Märchen, Gedichte und Weihnachtsstimmung
Elke Seifert aus Garath ist Künstlerin, Schriftstellerin und Lebensberaterin. In ihrem Art Salon im Keller ihres Wohnhauses hat sie in diesem Jahr nur wenige Besucher empfangen können. Deshalb will Seifert dort jetzt einen kleinen Adventsbasar anbieten.
GARATH Von außen betrachtet wohnt Elke Seifert in einem unscheinbaren Reihenhaus im dörflichen Teil von Garath. An der Tür allerdings gibt ein kleines Schild bereits einen Eindruck davon, was dahinter wartet. „Zwerge und Wichtel willkommen“steht darauf geschrieben. Links neben der Tür betreibt Seifert einen kleinen Souvenirladen, in dem sie zum Großteil selbstgemachte Dinge anbietet, rechts geht es eine Treppe hinunter in Elkes Art Salon, einen privaten Kulturraum, den sich die 63-jährige Düsseldorferin aufgebaut hat. Elke Seifert ist im Herzen Künstlerin, eine dieser Frauen, die in ihrer Leidenschaft Selbsterfüllung gefunden und beschlossen haben, dieser Leidenschaft ihr Leben zu widmen.
Seiferts Metier sind Märchen und Gedichte. Ständig, so sagt sie, hat sie neue Ideen, die sie zu Papier bringen muss. Mehrere Bücher, teils in Kooperation mit befreundeten Malern, sind so entstanden. „Wenn ich ein Bild sehe, bekomme ich oft eine Eingebung, die Worte erscheinen einfach in meinem Kopf“, beschreibt die 63-Jährige ihren kreativen Prozess. Und auch die Art ihrer Präsentation ist kreativ. In wiederverwerteten Lebensmittelverpackungen gibt es„Dosengedichte“, auch einen Adventskalender mit lyrischen Texten und Märchen bietet Seifert an.
In ihrem zum Art Salon ausgebauten Keller gibt es eine kleine Bühne für Theater und Lesungen, daneben einen Gastraum, wo ihre Besucher essen und trinken können – mit Gedichten, die auf Servierten laminiert sind. In einer gemütlichen Ecke bietet die Garatherin außerdem Dienste als Lebensberaterin und im Feng Shui an. „Ich bin ein spiritueller Mensch und glaube, dass man anderen Menschen auf diese Weise helfen kann“, sagt die 63-Jährige.
Das alles liegt jedoch seit Monaten still. Wie für so viele andere Menschen hat die Corona-Pandemie auch für Elke Seifert den Alltag fast vollständig zum Erliegen gebracht. Im Sommer konnte sie noch ein paar Veranstaltungen des Art Salons in den eigenen Garten verlegen. Vor allem die Handwerksmärkte und Messen, auf denen sie ihre Bücher und Arbeiten vorstellt, fallen jedoch aus und fehlen ihr – menschlich wie finanziell.
„Ich lasse mich von der Situation aber nicht unterkriegen“, sagt Seifert. Während der Zwangspause hat sie viel geschrieben. Stolz zeigt sie ihre Sammlung von Friedensgedichten und die Zwergenmärchen, in denen ihre Familie selbst die Hauptrolle spielt. Fünf Enkel hat Elke Seifert, ein sechstes Enkelkind ist unterwegs, und für jedes davon gibt es eine Ausgabe der Zwergenmärchen – inklusive handgestrickter Puppen der Hauptfiguren. Und auch für andere schreibt die Garatherin – Gedichte und Märchen auch auf Bestellung, zu Anlässen wie Hochzeiten, Geburtstagen oder Taufen.„Ich kann mich schnell in andere Menschen hineinversetzen und habe die Gabe, ihren Gefühlen mit meinen Texten Ausdruck zu verleihen“, sagt Seifert. 30 Euro nimmt sie für ein persönliches Gedicht, ein Märchen kostet 150 Euro. AufWunsch trägt sie ihreWerke auch vor, gern kostümiert. Dennoch fehlen der freiberuflichen Autorin und Beraterin die anderen Einnahmen.
Um zumindest einen Teil ihrer angesammelten Produkte loszuwerden und zugleich ein Zeichen gegen die Entfremdung durch den Lockdown zu setzen, will sie an einer Tradition festhalten: Seit Jahren veranstaltet sie in ihrem Keller einen Adventsbasar – und das soll auch in diesem Jahr so sein.
Ab Mitte November bietet sie wieder ihre Bücher an, außerdem weitere kreative Ideen wie die Zwerge aus ihren Märchen, Dosengedichte und „Flaschenpost von Mutter Erde“. „Wer Interesse hat, kann mit Anmeldung vorbeikommen. Ich bin jeden Tag zu Hause, sodass vermutlich nie mehr als eine Person da sein wird. Mein privater kleiner Adventsbasar kann also ohne Risiko stattfinden“, sagt Seifert.
Im November sollte eigentlich das siebenjährige Bestehen ihres Art Salons gefeiert werden – das Fest wird jedoch in den Frühling verschoben. „Ich habe auch in einer solchen Situation niemals Langeweile“, sagt die 63-Jährige über sich. Viele andere Menschen hätten hingegen Schwierigkeiten, wenn der gewohnte Alltag wegfalle. „Ich empfehle, eine solche Situation auch als Gelegenheit zur Besinnung und Selbstreflektion zu begreifen“, sagt die Künstlerin. „Ich frage mich auch in schweren Zeiten immer: Wo liegt das Geschenk darin?“