Großer Andrang auf die Christmetten
In Kirchen, Hallen und unter freiem Himmel werden die Düsseldorfer an Weihnachten aller Voraussicht nach Gottesdienste feiern. In vielen Gemeinden haben die Voranmeldungen in dieser Woche begonnen.
Wegen der Corona-Pandemie muss man sich zum Weihnachtsgottesdienst anmelden. In vielen Gemeinden ist der Andrang groß.
DÜSSELDORF Die Planungen der Kirchen für die Gottesdienste anWeihnachten werden konkret. In vielen Gemeinden haben in dieser Woche die Anmeldungen begonnen. Schon bald könnten an Heiligabend – zumindest an den zentralen Standorten in der City und in den Oberzentren – die beliebtesten Gottesdienste ausgebucht sein. Zwar stehen die Konzepte unter Pandemie-Vorbehalt, auch kurzfristige Einschränkungen oder Verschärfungen durch Bund und Länder Mitte Dezember sind nicht völlig auszuschließen. „Wir gehen aber davon aus, dass es anders als zu Ostern Gottesdienste geben wird und treiben die Pläne dementsprechend voran“, sagt UweVetter, Pfarrer an der Johanneskirche. Dabei verfolgen Gemeinden und Seelsorgebereiche durchaus unterschiedliche Strategien, um die Balance zwischen Infektionsschutz und der Sehnsucht vieler Menschen, einen Weihnachtsgottesdienst gemeinsam mit anderen feiern zu dürfen, zu gewährleisten. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Die Strategie Ziel der Gemeinden ist es, insbesondere an Heiligabend Gedränge in sowie vor den Kirchen zu vermeiden. „Wir bieten deshalb Krippenspiele und Christmetten nicht nur in der Kaiserswerther Basilika, sondern auch in der Walter-Rettinghausen-Halle in Angermund sowie der Reithalle Kempkens in Kalkum an“, sagt Pfarrer Oliver Dregger. Bis zu 235 Menschen könnten beispielsweise in Angermund an der Mette teilnehmen – unter Einhaltung sämtlicher Corona-Auflagen. Fast punktgenau trifft die Gemeinde damit die Vorgaben, auf die sich Land und Bistümer zu Wochenbeginn für die neue Coronaschutzverordnung geeinigt haben. Danach werden in geschlossenen Räumen bis zu 250 Personen zugelassen. Unter freiem Himmel sind es bis zu 500. Das dürfte unter anderem die Christen im Rheinbogen freuen. Dort planen Katholiken und Protestanten ökumenische Wort-Gottesdienste auf dem Werstener Schützenplatz und der Himmelgeister Rheinwiese.
Die Kritik Die Ansage aus der letzten Konferenz von Ministerpräsidenten und Kanzlerin, Kirchen sollten auch am wichtigsten christlichen Fest auf Großveranstaltungen verzichten, hatte die Gemeinden kurzfristig verunsichert. „Wir sind erleichtert über die Präzisierung der Höchstteilnehmerzahlen, wir brauchen Planungssicherheit“, sagt Stadtdechant Frank Heidkamp. Den Einwand, auch 200 oder 400 Menschen widersprächen angesichts der hohen Zahl der Corona-Neuinfektionen dem Grundsatz der Kontaktvermeidung, kann der Pfarrer verstehen. Aber die Religionsausübung sei ein hochrangiges Grundrecht, das die Gläubigen gerade anWeihnachten unter strengen Auflagen nutzen wollten. „Mir ist kein einziger Fall bekannt, wo es bei einem Gottesdienst, wie wir ihn zelebrieren, zu einer Ansteckung gekommen wäre“, sagt der Seelsorger.
Diese Einschätzung teilt Heinrich Fucks, Superintendent der evangelischen Kirche. Kritische Nachfragen seien selbstverständlich berechtigt, „aber wir haben adäquate Antworten gefunden und die Begegnungen so abgepolstert, dass wir sie für möglich und vertretbar halten.“Pfarrer Dregger vertraut der Expertise der Entscheider in Politik und
Medizin. Sollte es doch noch Einschränkungen geben, „werde ich sie ohne jeden Groll und mit weitem Herzen befolgen.“Die Nutzung der beiden Hallen hält er für plausibel. „Blieben wir auf unsere Basilika beschränkt, müssten wir im ZweiStunden-Takt von morgens elf bis Mitternacht durchzelebrieren und zwischendurch umfassend lüften – da nutzen wir lieber zusätzlich die Hallen“, sagt er.
Die Sicherheit Fast alle Gemeinden planen im Vergleich zu den Vorjahren mehr, dafür kürzere Gottesdienste sowie Reservierungen – online oder über das Pfarrbüro. „Am ersten Tag der Voranmeldungen liefen die Drähte im Pfarrbüro zwei
Stunden lang heiß, die Nachfrage ist enorm“, sagt Heidkamp (siehe Info). Um die Nachfrage zu strukturieren, hat Joachim Decker, Pfarrer in Eller und Lierenfeld, entschieden, auf Online-Buchungen zu verzichten. „Wir geben nach den Gottesdiensten und im Pfarrbüro Karten aus, auf denen auch die Kontaktdaten eingetragen werden.“Für jeden der Heiligabend-Gottesdienste gibt es eine andere Farbe. In seiner Pfarrei wird es allein am 24. Dezember an drei Standorten insgesamt zehn Kinder- und Erwachsenen-Gottesdienste geben, die meisten dauern gut 30 Minuten. Damit reagiert auch Decker auf die coronabedingten Abstandsgebote. So können in St. Gertrud nur 90 Menschen in die Kirche kommen, sonst wären es mindestens 360 (ohne Stehplätze). Auf Security-Dienste verzichten fast alle Gemeinden. So nehmen in St. Lambertus Ehrenamtler die Rolle als Ordner wahr. Zwei Sicherheitskräfte wird es vor der Johanneskirche geben.„Das machen wir vor allem deshalb, weil wir an einem Ort liegen, bei dem wir auch mit Angetrunkenen rechnen müssen“, sagt Vetter.