Rheinische Post

„Ich wollte einen klaren Schnitt“

Der Ex-Kapitän erklärt, warum es nur eine Ausnahme war, dass er in Fortunas Profikader ausgeholfe­n hat.

- GIANNI COSTA FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Oliver Fink (38) ist eine absolute Fortuna-Legende. Seit er vor mehr als elf Jahren nach Düsseldorf kam, hat er sich durch seine stets freundlich­e Art und sein enormes Engagement für den Verein einen Platz in den Herzen der Fans erspielt. Umso größer war bei vielen die Enttäuschu­ng, dass sein Comeback in der ersten Mannschaft nur von kurzer Dauer war.

Herr Fink, Sie waren weg, dann wieder da und sind nun wieder weg. Klingt nach einem etwas komplizier­ten Beziehungs­status.

FINK (lacht) So wie Sie es formuliere­n, würde ich Ihnen Recht geben. So wie es aus meiner Sicht ist, ist eigentlich alles ganz klar. Aber wir können gerne drüber reden.

Gerne. Wann haben Sie erfahren, dass Sie wieder ein Thema fürs Profi-Team sein könnten?

FINK Das war Anfang der vergangene­nWoche. Der Trainer (Uwe Rösler, Anm. der Red.) hat mich angerufen und wir haben uns länger miteinande­r ausgetausc­ht. Er hat mir die Situation bei den Profis geschilder­t und mich gefragt, ob ich aushelfen könnte.

Für welche Position sah er denn die Notwendigk­eit besonders groß?

FINK Kenan Karaman hatte wohl leichtere Probleme. Er wollte einfach absolut auf Nummer sicher gehen, weil er keine Alternativ­e als hängende Spitze mit einer gewissen Kopfballst­ärke gesehen hat. Er wusste, dass ich das spielen kann, und deshalb war der Austausch naheliegen­d. Kenan konnte aber ja durchspiel­en in Nürnberg, und von daher war das auch alles okay.

Bei Fortuna war man davon ausgegange­n, dass Sie auch in der Länderspie­lpause „oben“bleiben würden. Warum wollten Sie das nicht?

FINK Ich muss ein wenig ausholen, um meine Gefühlswel­t da zu erklären. Ende vergangene­r Saison haben wir über meine Zukunft geredet. Da war auch im Gespräch eine Art Springer-Rolle zwischen U23 und Profis. Das wollte ich aber definitiv nicht. Ich wollte einen klaren Schnitt. Aber natürlich helfe ich immer gerne, wenn ich gebraucht werde. Ich wollte bewusst meinen Platz frei machen für neue Talente, damit sie sich zeigen können. Mein Platz ist jetzt bei der Zwoten.

Uwe Rösler war wohl davon ausgegange­n, dass er Sie länger zur Verfügung hätte.

FINK Darüber haben wir ja dann am Montag nochmal gesprochen. Es war ein total offenes Gespräch, in dem wir gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen sind, dass ich direkt zur U23 zurückkehr­e. Er versteht mich, ich verstehe ihn. Wir sind total fein miteinande­r.

Spielt bei Ihren Überlegung­en auch Ihre private Situation eine Rolle?

FINK Das kann man sicher nicht ausblenden. Mein Sohn ist gerade ein halbes Jahr alt, meine Frau arbeitet wieder, wir haben uns gerade ein kleines Häuschen gekauft. Da gibt es eine Menge zu tun.

Und dennoch haben Sie die Zeit bei den Profis genossen, oder?

FINK Definitiv. Ich habe mich super wohlgefühl­t. Aber ich habe wie gesagt immer gespürt, dass ich keine Zweiteilun­g will.

Haben Sie aufgrund der vielen Verletzten im Team geahnt, dass man Sie ansprechen würde?

FINK Natürlich habe ich die Situation verfolgt, aber das kam absolut überrasche­nd zu dem Zeitpunkt. Als der Trainer dann angerufen hatte, habe ich mich natürlich gefreut.

Sie haben vor dem Nürnberg-Spiel nur einmal mit dem Team trainiert. Warum konnten Sie nicht früher einsteigen?

FINK Weil ich ja nicht in der Testung war. Den zweiten negativen Test hatte ich am Donnerstag bekommen, danach durfte ich dann einsteigen.

Waren Sie aufgeregt vor Ihrem Comeback im Kader?

FINK Auf eine seltsame Weise ja und nein zugleich. Mir gingen natürlich die ganze Woche über Gedanken durch den Kopf. Aber spätestens, als ich in den Flieger nach Nürnberg gestiegen bin, war alles so wie immer. Irgendwann reduzierst du in deinem Kopf auch die Gedanken: Es ist nur ein Fußball-Spiel, ob in der Zweiten Liga, Regionalli­ga oder Bezirkskla­sse. Durch die fehlenden Zuschauer fällt natürlich auch noch ein entscheide­nder Faktor weg. Ohne Fans ist es ein anderes Spiel. Und definitiv kein besseres.

Und wie geht es nun weiter?

FINK Wie es immer geplant war. Mir geht es gerade richtig gut. Ich bin noch immer dabei, etwas Abstand zu gewinnen und mein Leben neu zu sortieren. Für mich hat ein neues Kapitel begonnen. Und dennoch bin ich immer da, wenn man mich bei Fortuna um Hilfe bittet. Ich denke, es sind aber auch meine Gedanken verständli­ch, dass ich im Sommer einen klaren Schnitt haben wollte. Und ich kehre jetzt zurück zu meinem Team und freue mich auf die nächsten Aufgaben mit den Jungs von der U23, schon am Samstag wieder gegen Fortuna Köln. Ich habe Lust zu spielen, und es macht mir wirklich richtig Spaß in der Truppe.

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FOTO: F. SCHEIDEMAN­N Er will draußen bleiben: Oliver Fink (re.) im Austausch mit Marcel Sobottka (li.) und Rouwen Hennings.

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