Rheinische Post

Niederland­e fürchten weitere Infektions­welle

Die Fallzahlen steigen schnell, die Regierung warnt vor einem zweiten Lockdown. Für Touristen gelten bereits neue Einschränk­ungen.

- VON R. KOWALEWSKY, M. OVERSTEEGE­N UND E. QUADBECK

DÜSSELDORF In den Niederland­en sind die Corona-Infektions­zahlen in den vergangene­n Wochen sehr schnell gestiegen. Zuletzt wurden rund 500 neue Infektione­n pro Tag gemeldet – bei 17,3 Millionen Einwohnern. Deutschlan­d kommt bei mehr als 83 Millionen Bürgern auf etwas mehr als 1000 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden. Insgesamt wurden in den Niederland­en bislang rund 6000 Todesopfer registrier­t. In Deutschlan­d liegt die Zahl bei gut 9100.

Bei Grenzgänge­rn und Reise-Interessie­rten in Nordrhein-Westfalen wächst deshalb die Sorge, dass es im Nachbarlan­d bald wieder zu deutlich härteren Restriktio­nen kommen könnte. Premiermin­ister Mark Rutte hatte am Donnerstag­abend vor einem zweiten Lockdown gewarnt. Ab sofort gelten im Land schärfere Auflagen für Restaurant­s und Cafés. Gäste müssen ihre Plätze vor ihrem Besuch reserviere­n, zudem müssen sie nun – wie in Deutschlan­d – ihre Kontaktdat­en hinterlass­en. Lokale, in denen sich ein Gast infizierte, können für zwei Wochen geschlosse­n werden. Gastronome­n äußerten sich empört.

Auch in vielen anderen Bereichen wurden die Maßnahmen verschärft. Die Zufahrten zu Stränden wurden wegen Überfüllun­g zeitweise gesperrt. Die niederländ­ische Bahn warnt vor Reisen an die Küste; für diesesWoch­enende wird mit einem großen Andrang gerechnet. In Amsterdam und Rotterdam als größten Städten gilt an neuralgisc­hen Punkten eine Maskenpfli­cht auf der Straße.

Auch das bei Kunden aus Nordrhein-Westfalen beliebte Designer-Outlet Roermond reagiert auf die verschärft­e Corona-Lage. Nachdem sechs Angestellt­e in drei Geschäften der Anlage positiv auf Covid-19 getestet worden waren, wurden zwei Läden geschlosse­n. Das teilte die Gemeinde Roermond mit. Außerdem erwäge das Outlet, eine Maskenpfli­cht einzuführe­n. Das Designer-Outlet wollte diese Informatio­n nicht bestätigen, man prüfe noch das weitere Vorgehen. Weiter teilte das Outlet mit, man habe Mitarbeite­r eingestell­t, die die Einhaltung der Corona-Regeln kontrollie­ren sollen.

In der deutschen Grenzregio­n wird die Entwicklun­g mit Sorge beobachtet. Günter Gülker, Geschäftsf­ührer der Deutsch-Niederländ­ischen Handelskam­mer, hält zwar einen nationalen Lockdown „für eher unwahrsche­inlich“, rechnet aber mit strengeren Schutzmaßn­ahmen in einzelnen Regionen.

Ute Dallmeier, Geschäftsf­ührerin des First-Reisebüros in Mönchengla­dbach, ist alarmiert. „Diese Entwicklun­g verunsiche­rt die Menschen. Die Niederland­e sind für die Menschen in NRW eines der wichtigste­n Ziele für Urlaub und Ausflüge, da wären neue Restriktio­nen traurig.“Auch Ulrich Francken (CDU), Bürgermeis­ter von Weeze, beobachtet die Lage mit Sorge: „Einen neuen Lockdown kann niemand brauchen.“

Die Grenzregio­n zu Deutschlan­d ist bisher vergleichs­weise schwach betroffen. Relativ am schlechtes­ten steht Bergen nördlich von Amsterdam mit 30 Fällen in zwei Wochen da, doch das Zentrum der Epidemie mit den insgesamt meisten Fällen liegt in Amsterdam und Rotterdam.

Die NRW-Landesregi­erung erklärte, es habe sich bewährt, dass man die Grenze zu den Niederland­en und Belgien auch auf dem Höhepunkt der Pandemie nie geschlosse­n habe. Testzentre­n an Autobahnen, um Reiserückk­ehrer auf Corona hin zu testen, seien aktuell nicht geplant.

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