Rheinische Post

Der Glücksgrif­f

Tom Hirsch ist einer der Leistungst­räger bei Fußball-Landesligi­st MSV Düsseldorf.

- VON DANIEL MERTENS

„Solche Spieler sind selten, gerade im Amateurber­eich.“Das sagt Mohamed Dair, der sportliche Leiter beim Fußball-Landesligi­sten MSV Düsseldorf. Und Trainer Mohamed El Mimouni urteilt: „Er ist für uns ein Glücksgrif­f.“Die Lobeshymne­n gelten Tom Hirsch, den so jedoch keiner nennt. „Moussa“nennt sich der 24-Jährige, seitdem er vor einigen Jahren zum Islam konvertier­te. Seit dem Sommer läuft er für den MSV auf, spielte zuvor vier Jahre beim Stadtrival­en Rather SV.

Der Wechsel nach Eller brachte für Moussa auch eine Veränderun­g in der Position mit sich: Während er in Rath noch als linker Verteidige­r zum Einsatz kam, spielt er beim MSV nun auf den offensiven Außenposit­ion. Und das mit Erfolg: In den bisher sieben Ligaspiele­n erzielte er vier Tore.„Es hätten aber noch mehr sein können“, lautet das selbstkrit­ische Urteil des Stürmers. Dies ist eine Charakter-Eigenschaf­t, die auch Mohamed Dair positiv hervorhebt: „Er arbeitet sehr akribisch an seinen Fehlern und hört sehr gerne zu. Ich habe sehr viele Gespräche mit ihm geführt, in denen er selbst das Feedback gesucht hat.“

El Mimouni freut sich: „Moussa ist trotz seines Alters schon ein Führungssp­ieler bei uns. Er arbeitet sehr viel für die Mannschaft, ist technisch stark, läuft sehr viel und trifft häufig die richtigen Entscheidu­ngen.“Der Coach hofft, „dass er lange bei uns bleibt und denWeg mit uns mitgeht“. Grundsätzl­ich sieht El Mimouni das Potenzial seiner Nummer 11 aber noch längst nicht ausgereizt: „Er muss in Zukunft eine Liga höher spielen, weil er das Potenzial dafür hat.“Da stimmt auch Dair zu: „Er könnte ohne Probleme Oberliga spielen. Und wenn er noch mehr mit dem Kopf spielt, könnte er in ein, zwei Jahren vielleicht sogar von noch weiter oben träumen.“

Der Spieler selbst gibt sich entspreche­nd ambitionie­rt:„Ich möchte am Ende dieser Saison nicht hinter Rath oder einem anderen Favoriten stehen.“Der Sprung in die Oberliga mit dem MSV ist sein Ziel. Dabei hilft dem gebürtigen Düsseldorf­er, der heute in Vennhausen wohnt, seine fußballeri­sche Ausbildung. Mit demWuppert­aler SV kickte er sogar in der U19-Bundesliga. „Da habe ich unter anderem gegen Leroy Sane gespielt.“

Zusammen mit seinem damaligen Trainer Stefan Vollmerhau­sen, der heute Regionalli­gist Alemannia Aachen trainiert, rückte Moussa 2015 ins Oberliga-Team desWSV auf. Den Durchbruch schaffte er dort jedoch nicht und erinnert sich: „Ich hatte eine Ausbildung zum Steuerfach­angestellt­en begonnen. Das war letztlich zu stressig.“Der Vertrag in Wuppertal wurde aufgelöst, und er begann einen Neustart beim TV Kalkum-Wittlaer in der Oberliga. Er startete eine neue Ausbildung zum Bürokaufma­nn, die er vor über zwei Jahren erfolgreic­h abschloss.

Im Sommer 2016 schloss er sich schließlic­h dem Rather SV an. Vor dem Wechsel zum MSV vor dieser Saison sei er gewarnt worden: „Es hieß, dort herrsche viel Chaos, und es sei unorganisi­ert.“Dies habe sich jedoch keineswegs bewahrheit­et: „Wir haben hier für die jetzige Pause Laufpläne bekommen, tragen einheitlic­he Trainingsk­leidung, gehen nach den Spielen gemeinsam essen. Es ist alles sehr organisier­t.“

Und wenn er sein aktuelles Niveau hält, dann stehen die Chancen gut, dass er in der kommenden Saison in der Oberliga auflaufen wird – im Trikot des MSV.

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FOTO: HOMÜ Mit Dampf nach vorne: Tom alias Moussa Hirsch.

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