Gastronomen stellen sich auf die Krise ein
Mit Hochdruck arbeiten die Gastronomen an Alternativen für die Zeit des Lockdowns – Lieferservice inklusive.
Mit Hochdruck arbeiten Düsseldorfs Wirte an Alternativen für die Zeit des Lockdowns. Die finanziellen Zusagen des Staates sehen viele skeptisch.
DÜSSELDORF Die Gastronomen entwickeln Strategien für den Lockdown und wollen vor allem wieder auf den Außer-Haus-Verkauf setzen. Einer von ihnen ist Volker Drkosch, Chef seines Dr. Kosch, der einen Lieferservice plant und seine Internetseite vorbereitet. Ein Teil der Mitarbeiter werde wohl in Kurzarbeit gehen. Mit Blick auf die vom Bund angekündigte Ausgleichszahlung von 75 Prozent des Umsatzes aus dem November 2019 sagt er: „Es ist noch nicht einmal klar, wie mit den Zuschüssen aus dem Frühjahr umgegangen wird. Mein Steuerberater sagte, es kann sei, dass ich die zurückzahlen muss. Daher freue ich mich nicht zu früh, aber die in Aussicht gestellte Zahlung ist gut gegen eine gewisse Panik.“
Auch Rosati-Chef Pino Fusco plant Service to-go. Wenn ältere Herrschaften darum bitten, dann will er sie auch beliefern. „Meine Lieferanten sind verständigt. Die wissen, dass wir einen Teil der bestelltenWare nicht abrufen können. Das Fleisch, das wir schon haben, wird vakuumiert und schnell verbraucht.“Und er fragt sich: „Gibt es überhaupt die Möglichkeit der Kurzarbeit oder ist das mit der 75-Prozent-Regelung aufgehoben?“
Barbara Oxenfort von der Brasserie Stadthaus startet ab Dienstag Lieferdienst und Außer-Haus-Service mit einem kleinen Team. „Einige Mitarbeiter sind voll in Kurzarbeit.“Sie sei sehr traurig. Die finanzielle Unterstützung „wäre eine sehr große Hilfe“, aber auch sie wolle zunächst abwarten.
Auch Gastronom und Dehoga-Repräsentant Giuseppe Saitta rüstet sich: Zum Mitnehmen bekommen Kunden bei ihm alle Gerichte auf der Karte, einen Lieferservice bietet er für kranke und ältere Menschen an,„die müssen nur anrufen“.
Auch beim Italiener La Luce Due an der Dorotheenstraße 20 soll es wieder Speisen zum Mitnehmen geben. Beim ersten Lockdown war das Lokal zunächst für Wochen geschlossen. Diesmal ist das anders. „Wir fangen am Montag an“, sagt Domenico Cecere, der das Restaurant mit seinem Bruder Remo führt. Dass 75 Prozent des Vorjahresumsatzes erstattet werden sollen, begrüßt Cecere.„Der November ist unser stärkster Monat.“
Ein paar Meter weiter steht Gianni Vitale in der Küche. Der Neapolitaner ist für seine feine und kreative Karte bekannt und hat eine große Stammkundschaft. Auch im Vitale an der Ackerstraße wird es ab der nächsten Woche Speisen zum Abholen geben. Ab welchem Tag, steht noch nicht fest, Vitale wird es auf Facebook verkünden.
Auch die Flurklinik liefert ab Montag. Mitinhaberin Katharina Krüll rechnet mit zehn bis 20 Prozent des normalen Umsatzes. „Wir machen das eher, um für die Gäste weiter da zu sein.“Zunächst werden die Gerichte von der normalen Karte zubereitet, schließlich hatte das Restaurant schon eingekauft. Geliefert wird etwa das Blutwurst-Risotto mit Rotwein-Balsamico-Schalotten oder der Trauben-Linsen-Salat mit gratiniertem Ziegenkäse. Später soll es eine kleinere Karte geben. Krüll sagt, sie unterstützt den Lockdown, hofft aber auch, dass keine weitere Hängepartie für die Gastronomen folgt.
GCS-Caterer und Klee's-Chef Georg Heimanns will das Klee's im November komplett geschlossen halten. Beim Personal will er Urlaubsanspruch und Zeitkonten verrechnen und dann zur Kurzarbeit übergehen. Zum Umsatz-Ausgleich sagt er: „Für die Unternehmen, die erfolgreich waren, klingt das sehr gut. Es ist aber wichtig, dass zeitnah ausgezahlt wird, November und Dezember sind ja immer die stärksten Monate.“
Nicht nur Speisen werden während des Lockdowns geliefert – auch Cocktails. Daniel Kroschinsky von der Grand Pu Bar an derWitzelstraße richtet sich darauf ein, sollte der Alkoholverkauf nicht explizit verboten werden.„Das Konzept war beim ersten Lockdown aus der Not geboren worden, hat sich aber sehr erfolgreich entwickelt.“Nun wolle man es wieder ausweiten und im Umkreis von zehn Kilometern liefern. Die Cocktails kommen in einer Milchflasche, Deko und Eis werden vakuumiert.
Auf ein To-go-Geschäft verzichten will hingegen Barbetreiber Walid El Sheikh. Seine Mitarbeiter schickt er in Kurzarbeit. Auf eine Klage gegen den Lockdown will er nach seinem juristischen Vorgehen gegen die Sperrstunde verzichten. Er lobt das angekündigte Unterstützungsmodell und spricht insgesamt davon, einen gesellschaftlichen Schulterschluss zu suchen.