Merkel muss klare Ansagen machen
VSpätestensV iel wurde über die zweite Corona-Welle spekuliert: Kommt sie oder kommt sie nicht?
seit Mitte dieser Woche ist sie nun da. Die Zahl der Infizierten in Deutschland liegt über 4000 pro Tag, die Intensivstationen in den Großstädten füllen sich. Es braucht schnelle Konzepte, um die Bevölkerung zu schützen und einen neuen Lockdown zu verhindern.
Angela Merkel stellte in der vergangenenWoche ein Szenario vor, das es in sich hatte. Deutschland drohten bisWeihnachten 19.200 Neuinfektionen, hatte sie vorgerechnet – und dabei eine regelmäßige Verdopplung der Infektionszahlen angenommen. Manch einer schalt sie dafür als Kassandra. Nun liegen die Infektionen der letzten Tage sogar über diesem Szenario – ein Warnsignal. Die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Kommunen müssen sich alle den Vorwurf gefallen lassen, dass man sich in der Pandemie zu gut eingerichtet hatte. Es war ein Super-Sorglos-Sommer, Erleichterung war das vorherrschende Gefühl. Doch Hausaufgaben wurden vonseiten der Politik nur wenige gemacht. Lüftungskonzepte für Schulen, öffentliche Einrichtungen und Gaststätten blieben aus. Gab es verstärkte Anstrengungen für mehr Pflegekräfte in den Kliniken? Die Debatte wurde mit der Auszahlung von Einmalprämien abrupt beendet.
Nach wie vor tragen die Menschen die Einschränkungen des Lebens im Kampf gegen die Pandemie mit. Nur zwölf Prozent empfinden die geltenden staatlichen Schutzmaßnahmen als übertrieben. Es ist ein Pfund, das die Kanzlerin nun schnell nutzen sollte. Es braucht jetzt Lösungen für die Metropolen und auch klare Sanktionen. Merkel richtete sich zu Beginn der Pandemie via Fernsehansprache an die Bürger, um sie auf die Pandemie einzuschwören. Es ist der richtige Zeitpunkt, es wieder zu tun.