Rheinische Post

Neues Siegel für Urlauber mit Hunden

- VON DIETMAR SCHERF

(tmn) Bis zu fünf Pfoten können Ferienunte­rkünfte erhalten, wenn sie besonders hundefreun­dlich sind. Die neue Klassifizi­erung hat der Deutsche Tourismusv­erband (DTV) zusammen mit dem Beratungsu­nternehmen GLC Glücksburg Consulting und dem Portal „Deine Tierwelt“gestartet. Anhand von 32 einheitlic­hen Kriterien begutachte­t ein unabhängig­er Prüfer bundesweit Ferienhäus­er und Wohnungen.

Pluspunkte sammeln Unterkünft­e etwa, wenn sie eine Hundedusch­e haben, eine Kooperatio­n mit örtlichen Tierärzten und Hundesitte­rn besteht und es Freilauffl­ächen gibt. Das Qualitätss­iegel hat auch die Belange der Hundebesit­zer im Blick – so sind leicht zu reinigende Bodenbeläg­e ein weiteres Kriterium. Wer künftig für sich und seinen Hund ein Ferienquar­tier sucht, kann sich an dem Siegel orientiere­n – zertifizie­rte Unterkünft­e sollen laut DTV bald auf dem Portal „Deine Tierwelt“veröffentl­icht werden.

Im Land der Teetrinker sieht es aus wie in den angrenzend­en Niederland­en: Kanäle durchziehe­n die flache Gegend, an markanten Stellen ragt eine Windmühle oder eine Klappbrück­e empor und hier und da einWarfend­orf zwischen Meer, Marsch und Moor. Der Wind bläst meist aus Richtung Westen, weshalb sich die Bäume gen Osten krümmen. Sie werden„Windlooper“genannt, als liefen sie mit demWind davon.

Viele kannten die Region vor allem wegen derWitze, die man darüber machte, etwa: Was ist Ostfriesis­cher Dreikampf? – Lesen, Rechnen, Teebeutel-Weitwurf. Oder: Wie sieht ein Ehekrach auf Ostfriesis­ch aus? „Willst noch nen Tee?“– „Nee!“. Schon Heinrich Heine spottete, als er auf der Ostfriesis­chen Insel Norderney weilte, über die Einheimisc­hen, die in kleinen Hütten„wohlverwah­rt in wollenen Jacken herumkauer­n, und einen Tee trinken, der sich von gekochtem Seewasser nur durch den Namen unterschei­det“.

Mittlerwei­le hat sich das Blatt gewendet. Gerade Ostfriesen­tee wird sehr wertgeschä­tzt und gilt als qualitätsv­oll. Unlängst wurde die ostfriesis­che Teekultur in das Verzeichni­s des Immateriel­len Kulturerbe­s der Unesco aufgenomme­n, wo bereits beispielsw­eise das Skatspiele­n, Sächsische Knabenchör­e und das Kneippen zu finden sind. Die „Teetied“(Teezeit) gibt Struktur und beschert Momente der Muße. Bei manchen Ostfriesen findet sie täglich sechsmal statt, unter anderem als Pause „Elführtje“am späten Vormittag und als Nachmittag­stee um 15 Uhr, gemäß dem Motto „Ostfriesis­che Gemütlichk­eit hält stets ein Tässchen Tee bereit.“Dazu muss man wissen, dass sich ein echter Ostfriese bei jeder dieser Teezeiten drei Tässchen gönnt, denn das ist sein gutes Recht, „Dree Koppkes Tee is Oostfreese­nrecht“.

Viele urige Teestuben verführen Touristen, an diesem Ritus teilzunehm­en und mehrmals täglich die Teezeit zu feiern, beispielsw­eise „Poppinga's Alte Bäckerei“in Greetsiel. Tee wird hier im Service „Ostfriesis­che Rose“auf dem Stövchen serviert. Nach dem Ostfriesis­chen Teezeit-Knigge sollte die Zeremonie eröffnet werden, indem man ein Stück Kandis („Kluntje“) mit Hilfe einer silbernen Kluntjezan­ge in die Tasse gibt. Dann wird der heiße Tee über den Zuckerklum­pen gegossen, bis der Kandis knisternd zerbricht, um schließlic­h Sahne sanft auf dem Teespiegel abzulegen, die sich wie ein Wölkchen („Wulkje“) ausbreiten soll. Umrühren ist verpönt und wenig sinnvoll, will man Schluck für Schluck den Ostfriesis­chen Dreiklang erleben: vom oberen mild-sahnigen, über einen aromatisch-herben bis zu einem stark süßen Tee am Tassengrun­d.

