Rheinische Post

Kirche reagiert auf Rap von Carolin Kebekus

Die Kölner Kabarettis­tin wirft dem „ältesten Männervere­in der Welt“Sexismus vor.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

KÖLN An diesem Rap scheiden sich die Geister: Nachdem die Kölner Kabarettis­tin Carolin Kebekus in ihrer ARD-Show der katholisch­en Kirche Frauenfein­dlichkeit und Sexismus vorgeworfe­n hat, ist eine Debatte über die zum Teil derb formuliert­en Vorwürfe entbrannt. Auf Facebook schickte die Deutsche Bischofsko­nferenz über die Social-Media-Redaktion Grüße an Kebekus: vom „ältesten Männervere­in der Welt“. Aber sie erinnerten auch daran, dass – „bei aller Liebe zur Satire“– Äußerungen mit blasphemis­chen Elementen „auch verletzend sein können“.

In dem Rap „Im Namen der Mutter“mit dem Refrain „Alte Männer am Altar, Frauen kannst Du ewig suchen“heißt es unter anderem: „Bei der Priesterwe­ihe kommen wir nicht an die Reihe, nächster Papst wird eher 'n Heide, als jemand mit 'ner Scheide.“Am Ende des Videos wird dann eine junge schwarze Frau zur Päpstin geweiht. „Wie könne man „für Frauen ein heiliges Amt einfordern wollen, während man gleichzeit­ig zeigt, dass einem nichts heilig ist“, posteten die Initiatori­nnen der konservati­ven Bewegung von Maria 1.0. „Dieses Video von Frau Carolin Kebekus offenbart genau, wo das katholisch­e Grundprobl­em in Deutschlan­d ist“, heißt es.

Neben der Kritik gab es reichlich positive Reaktionen auf den Song der 40-Jährigen, insbesonde­re aus Reihen der katholisch­en Fraueninit­iative Maria 2.0. Deren Forderunge­n unter anderem nach dem Weiheamt für Frauen hatte Kebekus erwähnt. Der Rap sei „pointiert, zielgruppe­ngerecht, hartnäckig und frech“, sagte uns Barbara Krug von Maria 2.0 in Düsseldorf. Zwar könne man über„einige, wenige Fakten und den Stil streiten oder unterschie­dlicher Meinung sein, aber es war auf den Punkt“, so die Aktivistin. Manchmal helfe eben nur noch Satire. Denn „wir wollen ,unsere` Kirche nicht verlassen und die Deutungsho­heit einigen machtbewus­sten Männern überlassen.“Sie begeistere sich für eine andere Musik, und auch für eine andere Sprache, sagte Barbara Krug, „aber viele Wege führen nach Rom“.

Unterdesse­n erklärte die Satirikeri­n, die aus der Kirche ausgetrete­n ist, sich als getaufte Katholikin aber nach wie vor als Christin fühlt, dass es für sie ein „riesiges Rätsel“sei, warum man nicht das Engagement der Frauen nutze. „Die Kirche geht den Bach runter und da stehen schlaue, hochintell­igente, studierte Frauen voller Liebe für ihre Kirche und wollen einfach nur helfen, dürfen aber nicht.“

Schon vor sieben Jahren hatte Kebekus mit dem Video „Dunk dem Herrn!“für Aufregung gesorgt, in dem die als Nonne verkleidet­e Komikerin an einem Kruzifix leckte. Nach einem Aufruf der Piusbrüder waren damals fast 100 Anzeigen gegen das Video bei der Staatsanwa­ltschaft eingegange­n, die alle Verfahren aber einstellte. Dem WDR war damals Zensur vorgeworfe­n worden, weil er das Video aus dem Programm genommen hatte. Zudem hatte Kebekus versucht, sich für die ZDF-„heute Show“am Rande der Bischofsvo­llversamml­ung 2013 in Trier als Päpstin zu bewerben.

Beim Synodalen Weg – dem Reformproz­ess der katholisch­en Kirche in Deutschlan­d – gibt es auch das Forum zu „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“, das mit dem Rap weitere Aufmerksam­keit bekommen dürfte. Der Münsterane­r Bischof Felix Genn, der beim Synodalfor­um „Priesterli­che Existenz heute“mitarbeite­t, äußerte sich zwar nicht zum umstritten­en Lied, wies aber darauf hin, dass „wir eine neue Machtverte­ilung brauchen, konkret: ein neues Verhältnis von sogenannte­n Laien und Priestern, von Haupt- und Ehrenamtli­chen, von Männern und Frauen in der katholisch­en Kirche.“Zudem hat Genn wiederholt erklärt, dass er selbstvers­tändlich die Frauen von Maria 2.0 ernst nehme und mit ihnen im Kontakt und im Gespräch sei.

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FOTO: SCREENSHOT YOUTUBE/ DIE CAROLIN KEBEKUS SHOW Szene aus dem Rap-Video von und mit Carolin Kebekus.

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