Das schändliche Spiel mit der Macht
Also doch, endlich. Donald Trump macht den Weg für seinen designierten Nachfolger frei, die Amtsübergabe an Joe Biden läuft an, am 20. Januar kann der neue Präsident der USA vereidigt werden. Doch die Erleichterung über diese Entwicklung drei Wochen nach der Wahl sollte nicht den Blick auf die Lage verzerren. Donald Trump treibt ein schändliches Spiel mit der Macht. Er strebt mitnichten geläutert in den Ruhestand. Weiterhin behauptet er, die Wahl eigentlich gewonnen zu haben und betrogen worden zu sein. Dass er die Amtsübergabe einleiten muss, dass es in einer Demokratie gar nicht anders geht, lässt er unter den Tisch fallen.
Im schlechtesten Fall macht Trump ernst und kündigt schon bald seine Kandidatur für die kommende Präsidentschaftswahl an. Die nächsten vier Jahre könnten so zu einem unablässigen Wahlkampf werden, der die Supermacht weiter polarisiert und lähmt. Und wenn Trump dann tatsächlich in vier Jahren wieder insWeiße Haus einzöge, hätte er mitWladimir Putin gleichgezogen, der seine Präsidentschaft für vier Jahre unterbrechen musste und sich dafür zum Ministerpräsidenten wählen ließ. Ein Alptraum.
Viel hängt daran, wie Joe Biden seine Amtszeit angeht. Die absehbaren Berufungen in das neue Kabinett zeichnen seinen Kurs vor. Es sind erfahrene, profilierte und vor allem vernünftige Männer und Frauen, die mächtige Positionen der neuen Administration übernehmen sollen, aber deren Namen genau das etablierte politische Gefüge verkörpern, von dem sich so viele Menschen in den USA abgewandt haben. Die Wahl hat Joe Biden gewonnen, und derWeg insWeiße Haus scheint jetzt frei zu sein. Aber das sind nur erste Schritte. Eine mühselige Strecke mit ungekannten Hindernissen und Risiken liegt vor dem künftigen Präsidenten. Hoffentlich überfordert sie ihn nicht.
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