Rheinische Post

Das fehlende Puzzleteil

Steffen Meuer ist der Torjäger, den Fortunas Regionalli­ga-Team lange gesucht hat.

- VON TOBIAS DINKELBORG

Ohne zu murren setzt sich Steffen Meuer auf die Bank. Auch ihm ist klar, dass seinem Körper mitunter ein wenig Ruhe guttut. Und am Ende schlägt seine große Stunde an diesem Abend vor einer Woche ja trotzdem noch. Etwas mehr als eineVierte­lstunde vor dem Schlusspfi­ff kommt der Offensivak­teur von Fortunas Regionalli­ga-Fußballern in die Partie – und schießt seine Mannschaft innerhalb von zwei Minuten mit einem Doppelpack zum 3:1-Sieg beim SV Lippstadt.

Die Lorbeeren dafür nimmt der 20-Jährige jedoch auch einige Tage später nur ungern entgegen.„Als ich eingewechs­elt wurde, hat alles super gepasst“, erzählt er. „Meine beiden Tore waren gut herausgesp­ielt, da musste ich so viel eigene Leistung gar nicht mehr beitragen.“Womöglich irrt das Talent in diesem Punkt. Denn mindestens ebenso wichtig wie die Vorbereitu­ng ist die Qualität, einen Angriff schnörkell­os zu krönen. Und mit dieser großen Fähigkeit bereichert er die „Zwote“seit seinem Wechsel von den Sportfreun­den Eisbachtal immer mehr.

Meuer ist ein kaltschnäu­ziger Torjäger; ein Spielertyp, den die Flingerner in den vergangene­n Jahren schmerzlic­h in ihren Reihen vermisst hatten. Sechs Treffer erzielte der 20-Jährige bislang in acht Partien. Zum Vergleich: Shinta Appelkamp, bester Schütze in der Vorsaison, benötigte 19 Einsätze für acht Tore, Kaito Miyake erzielte ein Jahr zuvor dieselbe Anzahl an Treffern in 31 Spielen.

Und natürlich kennt Meuer seine Stärke. „Es stimmt schon: Wenn die Chancen da sind, bin ich einer, der sie relativ schnell verwertet“, sagt er, „aber ab und an geht auch mal ein Ball vorbei.“Noch bemerkensw­erter ist seine Torquote vor dem Hintergrun­d, dass er gar kein Stoßstürme­r ist, sondern sich auf der rechten Außenbahn am wohlsten fühlt.„Ich habe in Eisbachtal zwar schon alle Positionen in der Offensive gespielt, aber trotzdem bevorzuge ich die rechte Seite“, sagt Meuer.

In Düsseldorf hat der 20-Jährige schnell seinen Platz gefunden – sowohl in der Mannschaft als auch neben dem Rasen. „Es war schon eine ziemliche Umstellung im Sommer, ich wohne das erste Mal allein und bin von zu Hause weg“, erzählt Meuer, der aus der Nähe von Montabaur in Rheinland-Pfalz kommt. „Aber ich kann gut damit umgehen.“Auch an die höhere Belastung hat er sich schnell gewöhnt. „Am Anfang hatte ich ein bisschen Probleme. Jeden Tag zu trainieren, das kannte ich nicht. Doch auch da habe ich mich gut eingelebt.“Das Team hat ihm diesen Prozess leicht gemacht. „Ich bin sehr zufrieden, wie mich der Verein und die Mannschaft aufgenomme­n haben“, sagt Meuer und ergänzt im Westerwäld­er Dialekt zum hervorrage­nden Saisonauft­akt: „Besser hätt` man net starte könne.“

Um seine persönlich­e Bestleistu­ng weiter abrufen zu können, konzentrie­rt sich der Offensivak­teur ganz aufs Fußballspi­elen. „Dazu habe ich mich für mein erstes Jahr hier entschiede­n, nächstes Jahr gucke ich dann neu“, berichtet Meuer. „Wichtig ist für mich meine Weiterentw­icklung.“Vom Sprung zu den Profis träumt er höchstens insgeheim: „Falls es irgendwann mal so weit kommen sollte, denke ich natürlich darüber nach. Aber erstmal muss ich meine Leistungen in der Regionalli­ga bestätigen.“

Nun steht für Meuer und die„Zwote“das Spiel gegen Fortuna Köln (Samstag, 14 Uhr, Paul-Janes-Stadion) an. Da sind seine Torjäger-Qualitäten wieder gefragt.

„Jeden Tag zu trainieren, das kannte ich nicht“

Steffen Meuer

Nachwuchss­türmer

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