„Man probt eigentlich nur noch auf Sicht“
Weil Gesangsübungen aktuell nur noch in kleinen Gruppen oder gar nicht stattfinden können, müssen viele Kirchenchorleiter kreativ werden.
Hanjo Robrecht war schon Mitte März dazu übergegangen, seine Chorproben digital durchzuführen. An das Proben über Videokonferenzen, sagt der Chorleiter, hätten sich seine Sänger darum mittlerweile gewöhnt. Jeden Donnerstag und Freitag schaltet Robrecht seinen Laptop im Arbeitszimmer an und wartet darauf, dass die Mitglieder seiner Chöre sich dazuschalten. Die festen Termine jede Woche seien ihm wichtig gewesen, um den Kontakt zu halten.„Und damit alle noch irgendwie das Gefühl haben, überhaupt in einem Chor zu sein“, sagt er. Denn die Chorarbeit zu Corona-Zeiten sei schwierig: Die Ziele fehlten. Ostern, Pfingsten, Allerheiligen – keine Konzerte. Und auch für die Weihnachtsmesse in Herz-Jesu in Derendorf habe Hanjo
Robrecht nun vorsichtshalber ohne Chor und dafür mit zwei Sängerinnen und Profimusikern geplant.
Auch Chorleiter Odilo Klasen von der Pfarrei St. Franziskus Xaverius in Mörsenbroich probt momentan ausschließlich in wechselnden Kleingruppen von maximal vier Sängern – vor Ort. Jedes Wochenende trifft er sich abwechselnd mit den Chormitgliedern vor dem Sonntagsgottesdienst, um so die Messe musikalisch zu gestalten, selbst wenn die Besucher des Gottesdienstes nicht mehr mitsingen können. Die großen Ziele würden zwar fehlen, sagt Klasen, dafür habe man nun allerdings zumindest die Sonntage vor Augen. „Wir haben aber trotzdem alle die Sorge, dass sich die Chorgemeinschaft auflösen könnte. Für einen Chor ist es einfach existenziell, dass er zusammenkommen kann“, sagt Klasen.
Mit Blick auf Weihnachten hoffe Klasen aktuell noch darauf, dass das Singen in Kleingruppen möglich sein könnte. Zusätzlich wolle auch er aber auf professionelle Musiker zurückgreifen. Und auch eine Veranstaltung im Freien, bei der Klasen dann vielleicht mit bis zu acht Leuten singen könnte, sei geplant.
„Man probt eigentlich nur noch auf Sicht“, sagt auch Chorleiter Peter Zimmer von der Kirchengemeinde St. Antonius und Benediktus in Heerdt. Er trifft sich aktuell noch mit dem Jugend- und Erwachsenenchor in kleinen Gruppen. Zur Vorbereitung auf Weihnachten: Die Hoffnung auf ein gemeinsames Singen auf der Empore mit bis zu acht Personen bleibt. Und wenn es nicht klappt? „Dann war es ja nicht umsonst.Weihnachten kommt schließlich wieder. Und wir haben trotzdem davon profitiert.“