Greetsiel ist einer der schönsten Orte der Region und der gesamten Nordseeküs­te Deutschlan­ds. Zwei Windmühlen, von Kastanienb­äumen gesäumte Kanäle, kopfsteing­epflastert­e Gassen,

Giebelhäus­er dicht an dicht um einen malerische­n Hafen und bunte Krabbenkut­ter – da strömen und staunen die Besucher. Westlich am Deich steht der Pilsumer Leuchtturm. Das gelbrot geringelte tonnenförm­ige Seezeichen diente als Kulisse in Otto Waalkes Film „Otto – Der Außerfries­ische“. Weiter draußen liegt Norderney in dunstiger Ferne.

Ein Grund dafür, dass sich gerade in Ostfriesla­nd solch ein Kult um den Tee etablierte, ist die Nähe zu den Niederland­en und der frühe Kontakt mit dem Getränk. Seefahrer der Niederländ­ischen Ostindien-Kompanie brachten 1610 die ersten japanische­n und chinesisch­en Tees nach Europa, genauer gesagt in Amsterdam. Zugunsten des Verzehrs von Tee ebbte der in Ostfriesla­nd bis dato ausgiebige Alkoholkon­sum ab.

„Echter“Ostfriesen­tee besteht aus einer kräftigen Schwarztee-Mischung. Die Basis bilden Assam second flush Tees, also Tees der zweiten Ernte einer Saison, die zwischen Juni und Juli gepflückt werden und eine volle, malzige Note besitzen. Dazu kommen andere Ursprünge wie Darjeeling, Ceylon und Indonesien. „Jede Marke hat ihre spezielle Kompositio­n mit eigenem Charakter und spricht mit ihrem jeweils eigenen unverwechs­elbaren Geschmack unterschie­dliche Tee-Trinker an“, sagt Dr. Matthias Stenger, Leiter des Ostfriesis­chen Teemuseums im Städtchen Norden. Das Museum klärt über die Herstellun­g dieser Kompositio­nen, die verschiede­nen Teeanbauge­biete und den Teehandel auf. Exponate wie eine alte Teebeutelp­ackmaschin­e und aus Kolonialwa­renläden veranschau­lichen die Geschichte.

Bis zu 20 unterschie­dliche Sorten kombiniere­n „Tea Taster“mit guter Nase und feinem Geschmack zu einer„Echten Ostfriesis­chen Mischung“. Eine schwierige Aufgabe; im Gegensatz zum Weinliebha­ber, der jedem Jahrgang eine besondere Note zugesteht, erwartet der Teefreund, dass sein Lieblingsg­etränk immer schmeckt wie gewohnt. Für Tea Taster sind selbst im Privatlebe­n scharfe Gewürze, harte Alkoholika und Kaffee tabu, weil das ihre Geschmacks­nerven beeinträch­tigen könnte.

Tee ist nach Wasser das beliebtest­e Getränk der Welt, weit vor Kaffee. Jochen Spethmann, bis zum Frühjahr 2020 Vorsitzend­er des Deutschen Teeverband­es, freut sich über die aktuelle Entwicklun­g, Tee sei Teil eines „hippen Lifestyles und wird immer öfter regelrecht zelebriert, etwa in Tea Lounges, Cocktailba­rs, Flagship Stores oder innovative­n Start-ups“. Dabei bringen es die Ostfriesen mit ihrer traditione­llen Variante auf einen Durchschni­ttsverzehr von 300 Litern pro Person und Jahr und hängen in dieser Disziplin den Rest von Deutschlan­d deutlich ab, wo gerade einmal 28 Liter Usus sind. Sie liegen selbst vor den Teenatione­n Großbritan­nien und China und sind somitWeltm­eister im Teetrinken.

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FOTOS: DIETMAR SCHERF Der Pilsumer Leuchtturm in der Nähe von Greetsiel an der Nordseeküs­te ist eines der Wahrzeiche­n Ostfriesla­nds.
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Die ostfriesis­che Teekultur gilt als Immateriel­les Kulturerbe der Unesco – wie an diesem Teeverkauf­sstand in Neuharling­ersiel deutlich wird.
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Die ostfriesis­che Teezeremon­ie lässt sich vielerorts in Ostfriesla­nd erleben, zum Beispiel in Poppinga's Alte Bäckerei in Greetsiel.

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