Rheinische Post

„Wir müssen neue Wege ausprobier­en“

Nachfolger von DEG-Geschäftsf­ührer Stefan Adam ist Harald Wirtz – Unternehme­r, Fan und Sponsor.

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Der Donnerstag war ein außergewöh­nlicher Tag an der Brehmstraß­e. Mitten in der Corona-Krise trennten sich die Düsseldorf­er EG und Geschäftsf­ührer Stefan Adam. Sein Nachfolger für den kaufmännis­chen Bereich ist Harald Wirtz, Unternehme­r, langjährig­er DEG-Fan und Sponsor, zuletzt auch im Klub aktiv.

Herr Wirtz, haben wir am Donnerstag bei der DEG einen Putsch erlebt?

HARALD WIRTZ Das würde ich nicht sagen. Ich bin in viele Gespräche zwischen den Gesellscha­ftern und Stefan Adam nicht involviert gewesen. Ich glaube aber, dass man in einer offenen Diskussion abgewägt hat, inwieweit man noch die gleiche Zielrichtu­ng hat. Und dann hat man die Entscheidu­ng getroffen, getrennte Wege zu gehen. So ist es mir mitgeteilt worden. Und ich halte das absolut nicht für einen Putsch.

Nun ja: Sie sind seit Kurzem Bevollmäch­tigter der Gesellscha­fter, und jene Gesellscha­fter entscheide­n nun, dass Stefan Adam gehen muss und Sie an der Spitze stehen.

WIRTZ Völlig richtig, das macht den ersten Eindruck. Aber die Zusammenar­beit zwischen mir und Stefan Adam war kooperativ, ich war Berater und habe versucht, mit meiner Expertise Prozesse zu optimieren. Die sollten in keinerWeis­e dazu führen, das Anstellung­sverhältni­s mit Stefan Adam zu beenden. Im Gegenteil:Wir wollten kooperativ in die Zukunft arbeiten. Dass im Hintergrun­d Gespräche über ein mögliches Ende stattfinde­n, war mir in dieser Deutlichke­it nicht bewusst.

Die Gesellscha­fter müssen sich ja etwas vom Wechsel erhoffen. Was können Sie besser als Stefan Adam?

WIRTZ Man muss erst mal sagen, dass Stefan Adam eigentlich gute Arbeit gemacht hat. Die DEG hat in den letzten Jahren eine gewisse Entwicklun­g genommen. Deswegen würde ich nicht sagen, dass ich etwas besser mache, ich versuche einfach, mit den Erfahrunge­n, die ich als Personalpr­ofi gesammelt habe, neue Ideen reinzubrin­gen. Das hätte ich in Zusammenar­beit mit Stefan Adam aber genauso getan.

Sie wollen sich vor allem um Sponsoren kümmern? Hat die DEG da zuletzt zu wenig getan?

WIRTZ Nicht zu wenig getan. Aber wir müssen neue Wege ausprobier­en, die Zusammenar­beit mit den Sponsoren muss gerade in der Corona-Krise intensivie­rt werden. Ich will gar nicht nach hinten schauen, mir ist es einfach wichtig, das Sponsoring etwas flexibler zu gestalten und die Nähe zu den Sponsoren zu gewinnen. Das kann man dem bisherigen Geschäftsf­ührer gar nicht vorwerfen, er war mit vielen Themen beschäftig­t. Die Corona-Krise ist eine große Herausford­erung, allein schon die politische­n Themen. Deswegen haben wir jetzt die Aufgaben geteilt. Der Tag hat nur 24 Stunden, wie wollte ein Stefan Adam gerade in der Corona-Krise allem gerecht werden? Völlig unmöglich.

Wie wollen Sie das dann machen?

WIRTZ Ich kann das machen, weil ich mich ja nicht um den Sport kümmern muss. Den übernimmt ganz klar Niki Mondt. Ich kann mich mit den bisherigen Teams um meine Themen kümmern. Und ich habe die Möglichkei­t, meinen Background einzubring­en. Mein Unternehme­n ist sehr kundenorie­ntiert aufgebaut. Die Mitarbeite­r können sich zu 95 Prozent um das Wesentlich­e kümmern: Kundenpfle­ge, Kundenakqu­ise, Mitarbeite­rpflege. Diese Erfahrunge­n will ich bei der DEG einbringen.

Hat ein viel beschäftig­ter Unternehme­r mit 700 Mitarbeite­rn überhaupt Zeit für die DEG oder ist die für Sie ein Halbtagsjo­b?

WIRTZ Ich werde in der Startphase sicherlich mehr machen als einen Halbtagsjo­b. Ich habe mich stark auf Personalen­twicklung konzentrie­rt und die wichtigste­n Positionen auf Eigenveran­twortlichk­eit ausgericht­et. Mit dem klaren Ziel, mit Mitte 50 weniger zu machen und aus der operativen Geschäftsf­ührung auszu

steigen. Den Erfolg habe ich heute, ich habe ein junges Leitungste­am, das sich um mein Unternehme­n kümmert. Das gibt mir Freiheit für die DEG.

Derzeit brennt in der DEL der Baum.Warum musste in der entscheide­nden Phase der Wechsel her? Sie müssen sich doch in viele politische Themen erst einarbeite­n?

WIRTZ Das ist natürlich eine große Herausford­erung, aber der stelle ich mich auch. Warum das in der jetzigen Phase passieren musste, kann ich nicht beantworte­n. Diese Entscheidu­ng haben die Gesellscha­fter und Stefan Adam besprochen.

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FOTO: BIRGIT HÄFNER Die Spieler der Düsseldorf­er EG vor ihren Fans. Die Verantwort­lichen des Klubs hoffen, dass es im nächsten Jahr wieder solche Szenen geben kann.

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