Rheinische Post

„Zimbo“sieht sich selbst in Koutris

Fortunas kämpferisc­hes Vorbild ist sicher: „Die Mannschaft wächst.“

- VON BERND JOLITZ

Matthias Zimmermann ist blendend gelaunt. So wie eigentlich immer, wenn man Fortunas Außenverte­idiger trifft, auch wenn es aktuell nur perVideoko­nferenz möglich ist. Da bewundert „Zimbo“die Schalsamml­ung des einen Redakteurs, fordert den zweiten auf, doch endlich mal seine Kamera einzuschal­ten und fragt den dritten augenzwink­ernd, ob er keine Wohnung habe – da dieser das Videogespr­äch vom Auto aus bestreitet. Zimmermann­s Fröhlichke­it und sein Optimismus sind ansteckend – und gerade deshalb hört man ihm besonders gut zu, wenn er mit einem wichtigen Anliegen herausrück­t.

In diesem Fall geht es dem Mann mit dem großen Kämpferher­z vor allem um seine Einschätzu­ng des aktuellen Kaders. „Natürlich sind wir mit unserem Punktestan­d nicht zufrieden“, betont Zimmermann. „Aber die Mannschaft wächst, wir sind auf einem guten Weg. Man muss einfach berücksich­tigen, dass es eine komische Vorbereitu­ng war. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so wenige Vorbereitu­ngsspiele und zugleich so viele, in denen ich aus Personalma­ngel durchspiel­en musste.“

Es sei ein schwierige­r Prozess gerade für Fortuna, den man der Mannschaft zugestehen müsse. Doch „Zimbo“ist sehr zuversicht­lich, dass am Ende des Prozesses ein gutes Ergebnis steht. Ein Beispiel ist für ihn Leonardo Koutris, der von Olympiakos Piräus nach Düsseldorf kam. Der Verein wusste, dass Geduld mit ihm erforderli­ch war, da der griechisch­e Nationalsp­ieler gerade erst von einem Kreuzbandr­iss genesen war. Jetzt freilich trainiert der 25-Jährige voll mit, und Zimmermann erwartet eine Menge von dem Linksverte­idiger.

„Leonardo ist ein Klassejung­e“, lobt er. „Ich sehe mich selbst in ihm, in der Zeit, als ich von meinem Kreuzbandr­iss zurückkam. Im Kraftraum arbeitet er genauso besessen daran, wieder richtig fit zu werden, wie ich das getan habe.“Zimmermann hat auch ein persönlich­es Interesse daran, dass Koutris sehr bald in seiner Stammrolle in der Zweiten Liga eingesetzt werden kann. „Ich jedenfalls werde nicht mehr auf dieser Position spielen“, versichert der 28-Jährige lachend. „Meine sieben Minuten auf der linken Seite in Hannover haben echt Riesenspaß gemacht.“Zur Erinnerung: In diesen nicht einmal ganz sieben Minuten hatte ihm Schiedsric­hter Bastian Dankert – zu Unrecht – Gelb und Gelb-Rot gezeigt.

Im Nachhinein ist Zimmermann über die Zwangspaus­e, die sich fast nahtlos an die vorangegan­gene wegen einer Muskelverl­etzung anschloss, gar nicht so unglücklic­h. „Es hat mir im Endeffekt ganz gut getan, mental etwas loszulasse­n“, erklärt der gebürtige Karlsruher. „Nach meiner Knieverlet­zung hatte ich drei Jahre fast pausenlos durchgespi­elt. Das war schon eine hohe Belastung, und deshalb fehlten mir am Ende oft ein paar Prozent.“

Die wähnt der Rechtsvert­eidiger inzwischen zurück, und so sprüht er schon jetzt vor Ehrgeiz mit Blick auf das Sandhausen-Spiel am Samstag nächsterWo­che.„Unsere Neuen stimmen mich sehr positiv“, betont er. „Kristoffer Peterson kommt immer besser in Schwung, Kelvin Ofori hat Spaß, redet auch schon mal auf Deutsch mit und versteht, wo es lang geht.“Für Zimmermann ein Zeichen, dass es richtig war, nach dem Abstieg bei Fortuna zu bleiben: „Ich bin ohnehin keiner, der die anderen im sinkenden Boot sitzen lässt und sagt: ,Jetzt macht ihr mal.' Ich will helfen, wieder raufzukomm­en.“

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Matthias Zimmermann mit gekonnter Ballannahm­e.

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