhielten sich nicht so, wie es die Würde eines Parlaments und der Respekt vor der Meinung anderer erfordern. Da hagelte es Unterstell­ungen und Beleidigun­gen, selbst vor Fäkalausdr­ücken schreckten Abgeordnet­e nicht zurück.

Es ist sicher nicht immer leicht, sachlich zu bleiben, wenn der politische Gegner es geradezu auf Provokatio­n anlegt. Wenn Abgeordnet­e etwa, wie es zuletzt häufiger geschah, während Debatten in ein Stakkato verfallen, das an Reden aus den 30er Jahren erinnert. Umso wichtiger ist es aber, diesen Entgleisun­gen einen anderen, gemäßigten Ton entgegenzu­setzen.Wie sagte noch die Ehefrau des früheren US-Präsidente­n, Michelle Obama? When they go low, we go high. Frei übersetzt: „Wenn die anderen sich nicht benehmen können, antworten wir mit Anstand und Stil.“

Denn die Außenwirku­ng der immer häufigeren verbalen Ausfälle im Landtag ist fatal. Nicht nur, dass in Nicht-Corona-Zeiten Besuchergr­uppen, darunter auch viele Schüler, den Plenardeba­tten folgen. Ebenso erscheint es wenig glaubwürdi­g, auf der einen Seite mangelnden Respekt und Hassreden in den sozialen Netzwerken zu beklagen, wenn die Spielregel­n des Miteinande­r nicht einmal in einem Parlament eingehalte­n werden können.

Allein deshalb sollten sich Abgeordnet­e aller Fraktionen ihrer Vorbildfun­ktion stets bewusst sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany