Im Dienst der Allgemeinheit
Der öffentliche Dienst ist der größte Arbeitgeber in Deutschland. Auch wenn manche Leute mit seinem Image fremdeln, so bietet er doch für viele Menschen eine attraktive Berufswahl.
Der öffentliche Dienst feiert 2020 ein Jubiläum zum 100. Geburtstag. Natürlich gibt es die sogenannten Staatsdiener schon länger, doch am 24. April 1920 beschloss das Reichskabinett derWeimarer Republik, im Innenministerium eine eigene Abteilung für das „Beamtenwesen“ins Leben zu rufen. Es war ein Schritt zur Demokratisierung der Verwaltung. Seit jenem Jahr hat sich auch der Begriff „Öffentlicher Dienst“immer weiter verbreitet und den Terminus Staatsdienst ersetzt – zumal sich der öffentliche Dienst im Laufe der Zeit in seinen Aufgaben viel breiter aufgestellt hat. Die Beschäftigten sind nicht mehr nur Beamte, nicht mehr nur die Menschen in den Rathäusern und anderen Behörden auf kommunaler-, Landes- und Bundesebene. Sie sind Erzieher in Kitas, Mitarbeiter in Krankenhäusern, Busfahrer, Straßenreiniger, IT-Experten, Uni-Professoren oder Bademeister – je nachdem, welche Aufgaben eine Stadt und Gemeinde selbst oder über kommunale Unternehmen erfüllt. Nicht zu vergessen sind Polizei und Feuerwehr.
Das sorgt dafür, dass der öffentliche Dienst heute der größte Arbeitgeber in Deutschland ist mit fast fünf Millionen Beschäftigten. Damit gehört etwa jeder zehnte Arbeitnehmer in der Bundesrepublik dazu. Und der öffentliche Dienst ist auch der größte Ausbilder der Republik: Rund 90.000 Auszubildende werden jedes Jahr von Kommunen, Ländern und Bund eingestellt. Ein Anlass, einmal auf die Vorteile einer Tätigkeit im Dienste der Allgemeinheit zu schauen.
Vielfalt „Im Gegensatz zur immer noch weit verbreiteten Ansicht, im öffentlichen Dienst gebe es nur Bedienstete in grauen Amtsstuben, die verstaubte Aktenstapel vor sich liegen haben, bietet der öffentliche Dienst des 21. Jahrhunderts vielfältige Möglichkeiten der beruflichen Entfaltung und Entwicklung in Form von Verwaltungsberufen, sozialen Berufsbildern bis in technischen Bereich hinein“, erläutert Jörg Arndt, Leiter der Personalwirtschaft beim Rhein-Kreis Neuss, mit rund 3000 Beschäftigten ein großer Arbeitgeber.
Neben einer Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten sind auch duale Studiengänge zum Bachelor of Laws oder Bachelor of Arts möglich. Bei den Kommunen arbeiten zudem Fachinformatiker, Sozialpädagogen, Ärzte, Bauzeichner, Techniker und Ingenieure, Archivare, Rettungssanitäter und Feuerwehrleute, um nur einige Beispiele zu nennen. „Man sieht, das Spektrum ist sehr breit und bietet Einstiegsmöglichkeiten in den unterschiedlichsten Bereichen. Zudem hat sich der öffentliche Dienst in den letzten Jahren durch ein stark gestiegenes Angebot an digitalen Dienstleistungen modern und zeitgemäß aufgestellt, was ihn nicht zuletzt auch bei Berufsanfängern interessant und attraktiv macht“, so Arndt.
Planungssicherheit Die relative Sicherheit des Arbeitsplatzes ist eine Trumpfkarte des öffentlichen Dienstes in der Berufswelt. „Die Verdienstmöglichkeiten sind in der freien Wirtschaft in einigen Bereichen größer, allerdings mit der erhöhten Gefahr bezüglich der Arbeitsplatzsicherheit. Beamte auf Lebenszeit haben diese Sicherheit ebenso wie tariflich Beschäftigte im öffentlichen Dienst, die in der Regel nach einer Beschäftigungszeit von 15 Jahren nur noch aus schwerwiegenden Gründen gekündigt werden können“, erläutert Jörg Arndt.
Verdienst Das Einkommen richtet sich bei den Beamten nach den jeweils geltenden Besoldungstabellen mit der Möglichkeit, im Laufe der beruflichen Entwicklung sowohl innerhalb der Besoldungsgruppen der jeweiligen Laufbahn aufzusteigen als auch in den Erfahrungsstufen nach einer festgelegten Anzahl von Jahren weiter voranzukommen.
Bei den tariflich Beschäftigten nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) richtet sich der Lohn nach einer ähnlich aufgebauten Entgelttabelle und nach der Bewertung der zugewiesenen Tätigkeit. Der TVöD sieht bei den tariflich Beschäftigten zudem eine jährliche Sonderzuwendung vor. Zusätzlich wird eine leistungsorientierte Bezahlung nach Bewertung durch die Vorgesetzten gezahlt. Abgerundet wird die finanzielle Seite durch vermögenswirksame Leistungen des Arbeitgebers und die Möglichkeit einer zusätzlichen Altersvorsorge im Rahmen einer Zusatzversicherung oder Entgeltumwandlung.
Urlaub & Co. Es werden jährlich 30 Tage Erholungsurlaub gewährt. Die Arbeitszeiten belaufen sich im Beamtenbereich auf 41 Wochenstunden und bei den tariflich Beschäftigten auf 39 Wochenstunden. In diesem Rahmen eröffnen viele Arbeitgeber ihren Beschäftigten Möglichkeiten zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung von der Gleitzeit bis hin zum mobilen Arbeiten. „In puncto Arbeitszeit und deren Flexibilisierung steht der öffentliche Dienst der Privatwirtschaft inzwischen weitgehend gleich
wertig gegenüber“, meint der Personalchef beim Rhein-Kreis Neuss.
Sozialer Auftrag Eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst ist eine sinnvolle und wertgeschätzte Tätigkeit für die Bürger, sei es im direkten Kontakt bei individuellen Anliegen oder im Dienste der Allgemeinheit, zum Beispiel beim Katastrophenschutz oder in der Gefahrenabwehr.
Durch die oftmals vorhandene Möglichkeit, im Laufe des Berufslebens in unterschiedlichen Bereichen der Verwaltung zu arbeiten, werden Aufgaben für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und in allen Altersschichten wahrgenommen. „Dieses Portfolio kann die freie Wirtschaft weitgehend nicht bieten und verschafft dem öffentlichen Dienst Vorteile auf dem Arbeitsmarkt, der sich inzwischen dahingehend gedreht hat, dass die Arbeitgeber untereinander im Wettbewerb um das am besten geeignete Personal stehen“, sagt Jörg Arndt. Der öffentliche Dienst sehe sich dafür gut gerüstet.