Rheinische Post

Ein stets florierend­es Blumenhaus

Nach 55 Jahren hat Käthe Zieris Blumen Sporrer am Schadowpla­tz in neue Hände übergeben.

- VON MARC INGEL UND PATRICK MÜTHING

STADTMITTE In dem Geschäft am Schadowpla­tz 9 wurden irgendwie schon immer Blumen verkauft. Wie lange genau, weiß nicht einmal Käthe Zieris, und sie hat immerhin schon 1966 hier als Lehrling angefangen. Zumindest die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist überliefer­t: Die beiden akkreditie­rten Blumenbind­erinnen Mally und Helma Sporrer eröffneten nach dem Wiederaufb­au des Trümmergru­ndstücks Schadowpla­tz an Ort und Stelle das Blumenhaus Sporrer. Es herrschte damals schnell eine vornehme Note in dem Laden. Zum floralen Verkauf gab es auch wunderbare, zum Teil antike Keramiken. Die Krefelder Firma Grootenbur­g belieferte das Blumenhaus mit Unikaten, die heute als Sammlerstü­cke gehandelt werden. Der Vater von Mally und Helma, Paul Sporrer, hatte zuvor eine Amalie Posse, Besitzerin des florierend­en Blumengesc­häfts Posse&Co, geheiratet. Das war so um 1880 herum. Das Geschäft befand sich in direkter Nähe von Parkho

„Wir waren ein eingeschwo­renes Team, wurden zu Freunden.“

Käthe Zieris, über das Verhältnis zu ihren Mitarbeite­rn

tel und Opernhaus. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg allerdings komplett zerstört. So führten die beiden Töchter im Sinne ihrer Eltern das Unternehme­n am Schadowpla­tz 9 fort.

Als die Zeit für Mally und Helma gekommen war, sich zur Ruhe zu setzen, übernahm Leo Ehren das Geschäft. Und bald kam die 16-jährige Käthe Zieris hinzu.„Mein Großvater hatte eine Gärtnerei, da habe ich schon als Kind immer gerne gearbeitet“, erklärt sie ihre Vorliebe für das florale Gewerbe. Und als für ihren Chef dann vor 36 Jahren selbst der Tag gekommen war, sich zurückzuzi­ehen, kam niemand anderes als Käthe Zieris als Nachfolger­in in Frage. „Ich habe nur kurz gezweifelt“, sagt sie, zumal ihr Ex-Chef anfangs noch im Laden aushalf.

Die Geschäfte liefen weiterhin gut, jeden Tag war sie um 4.30 Uhr auf dem Blumengroß­markt, um den Einkauf persönlich durchzufüh­ren, drei, später vier Mitarbeite­rinnen plus Fahrer für die Auslieferu­ngen packten mit an, „wir waren ein eingeschwo­renes Team, wurden Freunde, eine Angestellt­e ist bis heute seit 37 Jahren hier“, erzählt Zieris.

Damals, da sah der Schadowpla­tz noch anders aus, gab es viele inhabergef­ührte Geschäfte und weder Kö-Bogen I noch II. „Aber der Schadowpla­tz war schon immer das Herz der Innenstadt. Und mein Laden das Kleinod vor Ort. Die Kunden kamen immer wieder. Sie haben wohl gemerkt, dass ich das hier mit Leidenscha­ft mache“, sagt die inzwischen 70-Jährige. Ein bisschen melancholi­sch wird sie dann schon, „außer mir hat hier nur die Apotheke so lange überlebt. Und die ist jetzt ebenfalls zu.“

Im Lockdown kam auch Käthe Zieris der Gedanke, dass es an der Zeit sei, aufzuhören. Ihr war es aber wichtig, dass es einen Nachfolger gibt „und hier nicht noch so ein Handyladen reinkommt“, so hätten auch die Besitzer des Hauses gedacht. Sie erinnerte sich an die Worte einer Kollegin: „Sag' bloß Bescheid, wenn du aufhörst, ich übernehme.“Das war Annette van de Moosdijk, die mit ihrem Mann Jean einen Blumenlade­n an der Josephinen­straße führte. „Das Haus soll aber einem Neubauvorh­aben weichen, wir mussten uns verändern“, erklärt sie. Schon die Eltern und Großeltern waren im Blumengesc­häft, „und ich wusste sofort: Das passt“, sagt Käthe Zieris.

Der Name Sporrer ist jetzt Geschichte, der Fiori Blumenstyl­isten GmbH gehört die Zukunft, parallel hat das Paar das Blumengesc­häft in den Schadow Arkaden (früher Dornrösche­n) übernommen. Umgebaut haben die van de Moosdijks am Schadowpla­tz, übergangsw­eise in einer Holzbude vor dem Geschäft Blumen verkauft, „jetzt haben wir sogar oben einen Wasseransc­hluss, dafür musste man vorher immer in den Keller gehen“, berichtet Annette van de Moosdijk. Die Blumen kommen mittlerwei­le tagesfrisc­h aus Holland, ansonsten ist aber vieles geblieben, sogar alle Mitarbeite­r.

Und Käthe Zieris?„Ich habe einen Garten, da kann ich mich noch austoben, und zwei Enkel, die mich auf Trab halten“, sagt sie. Und ab und zu schaut sie auch noch im Laden vorbei, so wie ihr Chef früher. „55 Jahre sind eine ganz schön lange Zeit, das hakt man nicht so einfach ab“, sagt Zieris, der vor allem eines wichtig ist: „Dass der Laden in gute Hände gekommen ist. Die Geschichte lebt weiter.“

 ?? RP-FOTO: MARC INGEL ?? Käthe Zieris (l.) hat ihr Geschäft an Annette van de Moosdijk übergeben. Dennoch schaut sie hin und wieder gerne noch am Schadowpla­tz vorbei.
RP-FOTO: MARC INGEL Käthe Zieris (l.) hat ihr Geschäft an Annette van de Moosdijk übergeben. Dennoch schaut sie hin und wieder gerne noch am Schadowpla­tz vorbei.

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